Vandark - Ein Spooky-Abend am Kamin
Tagebuch zurück. Säuberlich legte sie das Band wieder um das Leder, knotete die Enden zusammen, schob das Pappstück mit dem Vermerk unters Band. Sie wählte zur Ablage die gleiche Position, zumindest soweit sie sich an ihre erste Entdeckung des Büchleins vor dem Öffnen erinnerte. Zwei Handbreit rechts daneben fiel ihr Blick auf eine Tongefäß, derer sie mehrere in dem Raum neben dem Kaminzimmer gesehen hatte. Auf diesem Tonkrug der mit einem Deckel verschlossen war, las sie die Inschrift einer kleinen Metallplatte:
Matthew Youngblood 1812 – 1844
Melanie stockte der Atem, sie wich einen Schritt zurück.
Mein Gott! Melanie spürte bis ins Mark das Frösteln in ihrem Rücken, das in den Nacken kroch und die Härchen links und rechts hinter den Ohren zum Aufstellen brachte.
Ganz cool, Melanie! Wovor solltest du Angst haben?
Sie versuchte, ihre Erregung abzukühlen und ging ans Fenster. Sie schob sie weg, diese kindische Angst. Ich Innerstes erboste sich über einen solchermaßen deplatzierten Aufbewahrungsort für eine Urne. Der Blick hinaus in die Nacht lenkte ihre Gedanken wieder in eine andere Richtung. Der Schneefall hatte gänzlich aufgehört, die Wolken hatten sich bis auf wenige Ausnahmen zurückgezogen. Klar funkelten die Sterne am Himmel.
Traumwandeln d zog ihr Mund sich zu einem Lächeln, als ihre Gedanken zum Hausherrn schweiften. Michael! Melanie war sich sicher, dass er gleich noch einmal bei ihr vorbeischauen würde. Sie hörte bereits seine Schritte auf der Treppe.
Eigenartig. Die Schneefläche draußen vor dem Haus schien unberührt. Waren die Gäste doch noch nicht gegangen?
Nur die Spur des Dieners führte e inige Meter von dem Haus weg. Dort stand Fafir allein im Schnee und hatte beide Arme in Richtung des Hauses ausgestreckt. Wie ein Priester posierte er dort und sprach irgendwelche Beschwörungen. Melanie konnte nichts hören, doch sah sie, wie des Dieners Mund Worte oder Töne artikulierte.
Es klopfte an der Tür.
„Ja!“ Melanie rief dies, ohne Ihren Kopf zu wenden. Sie schloss stattdessen ihre Augen und wartete sehnsüchtig darauf, was jetzt passieren würde, als sie die Tür sich öffnen hörte.
„Hallo Mel!“
Seine sonore Stimme schlich sich zielsicher in ihr Herz. Sie blieb weit weg in ihren Träumen verhaftet mit geschlossenen Augen regungslos stehen.
„Sind alle gegangen?“
„Ja, Liebste, alle sind wieder heim.“
Melanie hörte, wie Michael langsam von hinten an sie herantrat. An dem Lichtschein konnte sie durch die geschlossenen Augenlider erkennen, dass er die Kerze, die er in der Hand hielt, auf dem Fensterbrett abstellte. Sie fühlte seine Hände links und rechts an ihren Oberarmen. Da war er, dieser sanfte Druck. Melanie glitt in ihren Emotionen hoch auf eine weiche Wolke.
„Schön, dass du noch vorbei gekommen bist.“
„Ich konnte es nicht mehr erwarten! – Du fühlst dich wohl hier?“
„Ja“, hauchte sie, „und wie!“
„Hättest du Lust, auch morgen noch hier zu bleiben?“
„Vielleicht …“ Ihr Mund zog sich zu einem erwartungsvollen Lachen.
„Das würde mich von Herzen freuen. Es wird bestimmt einzigartig. Ich habe wieder einen Gast. Matthew.“
Sie führte i hre rechte Hand zu ihrem linken Oberarm und ihre linke zum rechten. Aufgewühlt legte sie ihre Hände auf die des Mannes, der sie zärtlich langsam hin und her wiegte. Sie fühlte seine Finger. Kalt, hart und knöchrig. Erschrocken riss sie die Augen auf. Durch den Lichtschein der Kerze konnte sie nicht mehr frei hinausschauen. Vielmehr spiegelte sich jetzt das erleuchtete Zimmerinnere in dem Fensterglas. Zu einer Säule gefroren starrte sie in Michaels Gesicht in den Glasreflexionen, sah die leeren Augenhöhlen in dem hautlosen Schädel! Die offenliegende Zahnreihe zog ein regloses Grinsen in die Fratze!
„ Aaaaaahhhhhhrrrrrrrrrr!“
Mit diesem letzten Schrei fiel Melanie in die kalte Bewusstlosigkeit.
Epilog - Der Morgen danach
Marc Henner und Bodo Rachmann verließen ihren Streifenwagen und inspizierten den Golf genauer.
„Sag mal, Marc, hat es letzte Nacht geschneit?“
„Nicht dass ich wüsste.“
Rachmann fasste in den Griff der Fahrertür.
„Offen! – Mensch, und der Schlüssel steckt!“
Henner blickt e sich um.
„Aber keine Spur von der Fahrerin zu entdecken. Was meinst du, schauen wir in die Bruchbude hinein?“
„Müssen wir wohl. Aber pass auf! Das Ding ist baufällig bis zum Geht-nicht-mehr.“
Henner sprang die Treppe
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