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Varus - Historischer Roman

Titel: Varus - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Kammerer
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Tribun hervor.
    »Eine … was?«
    Caldus nickte steif. »Und zu den Anführern gehöre Arminius.«
    Vala wischte sich mit der Hand über die Stirn, als könnte er damit Ordnung in die Gedanken bringen, die wie ein aufgescheuchter Vogelschwarm in ihm schwirrten und sich nicht fassen ließen.
    »Das ist doch Irrsinn«, murmelte er, doch Caldus bedeutete ihm mit einem eindringlichen Kopfschütteln zu schweigen. Erst jetzt wurde Vala das Murmeln und Flüstern ringsum bewusst.
    »Kannst du Zeugen vorweisen?«, bellte Varus, und der Barbar schien unter seiner Stimme einzuknicken.

    »Secutus, Soldat aus der Dritten Turma der Germanischen Ala des Arminius«, entgegnete Segestes hastig.
    »Wir befragen zunächst einmal die Beschuldigten«, entgegnete Varus. »Mögen dir die Götter gnädig sein, Segestes, wenn sich deine Worte nicht bestätigen.«
    Nicht alle Offiziere des Stabes waren in diesem Raum versammelt, aber doch einige der wichtigsten, und während die Stimmen allmählich leiser wurden, näherte sich drau ßen auf dem Gang das Getöse genagelter Stiefel, das vor der großen Doppelflügeltür abrupt verstummte, abgelöst von einem hallenden Pochen. Die Türflügel schwangen auf, und vier bullige Praetorianer marschierten herein, in ihrer Mitte Arminius. Der Cherusker hielt sich kerzengerade und seine Miene war verhärtet. Als sie in ehrerbietigem Abstand vor dem Statthalter stehen blieben, verschränkte er die Arme vor der Brust. Nach ihm wurden weitere Offiziere und Anführer der Barbaren hereingeführt, darunter auch der blonde Segimerus, der düster vor sich hin stierte.
    Vala zog die Brauen zusammen und deutete auf Arminius. »Er soll …?«
    Als Caldus nachdrücklich nickte, wie um ihn damit zum Schweigen zu bringen, verengte Vala die Augen; Zorn gärte in ihm. Dass Varus ausgerechnet diesen unerfahrenen kleinen Tribun mit hineingewunken hatte und nicht ihn, den ranghöheren Legaten, verletzte seinen Stolz. Er heftete den Blick auf den trotzigen Barbaren, den Varus schweigend musterte.
    Erst nach einer Weile, die Vala endlos erschien, deutete Varus auf Segestes.
    »Dieser Mann, Iulius Segestes, Führer einer Einheit von Kundschaftern, Vater eines Priesters für Augustus und Roma am Altar der Ubier, hat schwere Vorwürfe gegen dich erhoben, Tribun Arminius.«

    Arminius ließ die Arme fallen und drehte sich zu dem Ankläger um, und Vala glaubte, ein flüchtiges Lächeln auf den Zügen des Barbaren zu erkennen.
    »Er beschuldigt dich, an den Plänen zu einer Meuterei beteiligt zu sein und dich mit Fürsten verschworen zu haben, um die Stämme zu Aufständen anzustacheln.«
    Ein Zischen flog durch den Raum. Vala fröstelte. Er wusste von den Erhebungen der Barbaren in der Vergangenheit, er kannte ihre wilde Grausamkeit, ihre unbeugsame Entschlossenheit, die nur durch die Anwendung äußerster Gewalt niedergeschlagen werden konnten.
    »Das ist also die Anklage, die mein Freund und Verwandter Segestes gegen mich erhebt, Publius Quinctilius?«, fragte Arminius, und als Varus nickte, seufzte er und blickte ihm in die Augen. »Die hier anwesenden Offiziere deiner Hilfstruppen haben sich gegen dich verschworen und ein geheimes Bündnis mit den unzufriedenen Fürsten verschiedener Stämme geschlossen. Deine Legionen sollen auf dem Marsch zu den festen Lagern an den gallischen Ufern des Rhenus angegriffen und zerschlagen werden. Dann wird ein schneller Vorstoß tief in das ungeschützte Gallien erfolgen. Die Beute ist bereits verteilt. Auf den Trümmern eurer Herrschaft werden wir ein Königtum errichten, neben dem Maroboduus’ Reich wie ein Schweinekoben aussehen wird. Und die römische Herrschaft diesseits des Alpengebirges wird nur noch der Schatten einer Erinnerung sein. Unsere Namen werden auf alle Zeit von unseren Nachfahren besungen werden, während dein Name, Publius Quinctilius, mit der Schande der schlimmsten Niederlage, die dem römischen Heer je zugefügt wurde, befleckt sein wird.«
    Vala krampfte die Hände um den Gürtel. Die Kühnheit
dieses Mannes, der Varus fast herausfordernd anschaute, erschien ihm ungeheuerlich. Alles in ihm wehrte sich gegen den Gedanken, dass die Anschuldigungen wahr sein könnten, und als er einen raschen Blick auf das Gesicht des Statthalters warf, sah er darin ein Echo seiner Gedanken.
    »Das glaubst du?«, setzte Arminius plötzlich nach.
    Er schüttelte den Kopf und das bekannte spöttische Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Dann wandte er sich zu Segestes um. »Mir ist ja

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