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Vater unser

Vater unser

Titel: Vater unser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Die Pressekonferenz ist in einer Stunde.»
« Faustregel für einen guten Verteidiger: Wenn dein Mandant es nicht mehr in die Schlagzeilen schafft, grab ein paar lustige Fakten aus, um die Presse bei Laune zu halten», knurrte Brill.
« Ich weiß zwar nicht, welche Auswirkungen das auf unseren Fall hat, nicht mal, ob es überhaupt eine Rolle spielt, aber interessant ist es schon. Vor allem, wenn psychische Störungen im Genpool herumschwimmen», begann Lat. Sie starrte ihn an.
« David Marquette hat einen Bruder. Genauer gesagt einen eineiigen Zwilling. Sein Name ist Darrell, und er sitzt gemütlich in der Geschlossenen. Und der ist definitiv ein Fall für die Klapsmühle.»
KAPITEL 43
    D IE OFFIZIELLE Diagnose Schizophrenie wurde 1990 gestellt, als er einundzwanzig war», erklärte Lat.
« Zwei Monate nachdem seine neue Freundin ihn sitzenließ und seine Großmutter plötzlich starb, hatte er einen Zusammenbruch. Eigentlich sollte er oben am MIT Nuklearphysik studieren, aber stattdessen hat ihn der Sicherheitsdienst gefunden, wie er im Garten eines Highschool-Kumpels morgens um drei die Möbel umstellte, um sich mit sechzehn Rollen Alufolie und hundert Meter Isolierband auf die Wiederkehr Christi vorzubereiten. Die Familie hat ihn ein paar Jahre zu Hause weggeschlossen, wie die Mutter von Norman Bates. Aber 1998 kam er in eine geschlossene psychiatrische Anstalt in South Oaks, draußen im Grünen. Dort logiert er unter dem Namen Darrell Lamoreaux.» Ihr war schwindelig. Ein eineiiger Zwillingsbruder?
« Wie habt ihr ihn gefunden?»
« Das war eine harte Nuss. Wie unser Stevie Wonder schon sagte, die Marquettes stehen auf Geheimnisse, Jules. Dass es den Kerl überhaupt gibt, haben wir erst rausgefunden, als ein paar der alten Lehrer bei der Vernehmung zurückfragten, um welchen Marquette es denn gehe. Und da haben wir auch erfahren, dass bei den Zwillingen nicht alles gleich ablief. Anscheinend war Darrell der Bessere von beiden. Er war das Genie, sagen die Lehrer. Unser Dave hatte immer zu kämpfen. Darrell war Schulsprecher, Darrell hat ein Jahr übersprungen. Darrell war mit der Schönheitskönigin zusammen, Darrell hatte ein Stipendium am MIT. Alle, die wir verhört haben, fragten, was aus Darrell geworden ist. Genau wie wir. Im Computer konnten wir nichts finden. Wir hatten die Sozialversicherungsnummer aus den Uni-Unterlagen und wussten vom Meldeamt, dass er nicht tot ist. Irgendwie war er aber von der Bildfläche verschwunden. Natürlich macht von der Familie keiner den Mund auf. Und dann fanden wir endlich eine ehemalige Hausangestellte, die zu reden bereit war, wenn wir ihr im Gegenzug bei ein paar unbezahlten Strafzetteln aushelfen. Sie gab uns den Namen der Anstalt. Wir haben es mit dem Mädchennamen der Mutter versucht und ihn gefunden.»
« Habt ihr ihn verhört?»
« Da gab es nicht viel zu verhören, Frau Staatsanwältin», sagte Lat kopfschüttelnd.
« Er hat eine sogenannte hebephrene Schizophrenie. Der desorganisierende Typ.»
« Wer hätte gedacht, dass es auch noch verschiedene Typen gibt? Ich dachte immer, schizo ist gleich schizo.» Brill lachte rau. Lat ignorierte ihn.
« Wenn Darrell redet, was selten ist, dann unverständliches Zeug. Die Schwester sagt, manchmal sitzt er stundenlang einfach nur da. Er ist in seiner eigenen kleinen Welt. Im Gästebuch steht, dass ihn in den letzten sechs Monaten nur der Vater besucht hat. Weiter zurück reichen die Aufzeichnungen nicht. Keine Mutti, kein Bruder. Und keiner erinnert sich, den Bruder überhaupt je gesehen zu haben, und den eineiigen Zwilling eines Insassen hätte man bestimmt nicht vergessen. Der Arzt von South Oaks scheint bei Alain Marquette angerufen zu haben, kaum dass wir vom Parkplatz führen, denn in Miami hat noch auf dem Rollfeld das Telefon geklingelt, und Levenson wollte genau wissen, was wir drüben in der Klapsmühle rausgefunden hätten. Er klang, als hätte er selber keine Ahnung.»
« Was haben Sie gesagt?»
« Ich habe gesagt, dass ich kein Netz habe, und aufgelegt. Ich bin gespannt, was er heute Nachmittag vor den Kameras von sich gibt. Was er von sich geben darf.»
« Ich wusste, dass die Eltern Dreck am Stecken haben», knurrte Brill und zwirbelte seine Schnurrbartenden.
« Bei denen hatte ich es von Anfang an im Urin. Warum wollen sie nicht mit der Polizei reden? Wir sind doch Freund und Helfer.»
« Außer, man hat etwas zu verbergen», bestätigte Lat.
« Es wären nicht die ersten Eltern, die sich von ihren Kindern

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