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Varus - Historischer Roman

Titel: Varus - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Kammerer
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die ihm Scherzworte nachwarfen, erreichte eine von Erlen und Weiden bestandene Aue, durch die sich die Arme eines Baches schlängelten. Caldus ließ den Goldfuchs auslaufen, der in einen gemächlichen Trab und dann in den Schritt fiel, bevor er stehen blieb, schnaubend den Hals schüttelte, dass die Beschläge des Zaumzeugs klingelten. Vorsichtig stakste er durch den Schlamm zum Bach, blies über das Wasser, als prüfte er es, und tauchte dann die Nase ein, um zu trinken.
    Jenseits des Baches wiegte sich Schilf im Wind, und das Rauschen des Laubes übertönte das ferne Dröhnen des marschierenden Heereszuges. Caldus dachte an seinen Vater, einen rührigen Mann, der es ihn spüren lassen würde, dass er durch sein Verhalten die Ehre der Familie der Lächerlichkeit preisgegeben hatte. Caldus ballte die Faust, hob sie, klopfte
dann aber nur sachte auf eins der Sattelhörnchen. Gegen den Vater konnte er nichts ausrichten. Nicht solange er auf ihn angewiesen war.
    Als er dem Goldfuchs die Fersen in die Flanken drückte, warf dieser mit einem leisen Wiehern den Kopf hoch. Caldus wendete den Hengst und trieb ihn an, was sich das Tier nicht zweimal sagen ließ. Eifrig pflügten die Hufe Lehmbrocken aus dem Boden, während er am Waldrand entlangflog.
    Hufschlag näherte sich. Mit einem Blick über die Schulter erkannte Caldus den Lagerpraefecten Ceionius, der auf seinem schnaufenden Rappen heranpreschte. Caldus verlagerte sein Gewicht, was den Goldfuchs in einen leichten Tölt fallen ließ, sodass Ceionius sich zu ihm gesellen konnte.
    »Kränkt es dich sehr?«, fragte der Lagerpraefect ohne weitere Erklärungen.
    »Wenn dem so wäre, ginge es dich nichts an«, entgegnete Caldus, ohne Ceionius anzusehen.
    »Sachte, Gaius Caelius! Ich zumindest habe nicht die Absicht, dich zu kränken. Im Gegenteil, ich würde gerne erfahren, was zu diesem Befehl geführt hat.«
    Caldus starrte unverwandt vor sich hin und antwortete nicht, obwohl es ihn drängte, seinem schwelenden Groll Luft zu machen. Sein Goldfuchs eilte dem Rappen des Lagerpraefecten ein wenig voraus, was ihm nur recht war, denn so konnte Ceionius nicht in seiner Miene lesen. Eine Weile ritten sie gemeinsam weiter, wobei sie sich allmählich dem lärmenden Heereszug näherten; einige Soldaten sangen zur Aufmunterung schlüpfrige Spottlieder, aber Caldus konnte nicht verstehen, über wen die Männer herzogen. Insgeheim argwöhnte er, selbst gemeint zu sein, schüttelte aber den Gedanken ab wie eine lästige Fliege. Neben ihm wippte der Kopf des Rappen.

    »Wenn du mir sagst, was du angestellt hast, kann ich vielleicht bei Vala ein Wort für dich einlegen.«
    »Nicht nötig«, entgegnete Caldus und trieb sein Pferd vorwärts.
    Der Lagerpraefect holte auf, drängte den Goldfuchs mit dem Körper seines kampferprobten Rappen in den Morast, dass er langsamer wurde.
    »Was willst du von mir?«, blaffte Caldus aufgebracht.
    »Du bist ein begabter junger Mann, Gaius Caelius. Ich verstehe nicht, wie es zu dieser … Strafe kam. Da muss ein Missverständnis vorliegen.«
    Caldus zügelte den Goldfuchs und wandte sich dem Lagerpraefecten zu, der seinen Rappen ebenfalls zum Stehen brachte. Er schaute in Ceionius’ dunkle Augen, fand dort jedoch nichts als wohlwollende Neugier.
    »Erinnerst du dich an die Klage des Segestes?«, begann er, und Ceionius nickte. »Kurz bevor Arminius und Segimerus gestern aufbrachen mit dem Befehl, die verstreut postierten Truppen zu sammeln und in den Rücken des Feindes zu führen, erfuhr ich, dass die Anschuldigungen durchaus begründet sind. Ich glaube, dass der Zeuge, den Segestes beibringen wollte, ermordet wurde.« Er senkte den Kopf und grub die Zähne in die Unterlippe. »Aber ich kam gar nicht dazu, diesen Verdacht zu äußern.«
    Eine Weile schwiegen sie, und der Lärm der Truppen auf dem nahen Damm übertönte sogar den Herzschlag, der in Caelius’ Hals pochte.
    »Das könnte man durchaus vorschnell nennen«, sagte Ceionius schließlich. »Andererseits frage ich mich, was Arminius damit erreichen wollte. Er ist ein kluger Mann, er würde niemals eine Gefahr eingehen, die ihn und seine Männer in den sicheren Untergang führt. Und zwei Alen gegen drei Legionen
und einige Truppen mehr - wie, denkst du, ginge das wohl aus?«
    Caldus spürte seine Mundwinkel zucken. Es war in der Tat albern. Auch der Primipilus hatte ihm gesagt, dass nur ein Rasender einen solchen Plan ersinnen würde. Er war einem Irrlicht gefolgt. Er hatte nicht nachgedacht. Die

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