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Vandark - Ein Spooky-Abend am Kamin

Vandark - Ein Spooky-Abend am Kamin

Titel: Vandark - Ein Spooky-Abend am Kamin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudy Namtel
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ist schon weit vorgeeilt. Mitternacht ist nicht fern. Wir sollten diese Runde jetzt beenden.“
    Alle nickten stumm. Farfir sah jedem in die Augen. Bei Melanie blieb sein Blick hängen.
    „Verehrte Frau Görner, ich werde Sie sogleich zu Ihrem Schlafgemach geleiten.“
    „Danke …, Farfir“, stotterte sie.
    Der Diener verließ den Kreis. Melanie schaute in die Runde. Sie mochte die meisten dieser Menschen und ihre Geschichten. Ach was, sie mochte sogar ihre Rivalin, wenn es überhaupt eine war. Steffen König mit seinen Plüschtieren, Helga Wolless mit ihrem nächtlichen Krimi, Maria Schellig mit dem künstlich veränderten Robin, B.R.A.M. Stöcker mit der weißen Vampir-Lady, Edgar und Ellen Pohl mit dem peinigenden Gewissen und Arthur „Conny“ Doll mit den erschreckenden Geschehnissen im Dartmoor-Haus. Sei konnte sich tatsächlich vorstellen, noch einmal einen Abend mit ihnen zu verbringen. Vor allem natürlich mit dem Mann an ihrer Seite. Michael hatte seine Hand wieder auf ihre gelegt.
    „Geh“, flüsterte er. Sein Blick haftete an ihren Augen. „Ich werde gleich noch einmal bei dir vorbeischauen.“
    Das Prickeln durchströmte Melanies Körper. Vom Nacken fand es seinen Weg bis in die letzte Fingerspitze. Das Knistern in der Glut packte ihre Sinne in ein Meer aus dahinschwebenden Gefühlen. Melanie stand auf, gab Bechsteiner noch einen flüchtigen, fast schüchternen Kuss. Sie verabschiedete sich von den anderen mit einem dahingeworfenen „bis bald“, wobei sie nicht sagen konnte, warum sie diese Floskel benutzte. Wollte sie wirklich wiederkommen?
    Farfir führte sie durch die Kälte des Flures und der Treppe hinauf zu ihrem Zimmer.
    Nachdem der Diener eine Gute Nacht gewünscht hatte und wieder gegangen war, schaute Melanie sich genauer um. Direkt nach ihrer Ankunft hatte sie darauf verzichtet, war zu müde gewesen. Jetzt hatte sie die Zeit, war aufgewühlt in Erwartung der Nacht. So stand sie vor der kleinen Bücherwand jenseits des Betts.
    Im Regal entdeckte sie ein braunes Lederbüchlein, das etwa das Format eines einfachen Briefumschlages hatte. Das Buch schien sehr viele Jahre auf dem Buckel zu haben und machte anders als alle anderen Bücher in dem Regal einen sehr heruntergekommenen Eindruck. Dreck klebte auf Buchdeckel und –rücken, die zwar ganz offensichtlich einmal einer Reinigung unterzogen worden waren, wie Melanie an den Bürsten-Spuren auf dem Leder erkennen konnte, aber deren vermutlich einmal vorhanden gewesener Glanz unwiederbringlich verloren schien.
    Zwischen den Seiten lugten eingelegte gefaltete Papiere hervor. Ein um das Buch gewickeltes, mit den Enden verknotetes Band verhinderte, dass das Buch geöffnet werden oder etwas aus dem Buch herausrutschen konnte. Unter dem Band steckte ein Stück weißer Pappe, nicht mehr als eine Fingerlänge zum Quadrat groß, auf dem geschrieben stand: „ Buch bei Grabungen 1849 gefunden (a us dem Nachlass von George Stockton, London, 1872) “.
    Neugierig drehte Melanie das Stück in ihren Händen hin und her, betrachtete es von oben und unten und von den Seiten. Dann hielt sie sich nicht mehr zurück und löste fingerfertig den Knoten. Vorsichtig zog sie das Band von dem Buch und schlug die Seiten mit pochendem Herzen auf.
    Die Handschrift im Innern machte schnell klar, dass hier jemand im Jahre 1844 ein Arbeits- oder Tagebuch geführt hatte. Die Einträge in englischer Sprache handelten von Steinen und Erdschichten. Zeichnungen ergänzten hier und da die Texte. Melanie hatte zwar einige Mühe, die Handschrift zu entziffern. Doch das Verständnis für die Einträge wurde ihr durch ihre guten Englisch-Kenntnisse sehr erleichtert.
    Sie blätterte zu der Doppelseite vor, bei der das erste größere, zusammengefaltete Papier eingelegt war. Der handschriftliche Text veränderte hier seine Inhalte sehr. Ganz offensichtlich spielten Steine oder Geröll ab jetzt für den Tagebuch-Schreiber keine Rolle mehr. Etwas anderes fesselte sein Interesse.
    Nun wollte die junge Frau mehr wissen.
     

Kap 15  -  Violet
    (aus dem Nachlass von George Stockton)
     
    Melanie faltete den ersten Brief auseinander. Im Lichte der flackernden Kerze begann sie zu lesen.
     
    „ Lieber George!
    I ch weiß noch gar nicht so recht, wie ich es Dir beschreiben soll. Es fiele mir sicher leichter, wenn ich direkt Dir Aug‘ in Aug‘ gegenübersäße und wir, wie wir es doch so oft und so gern zelebrieren, bei einem Becher feinsten schottischen Whiskys unsere Gedanken

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