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Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Titel: Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffen Duck
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zurückgelassene gebrochene Herzen machte er sich wenig Gedanken.
    „Die Weiber wollen doch gefickt werden,“ war seine Antwort auf Wilfrieds diesbezügliche Frage, „ich erfülle doch nur ihre Wünsche.“
    Fast hätte Wilfried ihn ob seiner schweren MHM (Mission der Hälftigen Menschheitsbeglückung) bedauert.
    Mitunter kam es dabei aber auch zu Komplikationen, wie er berichtete:
    Einmal habe er sich gerade noch aus dem Hintereingang schleichen können, als vor dem Haus der Trabant der Eltern vorfuhr, sich noch am rauhen Stoff der schweren Wohnzimmergardine den Penis verletzend, als er ihn abwischte.
    Ein andermal hatte er die Ehefrau eines Soldaten verführt. Die Frau hatte anschließend nichts besseres zu tun gehabt, als es ihrem Ehemann zu beichten, woraufhin der Gehörnte seinen Regimentskommandeur um Hilfe gebeten hatte, welcher wiederum Oberst Nolte, den Kommandeur des IBR-12, um Amtshilfe ersuchte.
    Die Affäre endete schließlich für Gansthaler mit drei Tagen Arrest in der Zelle der Stabskompanie.

    Weit unschöner war es um Hauptmann Werner bestellt, der mehrfach seine 13 - jährige Tochter sexuell mißbraucht hatte, wie die Gerüchte im IBR-12 besagten.
    Tatsache war, daß Wilfried ihn kurz darauf im Stab in Offiziersuniform, jedoch mit den Schulterklappen eines Soldaten zu sehen bekam. Anscheinend hatte man ihn degradiert.
    Gerichtlich wurde er jedoch nie belangt.

    „Das Luder hat ihn doch verführt!“ krakeelte Egon Blauw im Dienstzimmer des Spießes.
    „Man kennt das ja: ,Halb zog sie ihn, halb sank er hin.´“
    „Sie ist aber oft in den Hausflur gerannt und hat gerufen: ,Vati, laß mich!´“ erwiderte der Spieß. „Dadurch ist das ja erst rausgekommen.“
    Egon Blauw brummte noch etwas Unverständliches und verließ türeschlagend das Dienstzimmer. Putz rieselte von der Wand.

    Menschenmaterial:
    Stars Kind war tot. „Plötzlicher Kindstod“ lautete die Begründung für den beantragten Sonderurlaub.
    „Komisch, sehr komisch,“ sinnierte der Spieß. „Nicht, daß die Frau das in Absprache mit ihm getan hat, damit er Sonderurlaub kriegt. Was denken Sie, Schreiber?“
    Wilfried blieb vor Entsetzen stumm.
    Später fragte er sich, was ihn wohl mehr entsetzt hatte, die tatsächliche Möglichkeit eines Kindsmordes oder die Unterstellung des Spießes.
    Stars Antrag auf Sonderurlaub wurde abgelehnt.

    +++Verkehrsunfall durch Nichtbeachten von Fußgängern auf dem Fußgängerüberweg, Kind, 8 Jahre, tödlich verletzt, Mutter trug schwere Verletzungen davon , (Die Übermüdung des Kraftfahrers der Transportkompanie aufgrund der erteilten Dienstaufträge blieb bei der Verhandlung unberücksichtigt.)

    +++Unfall durch Verstoß gegen Befehl 30/74: Von der Ladefläche des W-50 auf der Autobahn Leipzig-Berlin fielen im Vollrausch zwei Soldaten, wurden vom Hänger noch ca. 200 m mitgeschleift, bis der ebenfalls betrunkene Ladeflächenverantwortliche den Kraftfahrer alarmierte. Ein Soldat erlag seinen Verletzungen sofort, der andere wenig später im Krankenhaus. (Bestraft wurde der Kraftfahrer, der sich vor Antritt der Fahrt hätte vergewissern müssen, daß auf der Ladefläche kein Alkohol konsumiert würde, nicht jedoch der Ladeflächenverantwortliche, über den aus nicht nachvollziehbaren Gründen Major Klar die schützende Hand hielt. Als Konsequenz wurden fortan an Lkw mit Soldaten auf der Ladefläche keine Hänger mehr angehängt.)

    Das Lachen:
    Der Auftrag an die Satire im Sozialismus lautete, dagegen zu sein, weil sie dafür zu sein hatte.
    Wurde dieser Auftrag im Sketch zu offensichtlich, bemerkte man nach B. Brecht rasch die Absicht und war verstimmt. So nahm es nicht Wunder, daß im Kabarett, gleich ob „Pfeffermühle“ in Leipzig, „Herkuleskeule“ in Dresden, „Fettnäppchen“ in Gera die Lacher rar gesät waren.
    In der Berliner „Distel“ hingegen waren, Gerüchten zufolge, die Verhältnisse besonders speziell: Der für Kabarettverhältnisse sehr große Zuschauerraum bot genügend Platz für stasigedungene Claqueure, deren Lachen an den ihnen geeignet erscheinenden Stellen eingespielt wurde.
     
    Um die Armeeangehörigen in ihrem besonderen Auftrag zur Sicherung von Frieden und Sozialismus nicht etwa zu verwirren, hatte man ganz spezielle Programme für sie geschrieben: Satire, die dafür war, weil sie dafür zu sein hatte.
    Der Gefahr eines leeren Saales für ein solches Programm war bei der NVA sehr einfach zu begegnen - man deklarierte die Aufführung zur

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