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Varus - Historischer Roman

Titel: Varus - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Kammerer
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erreichen.«
    Vala nickte. »So ist es geplant. Aber begebt euch in keine Gefahr.«
    »Dies ist unser Land«, erwiderte Arminius. »Hier gibt es keine Unruhen. Das Einzige, was uns gefährlich werden kann, sind die Höhlen der Maulwürfe. Solange die Reiter auf dem Weg bleiben, sind wir sicher.«
    »Wilde Keiler könnten unseren Weg kreuzen«, wandte Segimerus grinsend ein.
    Vala ersparte sich eine Antwort, und auch Arminius schien den Spott zu überhören, denn er richtete schweigend den Blick auf den Torweg, woher sich gedämpfter Hufschlag und das helle Klingeln der Silberbeschläge eines kostbaren Pferdegeschirrs näherte. Der Statthalter erschien auf seinem prächtig aufgezäumten Schimmel, gefolgt von einigen persönlichen Begleitern, jungen Volontariern und dem Quaestor Marcus Fulvius. Allen war die Anstrengung dieser Tage
anzusehen, nur Varus sah erholt aus, obwohl die Reise in der Pferdesänfte auf Dauer kaum angenehmer war als zu Fuß oder im Sattel.
    »Dein Erscheinen ehrt mich«, sagte Arminius nach der Begrüßung.
    »Schau her!« Varus schob den prachtvoll drapierten Mantel beiseite und deutete auf seinen Gürtel, wo Metallbeschläge und Edelsteine im Fackellicht helle Funken warfen. »Ich trage sogar deinen Dolch. Und ich wollte, ich könnte euch beiden und euren Männern noch eine Ermutigung mit auf den Weg geben, damit euer Vorhaben nicht nur erfolgreich, sondern auch leicht von der Hand gehen wird. Vom Glück und der Gunst der Götter seid ihr ohnehin begleitet, wie die Auguren berichteten.«
    Vala musterte den Dolch an Varus’ Seite, ein kostbares Stück mit elfenbeinernem Griff, das in einer Scheide mit Silberbeschlägen steckte. Ein Geschenk also, und der Statthalter ehrte seinen jungen Günstling, indem er sich mit diesem Geschenk zeigte.
    »Du wirst den Dolch eines Tages brauchen«, sagte Arminius. »Das ahne ich, deshalb habe ich ihn dir geschenkt. Ein Dalmaterfürst führte diese Waffe einst gegen mich, doch ich konnte ihn überwältigen und mit der eigenen Klinge unschädlich machen.«
    Arminius verneigte sich leicht, ein Gruß, den Varus erwiderte, bevor er die Rechte hob. »Fahre wohl, Iulius Arminius!«
    Mit einer letzten Verbeugung lenkte Arminius sein Pferd zur Straße, und die Reiter folgten ihm Reihe für Reihe in gemächlichem Trott. Vala atmete erleichtert durch. Der Tag war zu Ende, er durfte ausruhen - sofern der Statthalter nicht noch eine späte Besprechung ansetzte. Aber ein rascher
Blick beruhigte ihn, denn Varus verabschiedete ihn mit einer freundlichen Geste, bevor auch er sein Pferd zum Tor zurücklenkte, ins Lager hinein, wohin seine Begleiter und Vala ihm folgten.
    Sie hatten die ersten Zeltgassen hinter sich gelassen, als ihnen jemand entgegenrannte. Sie zügelten ihre Pferde und blickten auf einen jungen Mann in weißer Tunica mit breitem senkrechtem Purpurstreifen, auf kastanienbraunes Haar und in die verstörten Züge des senatorischen Tribunen Gaius Caelius Caldus.
    »Ich bitte um Verzeihung«, stammelte er atemlos. »Ich habe etwas erfahren, das ihr sofort zur Kenntnis nehmen müsst.«
    »Wie wäre es mit Höflichkeit, Gaius Caelius?«, entgegnete der Statthalter schneidend kalt, während Vala schier übel wurde von der Galle, die sich in ihm emporfraß.
    Hastig hob der junge Kerl die Hand zum Gruß. »Ich bitte um Verzeihung. Es ist wichtig. Sehr wichtig! Iulius Segestes … Er hat die Wahrheit gesagt.«
    Stille.
    Vala krampfte die Fäuste um die Zügel und biss sich auf die Zunge, um nicht loszubrüllen. Varus’ Schimmel schnaubte und scharrte im Lehm. Keiner der Reiter bewegte sich, während der törichte Tribun zum Statthalter aufsah. Vala atmete schwer. Er würde diesem Narren eine Lehrstunde geben, die er niemals vergessen würde!
    »Gaius Caelius …« Varus räusperte sich gepresst. »Deine Bemühungen sind löblich, aber ich dachte, wir«, er nickte zu Vala, »hätten uns klar und deutlich ausgedrückt.«
    »Ich weiß, was geschehen ist. Ich weiß, wer der Zeuge war, den Segestes aufrufen lassen wollte. Ich weiß, dass dieser Zeuge -«

    »Halt den Mund!«, blaffte Vala. »Und melde dich nach dem Weckruf in meinem Quartier!«
    Er sah den Schrecken in den Augen des Tribuns, der sich mit bittend erhobenen Händen dem Statthalter zuwandte. Doch Varus trieb den Schimmel an und ritt im Schritt so dicht an dem jungen Mann vorbei, dass dieser beiseitestolperte. Er hatte es sich verscherzt, und das verdientermaßen, dachte Vala grimmig.

VI
    Marcus Caelius ließ

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