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Vater unser

Vater unser

Titel: Vater unser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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zurückgekommen.» Er reichte ihr die Tüte.
« Wir haben Ihnen eine Kleinigkeit von D’Amato Cannoli mitgebracht, damit sie zumindest was zum Naschen haben, wenn sie sich durch die Unterlagen wühlen. Wir haben sogar Kopien für die Verteidigung gemacht, damit uns später keiner vorwerfen kann, wir hätten Dokumente unterschlagen.» Wenn die Staatsanwaltschaft der Verteidigung während einer Offenlegung nicht alle erforderlichen Dokumente und Beweisstücke aushändigte, konnte das strenge Sanktionen zur Folge haben – bis hin zur Aufhebung des Gerichtsurteils.
« Wir Männer stehen auf Mädels, die was auf den Rippen haben, wissen Sie», sagte Brill sachlich.
« So dünn können Sie vielleicht Klamotten verkaufen, aber einen Kerl kriegen Sie damit nicht. Essen Sie Cannoli.» Sie lächelte.
« Pistazie? Danke. Meine Tante würde euch lieben, Jungs.»
« Gefällt Ihnen meine Kappe?», fragte Brill.
« Nein», antwortete Julia.
« Ich bin für die Mets.»
« Autsch», erwiderte Brill und schlug sich gegen die Stirn.
« New Yorkerin. Hätte ich mir denken können ...» Wieder lächelte sie. Sie hatte längst gemerkt, dass Steve Brill unter der harten Schale ein weiches Herz hatte. Er kam ihr vor wie ein pubertierender Elfjähriger, der die Mädchen in seiner Klasse ärgerte, indem er an ihren BH-Trägern zog.
« Ich glaube, Rick ist oben. Ich rufe ihn an», sagte sie und griff zum Telefon.
« Nicht nötig. Es steht alles in den Berichten. Sie sind zweite Anwältin, also haben wir unsere Pflicht hiermit erfüllt», sagte Lat bestimmt.
« Wenn ich mit Ihrem Boss reden muss, kann ich das am Telefon tun, ohne dass mir dabei jemand eine Fernsehkamera vor die Nase hält.» Julia zuckte mit den Schultern und warf Lat einen entschuldigenden Blick zu.
« Rick ist manchmal ein bisschen angespannt.»
« Das ist leicht untertrieben. Aber zum Glück sind Sie ja auch noch da.» Lat lächelte, und ihre Blicke trafen sich kurz. Wieder wurde sie rot und verfluchte ihre irischen Gene.
« Wann findet die Anhörung zur Prüfung der Prozessfälligkeit statt?», fragte er schnell.
« Gibt es schon einen Termin?»
« Am Mittwoch vor Weihnachten. Richter Farley hat Barakat und Koletis für das Gutachten berufen.» Brill verdrehte die Augen.
« Gott. Da kann ich jetzt schon sagen, wie es ausgeht.»
« Falls die Meinungen der Ärzte nicht übereinstimmen, wird sich Rick um die Anhörung kümmern. Und falls beide Gutachter zum gleichen Ergebnis kommen, wird er das Gutachten vermutlich anerkennen», sagte Julia.
« Wir haben genau das getan, was Ihr Boss wollte», sagte Lat seufzend.
« Wir haben noch einmal jede Person in Miami befragt, von der uns bekannt ist, dass sie etwas mit David Marquette zu tun hatte, ob als Patient, Angestellter oder Kollege.»
« Und?»
« Die Presse bringt immer wieder das Beste in den Menschen zum Vorschein», höhnte Brill.
« Plötzlich erinnern die Leute sich an ganz andere Sachen als vor ein paar Wochen. Jeder will der Erste sein, der die Zeichen gesehen hat, wissen Sie.»
« Aber Jennifers Familie behauptet doch, er sei so großartig gewesen?», sagte Julia.
« Bei der Schwiegerfamilie zeigt man sich ja auch von der besten Seite, Jules», erwiderte Brill.
« Marquette war ein Einzelgänger», sagte Lat.
« Jennifers Eltern wohnten fünfzehnhundert Kilometer weg. Sie haben ihn gar nicht richtig gekannt, haben sich vielleicht von Geld und Titel blenden lassen. Sie haben nur das gesehen, was sie sehen wollten. Daher werden sie hervorragende Zeugen für die Verteidigung abgeben. Aber anscheinend konnte der perfekte Schwiegersohn auch sehr schwierig sein – das haben zumindest all die Schwestern, Pfleger, Sprechstundenhilfen und Krankenhausangestellten erzählt, die mit ihm zusammengearbeitet haben.»
« Es sei denn, man war weiblich und sah gut aus. Dann war Marquette aufmerksam und zuvorkommend», warf Brill ein.
« Er hatte Affären?», fragte Julia.
« One-Night-Stands. Aber keine der Frauen hat sich mehr erhofft, und keine will sich öffentlich äußern», entgegnete Lat.
« Inwieweit war er denn schwierig?», fragte Julia.
« Gotteskomplex», erwiderte Brill.
« Hat Termine platzenlassen und ist nicht zu Operationen erschienen, die daraufhin verschoben werden mussten. ‹Über seine Zeit bestimmt nur er allein›, hieß es oft. Aber er war ohne Zweifel ein aufstrebender Chirurg. Und er konnte es sich schon leisten, im Operationssaal herablassend zu sein.»
« Dann gab es da noch diese Krankenschwester», fuhr

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