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Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
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Arbeit mit Folteropfern wie Angela Lenz.
    Aus Zeugnissen, Briefwechseln, Fotoalben, amtlichen Dokumenten, ärztlichen Berichten, Röntgenaufnahmen, Zeitungsartikeln und Zeugenaussagen habe ich versucht, ein Bild zu schaffen, das den wahren Ereignissen so nahe wie möglich kommt.
    In Teilen ist Angelas Familiengeschichte nicht mehr rekonstruierbar. Der Vater ist tot. Über die Ursachen seiner pädosexuellen Entwicklung gibt es einige Anhaltspunkte, Weiteres aber kann man heute nur mutmaßen. Familiengeschichtlich bekannt sind die Gewalttätigkeit und Promiskuität des Großvaters wie auch das ausgeprägt pietistische Klima, in dem seine Familie seit Generationen lebte. Auch Angelas Vater war also in einer Familie aufgewachsen, die öffentliches und privates Leben extrem spaltete. Früh schon tauchte in der Familiengeschichte etwas auf, was damals als Schizophrenie diagnostiziert wurde.
    Die Familie steht unter dem besonderen Schutz des Staates. Doch unter wessen Schutz stehen die Kinder in körperlich und seelisch misshandelnden, sexuell missbrauchenden oder vernachlässigenden Familien? Hinter verschlossenen Wohnungstüren wird die meiste Gewalt ausgeübt. Weltweit.
    Inzest ist eine tiefe seelische Verletzung und eine frühe Prägung, die vielen Kindern die Entwicklung zu Autonomie und einem Gefühl für klare Grenzen verwehrt. Der Stress, unter dem kleine Kinder in Angst ständig stehen, beeinflusst die Vernetzungen der Nervenbahnen im Gehirn und die Biochemie ihres Körpers: Bei Gefahr produziert jeder von uns automatisch große Mengen eines »Hormoncocktails«, der uns zu Kampf oder Flucht befähigen und dann wieder beruhigen soll. Kehrt die Gefahr immer wieder, unberechenbar und unausweichlich, dann produziert der Körper seine eigene Drogenabhängigkeit. Ist der Täter auch der Beschützer – also der Vater –, so erlebt das Kind eine massive Konditionierung. Es wird ein anderes Kind, als es hätte werden können.
    Welch ein bitterer Start ins Leben.
    Inzest ist die Vorschule der Prostitution, sagt Francisco Orengo. Zuhälter wissen das, betont der spanische Psychiater, der in seiner Klinik vielen Frauen beim Ausstieg aus der Prostitution geholfen hat. Zuhälter, so Orengo, erkennen diese früh verletzten Frauen. 2 Es sei ein Wissen, das vom Vater an den Sohn weitergegeben werde. Und eine Falle, der nur wenige entkommen.
    Wie hat es Angela Lenz geschafft?
    Ich habe ihren Lebensweg rekonstruiert, mir die Orte angesehen, an die sie sich erinnert. Die stille, feine Villenstraße ihrer Kindheit. Den privaten Kindergarten. Ich bin den Pfad hinter den Häusern hinabgestiegen und in den Wald gegangen, in dem Angela gequält wurde. Ich habe der Predigt eines der Täter gelauscht. Zu Beginn meiner Recherche war er noch im Amt.
    Warum war er noch im Amt?
    Angela hat ihn nicht angezeigt. Sie hat niemanden angezeigt.
    Das ist der Deal mit den Tätern.
    Wir kennen ihre Namen, wissen, wo sie leben. Immer wenn »Onkel Paul« wieder in ein anderes Bundesland umzieht, registriere ich es, denn er lässt seine Telefonnummer stets ordentlich eintragen. Von seinem letzten Wohnhaus aus konnte er den Blick über ein ehemaliges KZ schweifen lassen.
    Angela hat die Namen der Täter, die Tatorte, alle Umstände ihrer Taten aufgeschrieben und hinterlegt. Nicht nur bei ihrer Anwältin. An vielen Orten. An Stellen, die das Material auch an Angela selbst nicht wieder herausgeben. Die es aber im Fall ihres Todes an die Staatsanwaltschaft weiterleiten. Auch wenn einem Familienmitglied, der Therapeutin, der Autorin oder Mitarbeitern an diesem Buch etwas zustößt. Auch wenn es wie ein »ganz normaler« Verkehrsunfall aussieht.
    Das ist der Deal mit den Tätern.
    Etwas, das sogar die Polizei akzeptiert.
    Lange waren die Täter den Ermittlungsbehörden in technischer Hinsicht weit überlegen. Fotos sadistischer Sexszenen mit Fünf-, Drei-, Einjährigen, sogar mit Säuglingen werden über Hochgeschwindigkeitsleitungen der Daten-Highways in alle Welt verschickt, aber es dauerte mehr als ein Jahrzehnt, bevor Sonderkommissionen der Polizei mit entsprechender Hard- und Software ausgestattet wurden, um sie abfangen zu können. In den vergangenen zehn Jahren nahm die kriminelle Entwicklung noch mehr Fahrt auf. Zu Beginn der Recherchen an diesem Buch ahnten nur wenige, was heute polizeilich ermittelte Realität sein würde: Kindesmissbrauch im »Second Life«, einer virtuellen Welt im Internet; 3 Folter von Säuglingen und Kleinkindern online vor

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