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Vaterland

Vaterland

Titel: Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Zunge gebi s sen. Jetzt sprach er,
    als habe er eine Woche auf dem Stuhl eines Zahnarztes verbracht.
    »Gestern abend hat man Ihrer früheren Frau eine Tel e fonnummer gegeben für den Fall, daß Sie Kontakt suchten. Der Junge hat si e auswendig gelernt. Im gleichen Auge n blick, als er Sie gesehen hat, hat er angerufen. Er hat Ihren Kopf geerbt, März. Ihre Tatkraft.
    Darauf sollten Sie stolz sein.«
    »In diesem Augenblick sind meine Gefühle meinem Sohn gegenüber allerdings sehr stark.«
    Gut, dachte er, machen wir so weiter. Nach eine Minute und noch ein Kilometer.
    Aber Krebs wandte sich schon seinem Geschäft zu, i n dem er einen dicken Aktenordner durchblätterte. »Es st e hen hier zwei Fragen an,
    März. Erstens: Ihre allgemeine politische Zuverlässi g keit, und die reicht viele Jahre zurück. Aber die beschäftigt uns heute nicht wenigstens nicht direkt. Zweitens: Ihr Ve r halten während der letzten Woche - besonders Ihre Ve r wicklung in den Versuch de s verblichenen Parteigenossen Luther, in die Vereinigten Staaten überzulaufen.«
    »Ich bin in so etwas nicht verwickelt.«
    »Sie sind gestern morgen von einem Beamten der Or d nungspolizei auf dem Adolf-Hitler-Platz angesprochen worden - genau zu de m Zeitpunkt, als der Verräter Luther die amerikanische Journalistin Maguire zusammen mit e i nem Beamten der Botschaft der Vereinigte n Staaten tre f fen wollte.«
    Woher wußte er das? »Absurd.«
    »Streiten Sie ab, daß Sie auf dem Platz waren?·
    »Nein. Natürlich nicht.«
    »Warum waren Sie denn da?«
    »Ich bin der Amerikanerin gefolgt.«
    Krebs machte sich Notizen. »Warum?«
    »Sie war die Person, die die Leiche des Parteigenossen Stuckart entdeckt hat. Also hatte ich natürlich einen Ve r dacht gegen sie in ihre r Rolle als Agentin der bourgeoisen demokratischen Presse.«
    »Pissen Sie mich nicht an, März.«
    »Na schön. Ich hatte mich in ihre Gesellschaft gedrängt. Ich hatte mir gedacht: Wenn sie über die Leiche eines Staatssekretärs i m Ruhestand stolpern kann, dann könnte sie vielleicht über noch eine stolpern.«
    »Guter Punkt, Krebs rieb sich das Kinn und dachte einen Augenblick lang nach, dann machte er ein neues Päckchen Zigaretten au f und gab März eine, die er ihm mit einem Streichholz aus einer ungebrauchten Dose anzündete. März füllte sich die Lunge mi t Rauch. Krebs hatte sich selbst keine genommen, b e merkte er - sie waren nur Teil seines Spiels, die Requisiten eines Verhörers.
    Der Gestapo-Mann durchblätterte seine Notizen aufs neue und runzelte die Stirn. »Wir glauben, daß der Verräter Luther plante, de r Journalistin Maguire bestimmte Inform a tionen zu enthüllen. Welcher Art waren diese Informati o nen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Vielleicht der Kunstraub?«
    »Am Donnerstag sind Sie nach Zürich geflogen. Wa r um?«
    »Dahin war Luther geflogen, bevor er verschwunden ist. Ich wollte überprüfen, ob es dort möglicherweise Hinweise gab, die hätte n erklären können, warum er verschwand.«
    »Und gab es welche?«
    »Nein. Meine Reise war genehmigt. Ich habe dem Oberstgruppenführer Nebe einen vollständigen Bericht übermittelt. Haben Sie de n nicht gesehen?«
    »Natürlich nicht.« Krebs machte sich eine Notiz. »Der Oberstgruppenführer zieht niemanden ins Vertrauen, nicht einmal uns. Wo is t Maguire?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Sie sollten das wissen, weil Sie sie auf dem Adolf-Hitler-Platz gestern nach der Schießerei aufgelesen haben.«
    »Nicht ich, Krebs.«
    »Doch, Sie, März. Danach sind Sie ins Leichenscha u haus gefahren und haben die persönlichen Effekten des Verräters Luthe r durchsucht - das wissen wir mit absoluter Sicherheit von Dr. Eisler.«
    »Ich wußte nicht, daß es sich um die Effekten Luthers handelte«, sagte März. »Ich war der Meinung, sie gehörten einem Mann namen s Stark, der sich drei Meter von Magu i re entfernt befand, als er erschossen wurde. Natürlich war ich daran interessiert zu erfahren, wa s er bei sich hatte, weil ich mich für die Maguire intere s sierte. Übrigens haben Sie mir, wenn Sie sich erinnern, Freitag abend eine Leich e gezeigt, von der Sie behauptet haben, es sei die von L u ther. Und wer hat denn nun Luther erschossen?«
    »Das braucht Sie jetzt nicht zu kümmern. Was haben Sie denn erwartet, im Leichenschauhaus einsammeln zu kö n nen?«
    »Viel«
    »Was? Seien Sie genauer!«
    »Flöhe. Läuse. Einen Hautausschlag von seiner ve r schissenen Kleidung.«
    Krebs warf seinen Bleistift hin. Er

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