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Vater, Mutter, Tod (German Edition)

Vater, Mutter, Tod (German Edition)

Titel: Vater, Mutter, Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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länger.«
    Seine Stimmlage vermittelte, dass er den Schongang ausgeschaltet hatte.
    »Unerlaubter Waffenbesitz.«
    »Hausfriedensbruch.«
    Nach jedem Punkt seiner Aufzählung überprüfte er, ob eine Reaktion erfolgte.
    »Stalking.«
    »Einbruch.«
    Jacqueline blieb ungerührt.
    »Diebstahl.«
    »Kindesentführung.«
    »Gefährliche Körperverletzung in drei Fällen.«
    Manthey versuchte, einen persönlichen Bezug zu schaffen, um damit an ihr Herz zu appellieren.
    »Ayse Ökmen. Sie studiert Grundschulpädagogik an der Freien Universität. Theoretisch arbeitet sie gerade an ihrer Masterarbeit. Praktisch liegt sie im Klinikum Benjamin Franklin in Steglitz und benötigt sowohl medizinische als auch psychologische Betreuung.«
    Manthey wunderte sich über Jacquelines Abgebrühtheit. Selten hatte er in seiner Karriere so wenig Reflexion erlebt.
    »Maximilian Stubbe, Zivildienstleistender in der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik. Thomas Hembus, Polizeiobermeister. Drei Fälle von Gehirnerschütterung, bei Herrn Hembus eine schwere. Er liegt immer noch auf der Intensivstation.«
    Erneut krachte seine Faust auf den Tisch.
    Erneut hüpfte das Aufnahmegerät, die Frauen erschraken.
    »Verdammt noch mal!«, brüllte Manthey. »Geht Ihnen das alles am Arsch vorbei?«
    Die Unebenheit auf der Tischplatte schien weiterhin eine hypnotisierende Wirkung auf Jacqueline auszuüben.
    »Kommen wir zum schwersten Straftatbestand.«
    Manthey ließ das Wort auf sie wirken: »Mord.«
    Doch Jacqueline verharrte in ihrer Stasis.
    Mit der Hand griff Manthey in die Innentasche seiner Jacke.
    Dann musste er eben seine Trümpfe ausspielen.
    Er zog einen Briefumschlag hervor und daraus einen Satz Fotografien.
    Sorgfältig wählte er drei der Bilder aus.
    Er legte eines davon auf den Tisch, schob es über die Tischplatte und hielt in der Bewegung inne, als das Foto die Unebenheit und damit Jacquelines Fokus erreicht hatte.
    Ein eingerollter Teppich, an einer Ausbeulung klar erkennbar, dass darin etwas eingewickelt war.
    Jacqueline wandte den Blick nicht ab.
    Auf das erste Bild legte Manthey das zweite.
    Der Teppich, halb ausgerollt, ein Kinderarm lag bereits frei, deutlich erkennbare Blutflecken.
    Dann das dritte Foto.
    Der tote Junge. Die glasigen Augen, die genau ins Objektiv geblickt hatten, starrten nun vorwurfsvoll nach oben.
    Jacqueline und Robin sahen sich an.
    Falls Jacqueline darauf nicht reagierte …
    Manthey wusste im Moment nicht, wie er danach vorgehen sollte.
    Während er wartete, überlegte er, ihr eine Zigarette anzubieten. Vielleicht wäre das hilfreich.
    Er schreckte aus seinen Gedanken, als es unerwarteterweise an der Tür klopfte.
    Einmal. Zweimal. Dreimal.
    Bei jedem Klopfen lief ein Schaudern durch Jacquelines Körper.
    Manthey hatte doch ausdrücklich befohlen, dass er nicht gestört werden wollte.
    »Ja?«, rief er und drehte sich zur Tür.
    Schultheiss streckte seinen Kopf durch den Spalt.
    »Entschuldigung, Herr Manthey.«
    »Was ist denn los?«
    »Können Sie mal kurz rauskommen? Es ist wirklich wichtig.«
    Wütend erhob sich Manthey und verließ das Vernehmungszimmer. Kaum war er an Schultheiss vorbei, schloss dieser hinter ihm die Tür.
    Drei Meter entfernt, an der Biegung des Ganges, erkannte Manthey die Ursache der Unterbrechung: Rakowski!
    Verdammt, dachte Manthey, er hat schneller von der Festnahme erfahren, als ich gehofft habe.
    Rakowskis Gesichtsfarbe glich einer reifen Tomate. Seine Augenringe und sein ungekämmtes Haar ließen Manthey darauf schließen, dass er bereits im Bett gelegen und geschlafen hatte, als ihn die Nachricht erreicht hatte. Er hatte keine Zeit verloren.
    Über wen war er an die Information gekommen?
    Über jemanden von der Polizei?
    Über die Staatsanwaltschaft?
    Manthey blieb keine Zeit, sich weiter darüber den Kopf zu zerbrechen, denn Rakowski eilte bereits schnellen Schrittes auf ihn zu.
    »Sie!«, rief er schrill. »Was fällt Ihnen ein?«
    Und schon hatte er ihn erreicht und tippte ihm mit dem Zeigefinger in schneller Folge auf die Brust.
    Ohne eine Reaktion zu zeigen, ließ Manthey den Affront über sich ergehen. Mantheys Schweigen erregte Rakowski nur noch mehr.
    »Wie können Sie es wagen, meine Patientin hierherzubringen?« Seine Stimme überschlug sich.
    Manthey blieb ungerührt. Er drehte sich um und ging davon.
    »Folgen Sie mir in mein Büro!«, sagte er nüchtern. »Sie auch, Schultheiss.«
    Manthey hörte Rakowskis Schnauben, dann Schritte, die ihm folgten.
    Gelassen passierte

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