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Varus - Historischer Roman

Titel: Varus - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Kammerer
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Führer einer Truppe von Kundschaftern und Pfadfindern, und mein Sohn Iulius Segimundus dient als Priester des Augustus und der Roma in der Stadt der Ubier«, begann der Cherusker nach einer
tiefen Verneigung mit belegter Stimme. »Ich bitte um die Gunst, angehört zu werden, Publius Quinctilius, Statthalter des Caesar.«
    Es dauerte eine Weile, bis Varus ihm einladend die geöffnete Rechte entgegenstreckte, doch der Barbar zögerte.
    »Die Nachricht erfordert Vorsicht«, sagte er. »Wenn es möglich ist …«
    Varus musterte ihn einige Atemzüge lang, während sich ringsum leises Murren erhob. Das Ansinnen, den Statthalter allein zu sprechen, war mehr als dreist.
    »Es ist sehr wichtig, Statthalter des Caesar!«, drängte der Barbar.
    Varus zog die Brauen hoch und erhob sich. »Dann erledigen wir das nebenan«, sagte er und ging voran in den nächsten Raum. Ein Wink zeigte Caldus, dass er ihm ebenso folgen solle wie Ceionius. Verblüfft zögerte Caldus einen Augenblick, ehe er hinter dem Statthalter her hastete.
    Als sie den Nebenraum betreten hatten, schickte Varus mit schnellen Handbewegungen Gefreite und Sklaven hinaus. Ihm waren nur ein gut gekleideter Freigelassener gefolgt, der sich unauffällig im Hintergrund hielt, und zwei Leibwächter, die sich neben der Tür aufpflanzten.
    »Gibt es Neuigkeiten aus den Gebieten der Brukterer und Tubanten? Willst du ein gutes Wort für deinen Sohn einlegen? Oder warum bist du hier, Segestes?«
    Der Barbar schien zu zögern, schüttelte dann langsam den Kopf; schließlich trat er einen Schritt vor und blickte Varus eindringlich an. »Du solltest dich hüten vor den Umtrieben der Fürsten der Cherusker. So mancher, der dir als Offizier Gehorsam schuldig ist, spinnt hinter deinem Rücken aufrührerische Pläne.«
    Augenblicklich herrschte Stille im Raum.

    »Das sind schwerwiegende Anschuldigungen«, brachte Varus nach einer Weile hervor. »Erkläre dich, Segestes!«
    »Du solltest alle Fürsten der Cherusker verhaften lassen, sowohl diejenigen, die dir als Offiziere dienen, als auch diejenigen, die in ihre Burgen zurückgekehrt sind, nachdem sie dir huldigten. Denn sonst wirst du keinen Aufstand niederschlagen, sondern durch einen zugrunde gehen! Du und ein Großteil deines Heeres!«
    »Keine leeren Anklagen! Nenne mir Namen! Dann werden wir weitersehen.«
    »Nur wenige sind nicht beteiligt. Du solltest jeden von uns in Ketten legen lassen. Mich eingeschlossen.«
    Caldus hatte es den Atem verschlagen, und Ceionius sank in einen der Sessel wie ein Stein, der im Wasser unterging. Segestes hingegen stand stocksteif da.
    »Dich eingeschlossen?«, fragte Varus. »Klagst du dich selbst an?«
    »Ich klage mich an, zu lange geschwiegen zu haben, weil ich mir zu sicher war, dass die Verschwörer nicht imstande wären, genügend Fürsten heimlich um sich zu scharen. Doch es ist ihnen gelungen, Publius Quinctilius! Sie haben ihr Netz ausgelegt und lauern bereits im Hinterhalt.«
    »Wer, Segestes?«, rief Varus dröhnend. »Wer lauert bereits im Hinterhalt? Und wo?«
    Der Barbar atmete sichtlich schwer, seine Kiefer arbeiteten, seine Kehle hüpfte. »Das Geschlecht des Segimerus ist führend an den Plänen beteiligt«, sagte er tonlos, »ebenso diejenigen unter den Anführern der barbarischen Hilfstruppen, die aus seinem Hause stammen wie sein gleichnamiger Neffe und sein ältester Sohn Arminius. Außerdem -«
    »Halt!«, unterbrach Varus ihn, leise, aber scharf. »Wiederhole, was du soeben sagtest!«

    Es schien kälter geworden zu sein; Caldus fröstelte. Dieser Barbar verleumdete seine Landsleute - eine andere Deutung dieser ungeheuerlichen Aussage konnte es nicht geben. Arminius war der beste Mann, den sie hatten. Mit eigenen Augen hatte Caldus sich davon überzeugen können.
    »Es ist die Wahrheit, Publius Quinctilius!«, setzte Segestes nach. »Arminius ist das Haupt der Verschwörer, die euch aus dem Land zwischen Albis und Rhenus vertreiben wollen!«

IV
    Das ist ungeheuerlich!« Varus’ donnernde Stimme ließ Vala in der Tür zurückprallen. Der Statthalter stand zwei Schritt vor dem Barbaren, den er wohl soeben angehört hatte, ballte die Fäuste, und seine Augen sprühten dunkle Fun ken. Vala sah Caldus unter den wenigen Offizieren, die Varus in diesen Raum beordert hatte, und ging zu ihm hinüber. Die Miene des jungen Tribuns war blass und angespannt.
    »Was hat er gesagt?«, flüsterte Vala.
    »Dass barbarischen Hilfstruppen eine Meuterei beabsichtigen«, presste der

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