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Varus - Historischer Roman

Titel: Varus - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Kammerer
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Gebiete, in denen die Unruhen sind. Ohne die Behinderung durch einen allzu großen Tross kämen die Legionen weitaus zügiger voran, und Arminius stieße in den bedrohten Gebieten wieder zum Heereszug, denn sein Truppenteil könnte auf dem Fluss aufholen.«
    Ceionius musterte seinen Kollegen, während er über dessen Vorschlag nachdachte. Beide stammten sie von Legionären ab, die sich für das römische Heer krummgelegt hatten. Wie Ceionius hatte sich auch Eggius in drei Jahrzehnten vom einfachen Gemeinen über den Gefreiten zum Centurio emporgearbeitet. Zahlreiche Einsätze und Verletzungen, etliche mutige Vorstöße und manche standhafte Verteidigung einer Stellung hatten ihm so viele Verdienste eingebracht, dass er zum ranghöchsten Centurio der Achtzehnten Legion aufgestiegen war. Dass der amtierende Lagerpraefect ihn damals zu seinem Nachfolger vorgeschlagen hatte, war niemandem verwunderlich erschienen.
    »Es wird nicht leicht sein, Varus die Zustimmung zu diesem Vorschlag zu entlocken«, sagte Ceionius. »Du weißt, wie ungern er sich von diesem Mann trennt, wenn er in der Germania unterwegs ist.«

    »Im Grunde hat er recht. Aber schließlich gibt es nicht nur Arminius, sondern auch noch andere Fürstensöhne der Barbaren, die uns als Offiziere dienen.«
    »Und wie willst du ihm das beibringen?«
    Achselzuckend steckte Eggius die Daumen unter seinen Gürtel. »Ich zähle auf deine Unterstützung.«
    Ein schiefes Grinsen verriet, dass er sich seiner Sache keineswegs so sicher war, wie seine Worte vermuten ließen. Missmutig erinnerte sich Ceionius an den Barbaren, mit dem er sich verabredet hatte und den er nicht zum Zeugen des gewünschten Gespräches machen wollte.
    »Gut. Wir treffen uns vor der eigentlichen Unterredung und bitten Varus um Gehör, bevor die anderen eintreffen.«
    Eggius neigte den Kopf ein wenig länger, als für ein Nicken nötig war, und Ceionius genoss die Anerkennung, die in dieser Geste lag, als beide nach wortlosem Gruß ihrer Wege gingen.

    Wie befohlen stellte Caldus sich bei Vala ein und traf den Legaten im Innenhof des Hauses an, vertieft in einige zusammengeheftete Papyrusblätter und umgeben von einigen Gefreiten. Er blickte kaum auf, als Caldus grüßte, und bedeutete ihm zu warten.
    Wie alle festen Gebäude in diesem Lager war das Haus im vergangenen Frühjahr erbaut worden, um für die Bequemlichkeit der hohen Offiziere zu sorgen, während die meisten Soldaten weiterhin in Zelten hausten und sich schon allein deshalb auf die Rückkehr in die festen Standlager auf der gallischen Seite des Rhenus freuten. Doch auch die Offiziershäuser genügten kaum den Ansprüchen ihrer Bewohner. Die dünnen Wände sperrten die Nachtkälte nur unzureichend
aus, und der häufige Regen tat ein Übriges, selbst wenn sie in diesem Sommer glimpflich davongekommen waren.
    »Tribun!«
    Caldus fuhr herum und fand sich Auge in Auge mit dem Legaten, der eine Miene zog, als hätte er in etwas Saures gebissen.
    »Es tut mir leid, ich … war in Gedanken«, stammelte Caldus.
    Valas Mundwinkel zuckten. »Ich werde später nachkommen, wenn die Frage geklärt ist, wie die Versorgung der zusätzlichen Pferde abgewickelt wird. Pass also gut auf, damit du mich in Kenntnis setzen kannst. Und noch eins!« Der Legat hob warnend den Zeigefinger. »Halte dich mit deinen Weisheiten zurück, Gaius Caelius! Dies ist dein erstes Jahr beim Heer, und der Statthalter hat deinem Vater versprochen, dafür zu sorgen, dass ein ordentlicher Offizier aus dir wird - kein vorlauter Klugscheißer! Haben wir uns verstanden?«
    »Ich bin kein ungebildeter Narr, Quintus Numonius!«, entgegnete Caldus.
    »Das wohl nicht, aber du hast dich erst kürzlich dem Spott der Truppe ausgesetzt, und da ich für dich geradestehen muss, fordere ich dich auf, in Zukunft den Mund zu halten und zu lernen, anstatt dich wichtigzutun.«
    Heiß stieg Caldus das Blut in die Wangen. Es beschämte ihn, dass auch Vala ihn für einen nutzlosen Dummkopf hielt, der den alten Kämpen nur im Weg herumstand. Tribune wie er, meist Söhne einflussreicher Senatoren, wurden argwöhnisch beäugt, als hätten ihre Väter sie ausschließlich zu dem einen Zweck abgestellt, um den Offizieren und Soldaten Schwierigkeiten zu machen oder sie gar zu überwachen. Caldus nickte mühsam. Ausgerechnet von Vala, der dem Senat
näherstand als die meisten anderen Offiziere, hatte er diese Einschätzung nicht erwartet.
    »Und jetzt mach, dass du ins Stabsgebäude kommst, Tribun!«,

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