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Vater sein dagegen sehr

Vater sein dagegen sehr

Titel: Vater sein dagegen sehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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herumwälzte und der Spitz im Traum leise jaulend mit den Pfoten zuckte und einem Traumhasen querfeldein nachsetzte.
    »Ich möcht zu dir, Onkel Lutz, in deinen Turm! Bitte, lieber Onkel Lutz, gel, sag doch, daß wir zu dir kommen dürfen und nicht zur Tante Ulrike brauchen, wir drei, der Rudi und ich und der Bello!«
    O du kleines Biest, dachte er, du kleines Weiberbiest mit deinen Tränen! Also du weißt auch schon, wie man ein Mannsbild weichmachen und herumkriegen kann. Schau nur einer an!
    Er suchte einen Stuhl und ließ sich, Traudl zwischen den Knien, darauf nieder. Ihre Tränen näßten seine Jacke, aber sie versiegten allmählich und entschleierten den Blick der braunen Augen, die voller Hoffnung an seinem Mund hingen.
    »Hör zu, Traudl«, begann er.
    »O mei', wenn schon einer >hör zu< sagt«, schluchzte sie, »dann weiß ich schon, daß es nix wird.«
    Er mußte sich die trockenen Lippen anfeuchten. Teufel ja, dachte er verblüfft, sie bekommen es in die Wiege mit, sie bekommen es wahrhaftig schon in die Wiege mit! —
    »Wir wollen wie alte Freunde miteinander reden, Traudl«, sagte er und angelte mit dem Fuß einen Stuhl heran und setzte sie dicht vor sich auf die Hockerkante; »und was ich dir jetzt sage, das mußt du mir glauben, denn es ist die Wahrheit. Also — ich würde euch beide und den Bello von Herzen gern zu mir in meinen Turm mitnehmen und für immer behalten, und ich weiß auch, daß wir gut miteinander auskommen würden. Aber es geht nicht. Es geht beim besten Willen nicht. Um ganz ehrlich zu sein: das Bücherschreiben ist ein Beruf, der verdammt wenig einbringt. Ja, er bringt so wenig ein, daß ich manchmal nicht weiß, wie ich für mich allein durchkommen soll. Du bist groß genug, Traudl, um zu wissen, was Geld ist, und du mußt mir glauben, wenn ich dir sage, daß es bei mir oft genug Zeiten gibt, in denen ich nicht weiß, wie ich die dreißig Mark für Miete, Licht und Wasser aufbringen soll. Vom Brennmaterial und vom Essen ganz zu schweigen. Ja, ganz ehrlich, ich weiß vorläufig noch nicht, wie ich uns drei und den Bello in den nächsten vier Wochen durchbringen soll, denn das Geld, das ich in der Tasche habe, langt nicht einmal mehr ganz für meine eigene Rückfahrt.« Er schwieg und spürte, wie ihm unter diesen peinlichen Geständnissen das Blut ins Gesicht zu steigen begann.
    »Sakrasakra sakrasakra«, murmelte die Kleine mit einem Gesicht, als würde sie plötzlich von Zahnschmerzen überfallen, und kratzte sich den Kopf hinterm Ohr; aber dann erleuchtete eine neue Hoffnung ihre Augen: »Und unsere hundert Markl, wenn dazukommen, Onkel Lutz?«
    Lutz war schamlos genug, ihr zu gestehen, daß er sehr darauf hoffe, dieses Geld für die vier Wochen zu bekommen, für die er, leichtsinnig genug, die Kinder zu sich eingeladen hatte.
    »Weißt was, Onkel Lutz«, rief sie aufatmend, »unsere Sparbüchseln haben wir ja auch noch! Es sind mindestens dreißig Markl drin, und es wären noch mehr, wenn der Rudi nicht so viel verschleckt hätt'. Weißt, das ist einer, der holt sich die Zehnerl immer mit zwei Hölzeln heraus!«
    »So?« sagte Lutz interessiert. »Ich habe das immer mit einer Haarnadel von meiner Mutter gemacht. Es ist wohl immer noch das gleiche Prinzip. — Aber weißt was, auf jeden Fall rate ich dir, nimm das Geld mit, für alle Fälle! Als eisernen Bestand sozusagen.«
    Traudl nickte eifrig, sie rieb sich an ihn mit den Bewegungen einer schnurrenden Katze heran: »Meinst nicht doch, Onkel Lutz, daß es ginge, ha? Mei', mich graust es so viel, wenn ich daran denk, daß ich zur Tante Ulrike soll. Der Onkel Friedrich ist ja soweit ganz kommod, aber sie!«
    Lutz wand sich innerlich, er wand sich wie die ganze Laokoongruppe unter den Schlangen.
    »O mei', Traudl«, sagte er und stellte mit Verblüffung fest, daß er Traudls ewiges »O mei'« bereits angenommen hatte: diesen modulationsfähigen Bajuwarismus, mit dem man ganze Gefühlsskalen vom Verwundern über den Zweifel bis zur eisigen Ablehnung ausdrücken konnte, »da ist noch etwas anderes.«
    »Noch was?« fragte sie enttäuscht und ein wenig mißtrauisch, als ahne sie bereits, was nun kommen würde. Lutz biß, was sonst durchaus nicht seine Gewohnheit war, nervös am linken Daumennagel herum.
    »Ja, weißt du, Traudl — da ist noch eine Dame.«
    Verdammt noch einmal, dachte er, wie bringe ich es ihr nur bei?!
    »... eine junge Dame.«
    Traudl sah ihn mit gespannter Aufmerksamkeit an. Sie blinzelte vor lauter

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