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Vater unser

Vater unser

Titel: Vater unser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Lust, mit jemandem darüber zu reden, und wollte David Marquette und diesen verdammten Fall für einen Augenblick vergessen.
« Lieben Sie ihn?»
« Oje ...» Julia sah Lat peinlich berührt an.
« Gute Frage.» Seine sanften blauen Augen erwiderten ihren Blick, bis sie es nicht mehr aushielt und wegschaute.
« Nein, ich kann nicht sagen, dass ich ihn liebe», stieß sie schließlich leise hervor und zerknüllte die Papierserviette auf ihrem Schoß.
« Es mag seltsam klingen, aber von Liebe haben wir beide nie gesprochen. Ich wollte, dass er mich begehrt. Wahrscheinlich wollte ich auch, dass er mich liebt. Dass er es sagt ...» Sie verstummte und schüttelte den Kopf.
« Warum erzähle ich Ihnen das alles überhaupt? Ich habe noch nicht annähernd genug getrunken, um zu rechtfertigen, dass ich Ihnen diese Dinge anvertraue.» Sie blickte wieder zu ihm und stellte fest, dass er sie immer noch eindringlich ansah.
« Erzählen Sie mir irgendetwas, John Latarrino. Irgendwas, das ich später gegen Sie verwenden kann, wenn es nötig sein sollte.»
« Ich leide an Schlaflosigkeit und mache mein Badezimmer nicht sauber.» Sie lachte.
« Sehr hilfreich. Dann erklären Sie mir doch mal, warum Sie nachts durchs Haus wandeln, Detective.» In diesem Moment brachte die Kellnerin zwei neue Gläser Bier und servierte das Essen, das von Buddy um eine Platte mit frittierten Meeresfrüchten erweitert worden war. Lat wandte den Kopf und bedankte sich winkend bei seinem Freund, der an der Terrassentür stand. Dann sah er wieder zu Julia und lächelte.
« Weil ich noch nicht die Frau gefunden habe, deretwegen es sich lohnt, im Bett zu bleiben.» Julia wurde rot.
« Ach so», stammelte sie. Lat zuckte mit den Schultern.
« Ich habe eine gescheiterte Ehe hinter mir. Sie hielt nur ein Jahr. Glücklicherweise haben wir keine Kinder – wir hatten nie Zeit, welche zu machen, und das war laut meiner Exfrau auch die Wurzel allen Übels.»
« Haben Sie sich einvernehmlich getrennt?»
« Ja, das würde ich schon sagen. Sie hat ihren Anwalt geheiratet und drei Kinder bekommen. Ich bekam Lilly, eine übergewichtige, neurotische Golden-Retriever-Hündin.»
« Oje. Und wie geht es Ihnen jetzt?»
« Wie gesagt, ich schlage mir die Nächte um die Ohren. So wie Sie.» Das Essen schmeckte phantastisch, genau wie Lat versprochen hatte. In den nächsten zwei Stunden unterhielten sie sich über alles Mögliche, von Politik bis zu U2, den großen Gewinnern bei den diesjährigen Grammy Awards, und gingen irgendwann zum Du über. Buddy setzte sich für eine Weile zu ihnen an den Tisch und gab eine Anekdote über Lat zum Besten, bevor er sich wieder um seine anderen Gäste kümmerte. Julia amüsierte sich fabelhaft, sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie zum letzten Mal so viel gelacht hatte. Es war schon spät. Der Mond schien durch die Wedel einer Palme und warf silberne Streifen auf das schwarze, beinahe unbewegte Wasser. Das Restaurant hatte sich geleert, und auch die meisten Boote waren verschwunden. Am anderen Ende des Kanals, an dem die Southport Raw Bar lag, kreuzte ein weiterer Wasserweg, auf dem gerade eine prachtvolle, hellerleuchtete Jacht vorüberzog.
« Standet ihr einander nahe?», fragte Lat unvermittelt. Julia starrte ihn an.
« Wen meinst du?» Lat nahm die Pfingstrose aus der Bierflasche und reichte sie ihr.
« Du und deine Mutter. Standet ihr einander nahe?» Die Tränen begannen zu strömen, bevor Julia auch nur daran denken konnte, sie zurückzuhalten.
« Ach du Schande», sagte Lat erschrocken. Dann schob er ihr den Serviettenhalter entgegen. Julia nickte dankbar und vergrub ihr Gesicht in einer der Servietten. Sie kam sich vor wie der letzte Trottel.
« Tut mir leid. Alles in Ordnung», schniefte sie.
« Mir tut es leid. Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen», sagte Lat mit weicher Stimme. Dann griff er nach ihrer Hand.
« Komm, Julia, lass uns gehen.»
KAPITEL 79
    K EINER VON beiden sagte etwas, während Lat Julia an der Seite des Restaurants entlang zum Parkplatz führte. Er verabschiedete sich nicht von Buddy, wahrscheinlich, weil er Julia nicht den besorgten Fragen seines Freundes aussetzen wollte. Als sie schließlich vor der Harley standen, zog er seine Jacke aus und sagte leise:
« Zieh die über. Es ist kühl geworden.» Ohne ihn anzusehen, schlüpfte Julia in die Lederjacke. Sie konnte ihm nicht in die Augen schauen, aus Angst, wieder weinen zu müssen. Lat saß auf, Julia kletterte hinter ihm auf den Sitz und schlang

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