Vatermord und andere Familienvergnuegen
hereingelegt worden wie alle anderen und würde alles in meiner Macht Stehende tun, um ihnen jeden einzelnen Cent zurückzuzahlen, selbst wenn ich mein ganzes Leben dafür brauchen würde. Es war eine erbärmliche Taktik, aber ich versuchte es. Ich musste mein Labyrinth verkaufen. Es brach mir das Herz, mich von dem trennen zu müssen, was ich so akribisch geplant und realisiert hatte, nicht um einen Traum vom Glück zu verwirklichen, sondern einen Traum von tiefem Misstrauen und Verachtung, den Traum von einem Schlupfwinkel.
An dem Tag, an dem das Labyrinth unter den Hammer kam, riet mir jeder, der einen Mund hatte, mich dort nicht blicken zu lassen, aber ich war zu neugierig, wer der neue Besitzer sein würde. Jasper war auch da; schließlich wurde seine Hütte mitverkauft, die Hütte, bei der wir uns gegenseitig vorgemacht hatten, sie mit eigener Hände Arbeit zu erbauen. Die Zahl der potenziellen Käufer belief sich auf an die tausend. Ich weiß nicht, wie viele davon ein echtes Kaufinteresse hatten und wie viele nur zum Gaffen da waren.
Mir wurde heiß und kalt, als ich dort eintraf. Alle starrten mich an und tuschelten. Ich schnauzte sie an, Tuscheln sei eine Degeneration des Sprechens. Danach sagten sie nichts mehr. Ich setzte mich unter meinen Lieblingsbaum, aber das tröstete mich nicht über meine Niederlage hinweg; der Feind trank Sekt im Inneren der Befestigungsanlage, die erbaut worden war, um ihn draußen zu halten. Aber bald sah ich mit Genugtuung, dass viele aus dem Labyrinth gerettet werden mussten, weil sie nun doch in seine Fänge geraten waren. Das verzögerte den Ablauf. Als die Auktion dann endlich begann, hielt der Auktionator eine kleine Ansprache, in der er das Haus und den Irrgarten als das »Reich eines der umstrittensten Köpfe Australiens« bezeichnete, was mich mit einem unguten, bangen Gefühl erfüllte, zugleich aber auch mit einem perversen Stolz. Ich verschränkte meine Arme mit einer majestätischer Geste vor der Brust, obwohl mir klar war, dass sie mich lächerlich fanden und in mir keineswegs einen entthronten König sahen. Dieses Labyrinth offenbarte das ganze Ausmaß meiner überzogenen Ängste, Unsicherheiten und Paranoia, daher war es für mich, als hätte ich einen Seelenstriptease hingelegt. War ihnen bewusst, dass sie sich an dem Ort befanden, der meine Hypothese bewies, dass ich der ängstlichste Mensch auf der Welt war?
Weil es so kurios, so irrwitzig oder verrufen war, wurde mein Labyrinth plus den beiden darin versteckten Gebäuden schließlich für atemberaubende sieben Komma fünf Millionen verkauft, was beinahe dem Zehnfachen des tatsächlichen Werts entsprach. Das überzeugte, wie nicht anders zu erwarten war, sowohl die Presse als auch deren treue Untertanen, das Volk davon, ich wäre ein reicher Mann, was natürlich den Hass auf mich nur noch mehr schürte. Die Käufer betrieben, wie ich erfuhr, eine Kette von überteuerten Möbelgeschäften und hatten vor, aus der Anlage eine Touristenattraktion zu machen. Na ja. Die Schmach hätte schlimmer sein können.
Ich verfrachtete meine Bücher und meinen übrigen Krempel in ein Lagerhaus und mich selbst in eine Wohnung, die Anouk für mich und Caroline angemietet hatte. Ich bekam nicht einmal die Gelegenheit, meine sieben Komma fünf Millionen den Leuten vor die Füße zu werfen wie ein Stück Fleisch einem Hund, der mir viel lieber das Bein abgebissen hätte. Die Regierung pfändete meine gesamten Vermögenswerte und fror mein Konto ein. Derart gepfändet und eingefroren, wartete ich darauf, dass Anklage gegen mich erhoben wurde - hilfloser hätte ich kaum sein können.
Aber wenn ich schon so tief fallen sollte, dann wollte ich wenigstens jemanden mitnehmen. Aber wen? Ich schenkte es mir, meine Landsleute dafür zu hassen, dass sie mich hassten, und hob mir jedes Tröpfchen in meinem riesigen Zornsammelbecken für meine Antipathie gegen Journalisten auf, diese verlogenen, selbstgerechten Hüter der öffentlichen Moral. Für das, was sie meiner Mutter und meinem Vater angetan hatten. Weil sie Terry vergötterten. Weil sie mich hassten. Ja, ich würde mich an ihnen rächen. Diese Rache wurde für mich zur Besessenheit. Nur darum brach ich nicht zusammen. Ich war noch nicht bereit, mich aufzugeben. Ich ersann noch ein letztes Projekt. Ein Hassprojekt. Ein Racheprojekt, ungeachtet der Tatsache, dass Rache nie meine starke Seite gewesen war, obwohl es immerhin der älteste Zeitvertreib der Menschheit ist. Es war auch
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