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Vater sein dagegen sehr

Vater sein dagegen sehr

Titel: Vater sein dagegen sehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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— Wenn du so weitermachst, dachte er, dann hält sie dich glatt für übergeschnappt.
    »Es sieht natürlich nicht gerade ordentlich bei mir aus — Junggeselle, Vater und Hausfrau in Personalunion.« Mann, das hast du doch schon einmal gesagt! »Ja, ich war gerade beim Kochen — Gemüsesuppe, wissen Sie — alles durcheinander, was der Sommer liefert, Erbsen, Karotten, Blumenkohl — das essen die Kinder gern — und ich auch.«
    »Kochen Sie es mit Rindfleisch?«
    »Natürlich mit Rindfleisch. Ich weiß, man kann auch Hammelrippen dazu nehmen, aber dann hat man hinterher immer diesen ekelhaften, pappigen Talggeschmack im Munde.«
    Was quatsche ich bloß für einen Blödsinn zusammen!?
    »Oh, mir geht es ganz genauso. Hammel ist für mich das Schlimmste.«
    Sie folgte ihm ein wenig zögernd die Treppen hinauf.
    »Eigentlich ist meine Mission beendet«, sagte sie; »ich hatte ursprünglich die Absicht, Ihnen ein Kind mit ein paar Zeilen herzuschicken, aber da eine Kollegin so freundlich war, meine Klasse zu übernehmen, als ich den Rudi ins Krankenhaus begleitete — nun ja, da dachte ich mir, eigentlich bin ich es Ihnen schuldig, daß ich Ihnen die Nachricht persönlich überbringe, und besonders deshalb, weil ich mich doch irgendwie für das Unglück verantwortlich fühle. Schließlich hatte ich die Aufsicht.«
    »Bitte, machen Sie doch keine Geschichten, Fräulein Leinegger! So etwas kann kein Mensch verhindern!« Er öffnete die Tür und erwischte den Bello am Halsband. »Es ist wegen Ihrer Nylons — er ist nämlich ein wenig stürmisch.«
    »Lassen Sie ihn ruhig los, ich trage im Sommer nur Haut. Es ist nämlich bedeutend billiger.« Sie trat über die Schwelle seines Arbeitszimmers und blieb überrascht stehen.
    »Es ist wirklich eine scheußliche Unordnung!« sagte er errötend. Ein Glück, daß er wenigstens das Bett aufgeräumt hatte!
    »Oh, das ist bei der Personalunion von Junggeselle, Vater und Hausfrau das Übliche. Was meinen Sie, wie es bei mir daheim aussieht, wenn meine Männer mal den Rappel kriegen und zu kochen anfangen! — Nein, ich bin nur überrascht, wie hübsch Sie es in Ihrem Turm haben. Das sieht man dem alten
    Gemäuer von außen nicht an, daß es so viel Raum bietet und so gemütlich eingerichtet ist.«
    »Verzeihen Sie«, sagte er ein wenig bestürzt, »mit wieviel Männern sind Sie eigentlich verheiratet?«
    »Mit dreien.«
    »Teufel ja! Ich dachte, das gibt es nur in Tibet!«
    »Einem Vater und zwei Brüdern!«
    »Und Ihre Mutter?«
    »Sie ist vor vier Jahren gestorben.«
    »Oh, verzeihen Sie meine Neugierde.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.«
    Sie schaute sich interessiert um. Die alten Schränke und Truhen gefielen ihr zweifellos, nur die Bilder an den Wänden schienen nicht ganz ihrem Geschmack zu entsprechen.
    »Verstehen Sie, ich möchte immer gern wissen, was ein Bild nun eigentlich darstellt. Aber wenn man Rätsel raten muß, ob es ein Sonnenuntergang oder eine Tomate auf Spinat ist...«
    »Wenn Sie das Bild meinen, das Sie gerade betrachten, so heißt es >Nymphe im Bad<«, murmelte er.
    »Was Sie nicht sagen!« rief sie erstaunt. »>Nymphe im Bad    »Leider auch nicht«, bekannte er wahrheitsgemäß, »aber ich verlasse mich auf die Versicherungen des Malers, der es mir schenkte und an dessen Ehrenhaftigkeit nicht zu zweifeln ist. Ich kenne ihn seit Jahren als einen Mann von tadellosem Charakter.«
    »Hm — weniger Charakter und mehr Nymphe wäre mir lieber!«
    Er sah sie überrascht an.
    Sie errötete plötzlich und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Es wird höchste Zeit für mich zu gehen.«
    »Sagten Sie nicht, daß eine Kollegin Ihre Klasse übernommen hat?«
    »Ja gewiß, aber trotzdem. — Wie ist es überhaupt, wollen Sie den Buben im Krankenhaus nicht auf suchen?«
    »Natürlich, ich muß nur noch rasch den Topf mit dem Gemüse und Fleisch aufsetzen. Ich bin ohnehin gleich fertig.«
    »Geben Sie mir mal ein Messer!« befahl sie kurz entschlossen.
    »Bitte, nein.«
    »Zieren Sie sich nicht, ich ziere mich auch nicht. Geben Sie mir ein Messer, dann sind wir in fünf Minuten fertig, und Sie können den Topf aufs Feuer stellen und gehen. Haben Sie Gas im Turm?«
    »Nein, nur den kleinen Kohlenherd und eine zweiteilige elektrische Kochplatte für den Sommer. Aber sie ist auf verschiedene Hitzegrade schaltbar.« Er reichte ihr ein Küchenmesser; sie schnitten das Gemüse klein, warfen es mit dem Fleisch in den Topf,

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