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Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
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Familien, andere konnten sich diesen Kindergarten überhaupt nicht leisten. Lehrer, Pastoren, Ärzte, Unternehmer, Direktoren. Wohlhabende Eltern sind besonders um das Wohl und Wehe ihrer Kinder bemüht, das weiß man ja, dachten die Kindergärtnerinnen, sonst würden sie sie doch überhaupt nicht in diesen Kindergarten geben. Und für solche Eltern, das ist doch ganz selbstverständlich, da sieht man schon mal über das eine oder andere hinweg.
    Die kleine Angela Bahr allerdings behielten die Tanten immer besonders im Auge. Nicht wegen der blauen Flecken. So etwas hatten gerade in diesem Kindergarten viele Kinder. Das war ganz normal. Aber, so sagten die Kindergärtnerinnen, in Angela lebte der Teufel. Äußerlich war sie ein kleiner Engel, aber im Inneren steckte sie voller Abgründe. Das hatte die Mutter schon gesagt. Zu ihrer Tochter. Und zu ihrer Familie, ihren Freunden, Bekannten und natürlich auch zu den Kindergärtnerinnen. Nach einer Weile gaben sie ihr Recht.
    Stefanie verstand das nicht. Sie war doch lieb. Sie machte nie etwas Verbotenes. Besonders schlimm fand sie, dass man sie immer der falschen Dinge beschuldigte. Ständig sollte sie etwas getan haben, was sie bestimmt nie und nimmer gemacht hatte. Da sie gehalten war, immer die Wahrheit zu sagen, stritt sie alles entschieden ab, was man ihr zu Unrecht vorwarf. Sie wusste genau, dass sie nie ein anderes Kind geschlagen hatte, dass sie nie fremde Spielsachen kaputtgemacht hatte.
    Und ganz bestimmt hatte sie niemals eine Glasscheibe zerschlagen. Warum auch?
    Wie das Blut dann an ihre Hand kam?
    Welches Blut? Ach, das da. Das wusste sie allerdings auch nicht. Vielleicht hatte sie die Scheibe kurz angefasst, nachdem jemand anders sie kaputtgemacht hatte?
    Lügnerin, sagten die Kindergärtnerinnen zu ihr, du bist eine Lügnerin, wir haben es doch genau gesehen. Du warst das. Gib es wenigstens zu.
    »Nein«, weint Stefanie, »ganz bestimmt nicht.«
    Die anderen Kinder stehen im Kreis um sie herum und lachen. »Sie hat das doch getan«, sagt ein Junge, »ich hab es gesehen.«
    »Genau« ergänzt ein anderer, »als Emil wieder weglaufen wollte und Tante Doro die Tür abgeschlossen hat.«

    Die Tür abgeschlossen hat.
    Emil ist ein ängstlicher, kleiner Junge, eigentlich noch zu jung für diesen Kindergarten. Jeden unbeobachteten Augenblick nutzt er aus, um nach draußen zu laufen und nach seiner Mutter zu suchen. Dieses Mal hatte die Kindergärtnerin ihn gerade eben noch am Schlafittchen packen können, als er wieder forthuschen wollte. »Jetzt wird aber abgeschlossen«, hatte sie laut gesagt, Emil am Hemdkragen festgehalten und den Schlüssel zweimal im Schloss herumgedreht.
    Am anderen Ende des Flures war Stefanie gerade auf dem Weg zur Toilette. Sie hörte den Schlüssel – Robbi hörte den Schlüssel im Schloss, schoss im Inneren an Stefanie vorbei, tauchte sofort auf. Mitten in ihrem Trauma. Wie festgefroren in der Folternacht. Sie hört und sieht die Eltern kommen. Da sind sie! Ihre Wunden schmerzen. Ihre Panik ist imstande, alles andere beiseitezudrücken: »Die Eltern kommen, sie wollen mich quälen. Da sind sie schon. Ich muss weg. Durchs Fenster.«
    Robbi rast zur Glastür. Schlägt mit der Faust, dem Arm die Scheibe ein. Klettert hinaus.
    Nach ihrer ersten Verblüffung gelang es einer Kindergärtnerin, Robbi festzuhalten. Sie redete auf das Mädchen ein. Plötzlich konnte Robbi sehen, dass das gar nicht die Mutter war. Es war eine fremde Frau. Es war ein Irrtum. Keine Gefahr.
    Robbi verschwand.
    Stefanie tauchte auf aus ihrer Amnesie, die diesmal nur wenige Minuten gedauert hatte. Sie fand sich wieder im Arm der Kindergärtnerin. Komisch, dachte sie, eben war ich doch auf dem Weg zur Toilette. Viele Kinder kamen gelaufen und standen um sie herum. Guckten sie an. Warum guckten sie sie an? Auch der Bruder war dabei.
    »Warum hast du das denn gemacht, Angela?«, fragte die Tante. »Was denn?«, fragte Stefanie.
    »Sie blutet!«, rief ein Kind, und die anderen wurden unruhig, eines begann zu weinen.
    »Ja, wir müssen sie erst mal verbinden«, sagte die Tante, und dem blutenden Arm wurde so viel Aufmerksamkeit geschenkt, dass auch Stefanie sehen musste, dass sie blutete.
    Wie war denn das schon wieder passiert?
    Stefanie weinte. Aber sie sagte doch die Wahrheit. Warum schimpfte Tante Doro so mit ihr?
    Mit verbundener Hand ging sie nach Haus. Der Bruder voran.
    »Weißt du, was Angela heute gemacht hat?«, fragte er die Mutter und hüpfte erregt von

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