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Vatermord und andere Familienvergnuegen

Vatermord und andere Familienvergnuegen

Titel: Vatermord und andere Familienvergnuegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Toltz
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Bruders heraufbeschworen hatte. Ich hatte Anouk. Mit ihr war die entfesselte Leidenschaft in mein Leben getreten. Wenn wir uns liebten, war es so aufregend, dass man meinen konnte, wir begingen Ehebruch.
    »Es tut mir leid. Ich dachte, die könnten tatsächlich interessiert sein.«
    »Sie wollten bloß Terry. Das wollen sie immer.«
    Anouk schlang ihre Arme um mich. Ich spürte das Begehren durch meinen Körper streifen, eine strahlende Sonne, deren Licht auf meine Krebsschatten schien, und ich wurde lebendig und jung, und Anouk konnte spüren, was vorging, denn sie zog mich an sich heran, drückte ihr Gesicht in meinen Nacken und ließ es dort, sehr lange, wie mir schien.
    Irgendwo im Busch waren Schritte zu hören. Ich ignorierte sie.
    »Was ist denn?«
    »Ich glaube, es ist Jasper.«
    »Na und?«
    »Du glaubst also nicht, dass das unser Geheimnis bleiben sollte?«
    Anouk sah mich lange prüfend an. »Warum?«
    Irgendwie wusste ich, dass er es nicht gut aufnehmen würde. Ich hatte schreckliche Angst davor, seine Hysterie könnte Anouk irgendwie gegen mich einnehmen, könnte ihr die ganze Sache verleiden. Sie könnte ja zu dem Schluss kommen, mit mir zu schlafen sei den Ärger nicht wert. Darum nahm ich einige Tage später die bizarre und wenig beneidenswerte Aufgabe in Angriff, mich in das Sexleben meines Sohnes einzumischen. Ein Teil von mir wusste, dass, ganz gleich, was ich tat, ganz gleich, wie ehrenhaft oder unehrenhaft meine Motive waren, die Geschichte würde sicherlich scheitern. Und wenn schon. Es war schließlich nicht so, als würde ich das treueste Paar der Welt auseinanderbringen. Dass sie nicht zusammenpassten, ging doch schon allein aus der simplen Tatsache hervor, dass sie die moralische Herausforderung gemeistert hatte, sich einen Liebhaber zu angeln, er aber nicht. Ich versuchte natürlich einen objektiven Blick zu wahren. In Wahrheit nahm ich jedoch eher in Kauf, dass er wutentbrannt aus meinem Leben stürmte, als dass Anouk meinen Armen entschlüpfte.
    Ich konnte die Freundin nicht anrufen, und ich konnte Jasper unmöglich nach ihrer Telefonnummer fragen, ohne dass er eine einstweilige Verfügung gegen mich erwirken würde, daher stand ich eines Morgens früh auf und beobachtete seine Hütte so lange, bis sie sie verließ, und ging ihr nach. Die Regelmäßigkeit, wenn auch nicht die Ernsthaftigkeit ihrer Kontakte konnte ich schon durch die Sicherheit bestätigt finden, mir der sie das Labyrinth durchquerte. Ich ging hinter ihr her und sah, wie sie ihren kurvigen Körper hierhin und dorthin schwenkte. Während ich ihr folgte, fragte ich mich, wie man jemanden am besten auf seine Treulosigkeit ansprach. Ich entschied mich dafür, keine langen Umschweife zu machen.
    »He, du!«, sagte ich.
    Sie drehte sich schnell um und ließ mir ein Lächeln zuteilwerden, das einen Mann entmannen könnte. »Hallo, Mr. Dean.«
    »Komm mir nicht so. Ich hab dir was zu sagen.« Sie sah mich an mit der süßesten, unschuldigsten Miene der Welt. Ich kam sofort zur Sache. »Ich hab dich neulich gesehen.« »Wo?«
    »Als du einen, der nicht die Frucht meiner Lenden ist, geküsst hast.«
    In ihrem Hals gluckste es einmal, und sie senkte den Blick. »Mr. Dean«, sagte sie, aber das war auch schon alles.
    »Was hast du zu deiner Rechtfertigung vorzubringen? Willst du es Jasper sagen, oder soll ich es tun?«
    »Es gibt keinen Grund dafür, es Jasper zu sagen. Also, es ist so, wir sind miteinander gegangen, und es ist mir schwergefallen, ihn zu vergessen, und ich dachte... na ja, ist ja auch egal, was ich dachte, er will mich sowieso nicht. Und ich will ihn auch nicht mehr. Und ich liebe Jasper. Nur... Bitte sagen Sie es ihm nicht. Ich mache mit Jasper Schluss, aber ich werde ihm von der Geschichte nichts sagen.«
    »Ich will nicht, dass du mit ihm Schluss machst. Es ist mir egal, ob du die Freundin meines Sohns bist oder nicht. Aber wenn, dann darfst du ihn nicht betrügen. Und wenn du es doch tust, musst du es ihm sagen. Hör mal - ich muss dir eine Geschichte erzählen. Ich war früher mal in die Freundin meines Bruders verliebt. Sie hieß Caroline Potts. Ach, warte mal, vielleicht fange ich lieber mit dem Anfang an. Die Leute wollen immer wissen, wie Terry Dean als Kind war. Sie erwarten Geschichten von Gewalt im Schlabberlätzchen und von einem Kleinkind mit schwarzer Seele. Sie stellen sich einen winzigen Kriminellen vor, der schon Schandtaten ausheckte, als er noch im Laufstall krabbelte, während er aufs nächste

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