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Varus - Historischer Roman

Titel: Varus - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Kammerer
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Caesar, der Stiefsohn des Caesar Augustus, dessen Bruder Drusus auf einem Feldzug in der Germania zu Tode gekommen war. Und kaum hatte das Gebiet als befriedet gegolten, schickte Caesar einen Mann, der sich besser mit den Gesetzen auskannte als mit dem Kriegshandwerk.
    Das nachdrückliche Eintreten des neuen Statthalters für
die Einhaltung der Gesetze, das Abhalten von Märkten und die Errichtung neuer Siedlungen anstelle kriegerischer Unternehmungen hatte seinen Ruf unter den Offizieren nicht verbessert, obwohl seine Bemühungen sichtlich Früchte trugen. Die Empörungen unter den Brukterern und Tubanten waren die ersten Unruhen seit seiner Amtseinführung, und sie waren zwar ärgerlich, aber im Grunde unbedeutend. Arminius drängte mit Recht darauf, dieser Gegend auf dem Weg in die festen Standlager am Rhenus einen Besuch abzustatten, um die Aufrührer zu bestrafen und die treuen Fürsten, was Varus weitaus lieber tat, zu stärken.
    Sie erreichten den Waldrand, zügelten ihre Pferde, um auf den festen Weg zurückzukehren, und ließen die Tiere im sanften Trab auslaufen.
    »Es dürfte schwierig sein, einen Senator zu finden, der bereit wäre, diesem Mann eine Tochter zur Frau zu geben«, begann Varus von neuem. »Aber genau das wünsche ich mir. Es würde Arminius enger und fester als alles andere binden.«
    Verdutzt schaute Vala ihn an. »Hast du ihm eine solche Verbindung in Aussicht gestellt?«
    Lachend legte Varus den Kopf in den Nacken. »Wo denkst du hin? Nicht bevor ich eine Möglichkeit sehe, dieses Ansinnen in die Tat umzusetzen. Wir haben ja Zeit. Mir bleibt noch über ein Jahr, und die Wintermonate werde ich in Lugdunum verbringen. Vielleicht werde ich sogar Rom einen Besuch abstatten, doch das hängt davon ab, wie lange mich die gallischen Fürsten mit ihren Begehren in Anspruch nehmen.«
    Vala richtete den Blick zwischen die zuckenden Ohren seiner Rappstute. Die Pläne des Statthalters erschienen ihm verwegen, seine hohe Wertschätzung des ehrgeizigen jungen Cheruskers befremdete ihn. Dass ein Senator einen Schützling fremdländischer Abkunft förderte, war nichts Ungewöhnliches,
wohl aber, dass er für diesen eine Verbindung zu einem Senatorengeschlecht durch eine Heirat in Erwägung zog.
    »Übermorgen ist Markt und Gerichtstag, in fünf Tagen werden wir aufbrechen«, sagte Varus. »Hoffen wir, dass uns die Götter nicht mit üblem Wetter überraschen, damit wir zügig vorankommen. In diesem Sommer haben sie uns allzu sehr verwöhnt - auch wenn die Trockenheit dafür gesorgt hat, dass die Brunnen lehmig wurden.«
    »Die Vorzeichen waren günstig.«
    »Die Vorzeichen!« Der Statthalter zog die Stirn in Falten. »Mein junger Freund, wer selbst einmal ein Augurenamt bekleidete, weiß, was Vorzeichen wert sind. Ganz gleich, ob es sich um Vogelflug oder Eingeweide handelt.« Die Zügel in die Linke nehmend, hob er die Rechte und spreizte die Finger, um das Sonnenlicht durch die knotigen Gelenke zu filtern. »Das einzige Vorzeichen, auf das ich vertraue, ist die Gicht. Wenn ich meine Hände nicht richtig benutzen kann, dann gibt es Regen.« Er lächelte Vala zu, krümmte und streckte spielerisch die Finger. »Die Vorzeichen sind tatsächlich günstig.«

    Zufrieden strich Ceionius über die sorgfältig vernagelten Kisten, in denen Ausrüstung verstaut worden war, Teile von kleinen Geschützen und Munition. Einen Großteil dieser Ausrüstung würden sie im Tross mitführen, um der Notbesatzung, die im Winter hier verbleiben sollte, nicht zu viel Verantwortung und Arbeit aufzubürden. Allein die Pflege des Materials nahm etliche Handwerker in Anspruch. Die dafür zuständigen Einheiten konnten sie ja nicht einfach zurücklassen, außerdem mussten Ersatzteile aus den Werkstätten
jenseits des Rhenus beschafft werden, um schadhafte Stücke instand zu setzen. Ceionius klopfte anerkennend auf die oberste Kiste und lächelte vor sich hin.
    »Praefect?«
    Ein Schatten in Tunica und Umhang füllte den Türrahmen; erst als der Mann eintrat, erkannte Ceionius an dem fransenbesetzten Umhang und den Beinlingen aus fester Wolle, dass es sich um einen Barbaren in römischen Diensten handelte. Sicher einer der unbedeutenderen Kleinfürsten, deren Namen man sich ohnehin nicht merken konnte.
    »Ich bin Iulius Segestes«, sagte der Fremde mit schwerem einheimischem Zungenschlag. »Ich befehlige eine Auxiliareinheit von Kundschaftern und Pfadfindern.«
    Ceionius zog die Brauen zusammen und musterte den Mann. Dieser

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