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Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Titel: Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffen Duck
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Problem war nur mit einem eigenen Wecker zu lösen, der auf 5.50 Uhr gestellt würde.
    Hoffentlich würden nicht zu viele der anderen Soldaten die gleiche Idee haben!

    Draußen war es naßkalt, zudem noch stockdunkel und es nieselte leicht. Wilfried stolperte den anderen hinterher.
    Er war beileibe kein Sportmuffel, wenn es auch nicht zu Spitzenleistungen reichte. Durch regelmäßiges Training hatte er auf dem Abiturzeugnis in Sport eine Zwei erreichen können, die einzige neben den Einsen in den übrigen Fächern.
    Sport - gut und schön, aber alles zu seiner Zeit! Auf einer Liste der an der Armee hassenswerten Dinge stand der Frühsport für ihn an erster Stelle.

    Nach Katzenwäsche und Stehfrühstück wurden die Soldaten mit der Führung der Ausbildungskompanie bekanntgemacht. Der Vorgesetzte, der den gestrigen Maskenball durchgeführt hatte, erwies sich als Fähnrich Fritzsch in der Funktion des Hauptfeldwebels, auch als „Spieß“ bezeichnet oder „Mutter der Kompanie“; er stellte die anderen Unteroffiziere und Offiziere vor.
    Einzeln traten sie bei Nennung ihres Namens, Dienstgrades und Dienststellung vor und salutierten vor den angetretenen Soldaten.
    Diese Ehrerweisung hatte durchaus etwas Rührendes für Wilfried; sein Gefühl trog ihn nicht, denn dergleichen sollte er nicht allzu oft erleben.
    „Der Kompaniechef - Genosse Oberleutnant Sellering!“
    Sellering war eine stattliche Erscheinung mit durchtrainiertem Körper. Allerdings besaß er ein Babyface mit abstehenden Ohren; um seine Kußlippen hätte ihn wohl so manche Frau beneidet.
    Es folgte die Vorstellung der Zugführer. Der Zugführer des dritten Zuges, dem Wilfried angehörte, war Oberleutnant Turner-ein sympathischer Typ mit schwarzgelocktem Haar, welches unter der Uniformmütze hervorlugte.

    Wenige Tage später berichtete Turner von sich, er sei Offizier auf Zeit, ein „Dreiender“ also, der zunächst ausgemustert worden war - weshalb, teilte er nicht mit - und deshalb Maschinenbau studiert habe. Nach dem Studium habe er darum kämpfen müssen, doch noch bei der NVA dienen zu können.
    Bei aller Sympathie, die Wilfried für diesen Turner hegte, kam ihm dies doch reichlich suspekt vor. Eine diesbezügliche Frage an Turner zu richten, verbot sich aber von selbst.
    Trotzdem vermeinte Wilfried, in Turner eine wie auch immer geartete Stütze finden zu können aufgrund so mancher Übereinstimmung als Hochschulkader. Und richtig, das geistige Niveau Turners überragte das aller anderen vorgestellten Berufsoffiziere, der 25 - Ender.

    Die Gruppenführer waren allesamt Unteroffiziere auf Zeit - „Dreiender“ wie Turner, bis auf Unterfeldwebel Eisbär, der als Berufsunteroffizier am Anfang seiner 10 - jährigen Dienstzeit stand.
    Als Wilfried dies hörte, wurde ihm wieder übel, stellvertretend für Eisbär, der recht umgänglich zu sein schien. Von hagerer Gestalt, hatte er ein kantiges Gesicht und hellblondes, fast weißes Haar. Sein Gesicht war rot, anscheinend vertrug er kaum die Sonne, nicht einmal im November.
    Wenn Wilfried später ein um das andere Mal den Spruch „Unterfeld is´ meine Welt, viele Tage, wenig Geld!“ hörte, dachte er immer nur an Eisbär.
    Als Eisbär wenige Wochen später sein linkes Auge verlor, daselbst er bei einer Raupe mit einem Vorschlaghammer einen verklemmten Bolzen herausschlagen wollte und dabei ein Metallsplitter sein Auge traf, war Wilfried unsagbar traurig.
    Wie sehr hatte er ihm gewünscht, er könnte daraufhin wenigstens seinen Abschied von der NVA nehmen; man ließ Eisbär jedoch nicht gehen.
     
    Neben Vogel erwiesen sich noch zwei weiter Unteroffiziere als bedeutsam für Wilfried, hauptsächlich ihrer schillernden Persönlichkeit wegen: Ihberg und Schellenberg.
    Ihberg - der Abiturient mit dem Wunsch, Maschinenbau zu studieren, war der Pragmatiker schlechthin. Sein Gesicht zierte eine kantige Brille mit ziemlich kleinen Gläsern und Metallgestell, sein tiefschwarzer Stoppelbart ließ ihn trotz täglicher Rasur etwas verschmiert im Gesicht aussehen - nie war man sich sicher, ob er sich nicht doch mit ölverschmierten Händen ins Gesicht gefaßt hatte.
    Schellenberg hingegen war der Grobmotoriker von schlaksigem Habitus mit Bauchansatz.
    Seine Gesten waren dementsprechend weit ausholend und ungelenk.
    Dicke Sammellinsen im schwarzen Hornbrillengestell ließen seine Augen in enormer Größe erscheinen, nicht vorhandene Entspiegelung bewirkte Lichtreflexionen, sobald er ins Freie trat, aber auch schon

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