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Vater, Mutter, Tod (German Edition)

Vater, Mutter, Tod (German Edition)

Titel: Vater, Mutter, Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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Hinterkopf. Es konnte Robin nicht weh getan haben, dennoch zuckte er zusammen.
    »Nicht wahr, Kleiner?«
    »Ja, Papa«, sagte Robin schnell.
    Auch er hatte längst gelernt, seinen Vater nicht unnötig zu reizen.
    Jacqueline ängstigte sich bei dem Gedanken, ihren Sohn bei seinem betrunkenen Vater zurückzulassen.
    »Es ist besser, ich nehme Robin mit.«
    Der Junge wollte aufstehen, doch Thorsten legte ihm seine Hand auf den Unterarm.
    »Er bleibt hier.«
    »Er kommt mit.«
    Thorsten erhob sich, baute sich vor Jacqueline auf.
    Seine Lippen bebten, Jacqueline kannte dieses Vorzeichen.
    »Wenn ich sag’, dasser hierbleibt, dann bleibter auch hier.«
    Seine Macht unterstreichend, versetzte er Robin einen weiteren Klaps.
    Dann nahm er die eine Hand in die andere und ließ seine Knöchel knacken.
    Jacqueline wollte sich keine neue Verletzung einfangen, außerdem wollte sie pünktlich und wohlbehalten zu ihrem Gespräch erscheinen. Also gab sie auf.
    Mit stummem Blick versuchte sie, Robin Mut zuzusprechen. Sie sah, dass er Tränen unterdrückte, die seinen Vater nur noch wütender machen würden.
    »Dann is’ das ja geklärt«, sagte Thorsten und setzte sich wieder. »Wo is’ dieses Vorstellungsgespräch?«
    »In Kleinmachnow«, antwortete Robin an Jacquelines Stelle.
    »So, so, in Kleinmachnow«, Thorsten blickte zur Uhr über dem Türrahmen. »Ich möchte, dass du danach sofort nach Hause kommst.«
    Jacqueline nickte.
    »Was is’ das für ’ne Arbeit?«
    Jacqueline verkniff sich, ihm unter die Nase zu reiben, dass sie ihm auch dies bereits mehrfach mitgeteilt hatte.
    »Ein Putzjob.«
    Thorsten verzog das Gesicht.
    »Wie heißen die Leute?«
    »Warum?«
    »Weil ich wissen will, bei wem de dich rumtreibst. Also?«
    »Pozzuoli.«
    »Italiener?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wohnen hier überhaupt keine Deutschen mehr?«
    Jacqueline schnappte sich ihre Handtasche. Sie überlegte kurz, ihrem Sohn einen Abschiedskuss zu geben, entschied sich aber dagegen. Ihr Mann käme dabei vielleicht auf unerwünschte Gedanken.
    So lächelte sie Robin lediglich an und verließ dann die Wohnung.
    Ehe die Tür sich hinter ihr schloss, hörte sie noch die Stimme ihres Mannes.
    »Haste gehört, Kleiner? Dein Papa hat so ’ne verdammte Putze geheiratet.«

20. Kapitel
    Ein Tag vor der Katharsis;
nachts
     
    D as Vernehmungszimmer grau und schmucklos.
    Die Wände hätten längst einen neuen Anstrich vertragen. Ein Tisch und drei Stühle stellten das einzige Mobiliar dar.
    Das winzige Fenster ließ tagsüber nur wenig von der sommerlichen Hitze herein. Entsprechend kühl präsentierte sich das Zimmer nun des Nachts.
    Auf einem der Stühle saß eine kurzhaarige, maskulin wirkende Polizistin. Martin Manthey kannte sie: Katharina Häring. Vor ihr auf dem Tisch lagen ein Aufnahmegerät, ein Schreibblock und ein Kugelschreiber.
    Als Manthey den Raum betrat, notierte sie seinen Namen.
    Auf einem anderen Stuhl Jacqueline Hinz.
    Sein Eintreten musste sie bemerkt haben. Sie zeigte jedoch keine Regung. Völlig apathisch stierte sie auf eine Unebenheit der hölzernen Tischplatte.
    Manthey nahm ihr gegenüber Platz, zur Linken von Frau Häring. Er nickte der Kollegin zur Begrüßung kurz zu.
    »Frau Hinz?«
    Jacqueline reagierte nicht.
    Plötzlich hieb Manthey mit der Faust auf den Tisch. Die beiden Frauen zuckten zusammen, das Aufnahmegerät machte einen Satz. Häring vergewisserte sich sofort, dass es weiterhin ordnungsgemäß funktionierte.
    Jacquelines Haltung war bereits wieder die gleiche wie vor Mantheys Ausbruch.
    »Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob Sie uns nicht lediglich Theater vorspielen.« Manthey sprach völlig gelassen. »Falls ja, dann muss ich sagen: Respekt! Hohes schauspielerisches Niveau.«
    Manthey musterte Jacqueline ganz genau. Ihre Gesichtszüge glichen kaum noch dem Fahndungsfoto. Die Haare völlig derangiert, kein Make-up, das Gesicht blass, das weinrote T-Shirt mit der Aufschrift ›Budapest‹ spannte an ihren Brüsten und wirkte wie ein Fremdkörper an ihr. Manthey wusste, dass es eigentlich dem Krankenpfleger aus der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik gehörte.
    »Ihnen ist klar, dass Sie alles nur noch schlimmer machen?«
    Jacquelines Hände lagen unterhalb der Tischplatte. Weisungsgemäß trug sie immer noch Handschellen. Von hier würde sie nicht entkommen.
    »Ihr Schweigen könnte einen hohen Preis kosten.«
    Da sie den Blick gesenkt hielt, konnte er ihr nicht in die Augen sehen.
    »Die Liste Ihrer Straftatbestände wird immer

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