Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)
legte, sie langsam nach oben schob und »mein Engelchen« sagte. Das war ja eigentlich nett von ihm, aber ihr wurde komisch, so heiß und verlegen.
Plötzlich waren sie angekommen und standen mitten im Garten. Der Freund von Stefanies Vater hatte tatsächlich zwei Kinder. Warum war sie überrascht? Sie standen still neben ihrem Vater. Jetzt sollten sie zu dritt im Garten miteinander spielen dürfen. Einfach so. Die Väter saßen dabei und schauten zu. Sie schauten einfach nur zu. Das war alles so merkwürdig. Stefanie versuchte, mit den anderen Kindern zu spielen, aber sie wussten alle nicht recht, wie sie das machen sollten. Immer wieder schauten sie unruhig zu den Vätern hinüber, aber die saßen ganz gelassen auf einer Bank und machten keine Anstalten, näher zu kommen. Es gab kein Spielzeug, und so saßen sie alle still im Garten und warteten ab. Was würde geschehen?
Nichts geschah.
Am Nachmittag fuhren sie dann alle zusammen weiter. Wohin?
Nicht fragen. Am besten, sie saßen ganz still auf den Rücksitzen und warteten ab.
Das Haus war alt, und sie gingen gleich in den Keller. »Ein Kinderfest«, dachte Stefanie. Das dachte sie, weil dort schon andere Kinder waren. Aber festlich war es nicht. Auch nicht fröhlich. Keines der Kinder lachte. Es war unheimlich. Die Kinder hatten Angst, das spürte Stefanie, obwohl keines etwas sagte. Etwas Merkwürdiges ging vor. Hier wollte sie nicht bleiben, sie wollte schnell weg, dachte Stefanie.
»Ich will weg«, sagte sie zu ihrem Vater, »lass uns lieber nach Hause gehen.«
»Sei still«, fuhr er herum, »und tu, was man dir sagt.« Sein Blick war verwandelt. Böse. So schaute er sie sonst nie an.
Der erste Ton hatte genügt: Stefanie war schon ohne ihn gegangen.
Nicki tauchte auf. Wie immer, wenn er so schaute.
So hatte Stefanie nicht mehr gesehen, was an den Wänden hing: Käfige und Leinen und Ketten. So etwas sah Stefanie niemals. Der Anblick traf Nicki.
Mehr Männer mit Kindern kamen an. Nur Männer, keine Frauen. Die Kinder sollten sich ausziehen.
Sofort.
Das kannte Nicki. Sie tat wie befohlen. Ausziehen war noch nicht so schlimm.
Ein zierliches kleines Mädchen, knapp sieben Jahre, das sich inmitten fremder Männer, in einer fremden Umgebung, auszieht. Schnell. Still, während die anderen Kinder weinen. Das sorgfältig seine Kleidung zusammenfaltet, sie aufeinanderlegt und in eine Ecke trägt. Sich danebenstellt, still, nackt und auf weitere Befehle wartet.
Werner Bahr ist stolz auf seine Tochter. Ein Vorbild an Disziplin, wie sie da steht, schweigend und gerade. Die anderenKinder können sich ein Beispiel an ihr nehmen. Während er auf seine Tochter starrt, weiten sich seine Pupillen, sehen ein anderes Bild.
»Damit du begreifst, dass du zu gehorchen hast!« Ein zischendes Geräusch, immer wieder. Ein kleines Mädchen, dampfend, in einer alten Zinkwanne, nackt. Sie lächelt zu ihm herüber.
Die Käfige.
Sie sind für die Kinder.
Jedes Kind muss in einen Käfig klettern. Manche Kinder weinen. Nicki klettert stumm in den Käfig, kauert sich hin. Der Käfig wird zugesperrt. Nicki wartet.
Vielleicht sind die Kinder deshalb so klein, denkt sie. Größere würden nicht in die Käfige passen.
Die Hunde.
Männer bringen sie herein an Leinen. Führen sie dicht an jeden Käfig heran. Sie tragen Maulkörbe. Sie knurren und bellen. Nicki hockt in dem Käfig. Vor ihr ein riesengroßer böser Hund. Er bellt sie wütend an. Sein stinkender Atem streift über ihr Gesicht. Sie sieht seine Zähne.
Das ist zu viel für Nicki.
Switch.
Zurück bleibt Dina. Sie hat keine Angst vor den Hunden. Sie hockt ja sicher in ihrem Käfig. Und die Hunde sind draußen. Dina schaut nur zu. Schaut zu, wie Kinder aus den Käfigen geholt werden. Mit Halsband und Leine. Über den Boden gezerrt und zurückgerissen. Gepeitscht.
»Sitz!« – »Platz!« – »Männchen!«
»Hoppla, na, fangt die Würstchen! Hunde lieben Würstchen. Wollt ihr wohl hochspringen! Wollt ihr wohl die Würstchen fangen!« Die Männer sind jetzt auch nackt. Dina schaut nur zu.
Wie die Kinder auf Tische gestellt werden. Mit Halsband und Leine. Auf allen vieren. Mit dem Hinterteil zu den Männern hin. Wenn die Männer auch damit fertig sind, werden die Kinder an der Leine von den Tischen gerissen, schlagen sich Arme und Beine blutig.
Dann ist auch Dina dran.
Sie steht alles durch. Die Peitsche, die Stürze, die Todesangst, als das Halsband ihr die Luft abschnürt. Die Schläge, als sie das
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