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Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Titel: Vater Mond und seine Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska von Sassen
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hüpfte er hin und her, sprang über Wolken und pustete anderen aus Schabernack das Lichtlein aus. Er konnte einfach nicht stillsitzen. Fortwährend heckte er irgendeinen Streich aus. Kaum hatte er Robin eine Standpauke gehalten, war fünf Minuten später alles wieder vergessen. Mitunter packte ihn die schiere Verzweiflung.
    Eines Abends passierte es dann. Wie gewöhnlich sprang Robin mal wieder mit einem Riesensatz auf eine Wolkenbank zu, rutschte ab und verlor das Gleichgewicht. „Hiiilfe, Hiiilfe“, brüllte er verzweifelt, wobei er tiefer und tiefer segelte. „Ach du liebes bisschen, das kann doch wohl nicht wahr sein!“ Er riss einen Haken von der Wand und erwischte den Knirps gerade noch an seinem Rockzipfel. „Zapperlot noch mal, hast du eigentlich nichts anderes zu tun als nur Unfug zu treiben und dich und andere in Gefahr zu bringen?“ Grimmig schlug er mit der Faust auf den Tisch, dass die Gläser wackelten. Ab jetzt hast du Stubenarrest und bleibst mit mir und den fünf Mondkindern zusammen im Mondhaus. Aus mit Freiheit und Herumgehüpfe.“ Robin zeigte sich zerknirscht und versprach reumütig, sich zu bessern. Sogar ein paar Tränchen quetschte er aus seinen verschmitzten Äuglein hervor. Vater Mond drehte sich schmunzelnd ab. Er konnte dem kleinen Schlingel einfach nicht böse sein.
    Robins Krokodilstränen waren noch nicht ganz getrocknet, als er sein Versprechen bereits vergessen hatte. Er wollte gar nicht unartig sein, aber nur stillsitzen, nein, das war doch nichts für ihn. Übermütig tanzte er um die Mondstühlchen herum und sprang dann mit einem Satz auf Vater Monds Schulter. Das war sein Lieblingsplatz. Von hier aus konnte er den Sternen bei der nächtlichen Wanderung zusehen. Außerdem hatte er von hier aus einen prachtvollen Blick auf die ganze Erde. Vater Mond ließ ihn gewähren, denn nun kehrte, so hoffte er inständig, Ruhe ein.
    Vater Mond gähnte. Die Zeit schien stillzustehen. „Ich darf die Augen nicht zumachen“, sagte er sich immer wieder. Sonst schlafe ich ein.“ Vergeblich kämpfte er gegen die Müdigkeit an. Sein Kopf wurde schwer und schwerer und fiel schließlich hinab auf sein Kinn. Er war in seinem Sessel in Schlaf gesunken.
    Lange währte die Ruhe jedoch nicht. Jäh wurde er aus seinen wundervollen Träumen gerissen. Robin knetete und zupfte an seinem Ohrläppchen herum und kniff ihm auch noch in die Nase. „Hör auf, du Racker“, schimpfte er. „Wenn du keine Ruhe gibst, schick ich dich wieder auf die Milchstrasse.“ Robin ließ nicht locker. „Schau mal, dort unten, da stapft Goldor durch den Wald. Wo der nur herkommt?“ rief er ganz aufgeregt mit seiner piepsigen Stimme. Mühselig erhob sich Vater Mond aus seinem Sessel und schlurfte zum Fenster. „Da ist nichts!“ „Schau doch richtig hin, da unten, hinter der Schneeverwehung!“ rief Robin. Mondvater schnappte seine Brille, kniff die Augen zusammen, konnte aber nichts erkennen. „Willst du mich auf den Arm nehmen, da ist niemand. Um diese Zeit und bei diesem Schneegestöber treibt sich keiner im Wald herum, außer Brutus mit seinem Rudel. Du siehst Gespenster!“ Hier irrte sich Vater Mond gewaltig.

Goldor und Brutus  
    Goldor, der Oberzwerg aus dem Clan der Waldzwerge und der beste Schmiedemeister weit und breit, stolperte durch den nachtdunklen und bitterkalten Wald. Er war auf dem Nachhauseweg von einer Besprechung mit König Laurin, die bis in die späten Abendstunden gedauert hatte. Angsterfüllt sah er sich hin und wieder um. Aber nichts durchbrach die Stille des Waldes. Kein Eulenruf, kein Geraschel in den Büschen, gar nichts. Unheimlich.
    „Wenn es doch nur aufhören wollte zu schneien“ nuschelte er in seinen vereisten Bart. Alsdann setzte auch noch ein eisiger Schneeregen ein. Hohe Schneeverwehungen türmten sich auf dem Weg, so dass ein Vorwärtskommen äußerst ermüdend war. Väterchen Frost wollte dem Frühling nicht weichen. Mit geballter Kraft war er nochmals zurückgekehrt und deckte alles, was gerade anfing zu grünen, mit einer dicken Schneeschicht zu.
    Seine Glieder waren steif gefroren. Er musste sich dazu zwingen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Mit schweren Beinen kämpfte er sich vorwärts, sein Atem gefror zu weißen Wölkchen. Wind und Schnee peitschten ihm um die Ohren. Die Schneekristalle waren so hart, dass sie in seinem Gesicht wie kleine Nadelstiche brannten. Kälte und Nässe drangen durch seinen Mantel. Er drückte den Kragen fester zusammen, schüttelte den

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