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Vatermord und andere Familienvergnuegen

Vatermord und andere Familienvergnuegen

Titel: Vatermord und andere Familienvergnuegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Toltz
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Letztendlich hab ich's doch geschafft.« »Was denn?«
    »Die basisdemokratische Verbrechenskooperative.«
    Dad fuhr zusammen, als habe er eine Starthilfe von einem anderen Auto bekommen. »Du hast was?!«, schrie er. Das war die erste emotionale Reaktion, die er zeigte.
    »Tja, alter Knabe, beim ersten Mal hab ich's ja voll in den Sand gesetzt. Aber Harry hatte da den richtigen Riecher. Die Sache klappt wie am Schnürchen.«
    »Ich fasse es nicht! Ich glaub das einfach nicht!«
    Offenkundig war das ein größerer Schock für Dad als die Entdeckung, dass Terry die ganze Zeit über am Leben gewesen war.
    Caroline fragte: »Was ist eine basisdemokrat...«
    »Frag nicht«, fiel ihr Dad ins Wort. »Oh, mein Gott.«
    Terry klatsche vor Freude in die plumpen Hände und sprang auf seinen Stummelbeinen auf und ab. Ich dachte, wie extrem er sich doch von dem jungen Renegaten unterschied, den ich in Gedanken so oft vor mir gesehen hatte. Dieser fette Mann war der Sportstar, der Flüchtling, der Outlaw, der von einer ganzen Nation verehrt wurde?
    Abrupt hielt er inne und schaute verlegen drein.
    »Eddie hat mir erzählt, dass du krank warst«, sagte Terry.
    »Lenk nicht vom Thema ab«, sagte Dad mit vor Erregung zitternder Stimme. »Ich habe deine Asche verstreut.«
    »Ach ja? Wo denn?«
    »Ich hab sie in einem kleinen Supermarkt in Gläschen mit Cayennepfeffer gefüllt. Den Rest habe ich in eine Pfütze am Straßenrand gekippt.«
    »Tja, ich kann wohl schlecht behaupten, ich hätte was Besseres verdient«, sagte Terry. Er lachte auf und legte Dad seine Hand auf die Schulter.
    »Fass mich nicht an, du fettes Phantom!«
    »Alter. Sei nicht so. Bist du sauer wegen der Sachen mit den Millionären? Sei's nicht. Ich konnte einfach nicht widerstehen. Sobald ich hörte, was du da in Australien treibst, Marty, wusste ich, was ich zu tun hatte. Ich hab dich dein ganzes Leben lang immer wieder aus irgendeinem Schlamassel gezogen. Dir zu helfen, hat mich zu dem gemacht, was ich bin. Ich bedauere das nicht. Ich liebe, was ich bin, und diese Millionen mit einem so durchsichtigen Plan abzugreifen, war der einfachste Weg für mich, dich ein letztes Mal zu retten. Du siehst, mein Freund, ich wollte, dass du herkommst. Ich fand, es sei höchste Zeit, dass wir uns wiedersehen, und ich hätte längst schon Jasper kennenlernen müssen.«
    Ich konnte sehen, dass die Wut, die in Dad kochte, schon fast den Weg nach draußen gefunden hatte. Ein grimmiger Sturm tobte in ihm, und der Anlass dafür war in erster Linie Caroline. Er hatte bemerkt, dass sie kein bisschen zornig wirkte; sie stand ruhig da und starrte Terry immer noch entgeistert mit offenem Mund an. Terry richtete seine vergnügten Augen wieder auf mich.
    »He, Neffe. Warum sagst du denn gar nichts?«
    »Wie hast du es aus der Einzelzelle rausgeschafft?«
    Terrys Gesicht wirkte einen Moment wie abwesend, dann sagte er: »Das Feuer! Na klar! Marty, du hast ihm die ganze Geschichte erzählt. Fein! Gute Frage, Jasper, gleich zum Wesentlichen kommen.«
    »Stimmte das überhaupt mit der Einzelhaft?«, fragte Dad.
    »Aber ja! Das ging grade noch mal gut. Ich wäre beinahe gegrillt worden - in der Einzelzelle hat man natürlich kein Fenster, aber ich hörte das ganze Geschrei, Aufseher, die sich Befehle zubrüllten, und als dann der Rauch unter der Tür durchkam, wusste ich, ich bin erledigt. Es war pechschwarz in diesem Betonkäfig, heißer als in der Hölle und voller Rauch. Ich hatte schreckliche Angst. Ich begann zu schreien: >Lasst mich raus! Lasst mich raus!< Aber keiner kam. Ich trommelte an die Tür und hätte mir dabei beinahe den Arm verbrannt. Es gab nichts, was ich tun konnte, und ich konzentrierte meine ganze mentale Kraft darauf, mich damit abzufinden, dass mir ein qualvoller Tod bevorstand. Da hörte ich plötzlich Schritte auf dem Gang. Es war einer der Aufseher, Franklin. Ich erkannte seine Stimme: >Wer ist das da drin?<, rief er. >Terry Dean!<, antwortete ich. Der gute alte Franklin. Er war ein anständiger Kerl, der Kricket mochte und ein großer Fan meiner Aufräumaktion war. Er schloss die Tür auf, sagte: >Los, komm!<, und weil er mich unbedingt retten wollte, vergaß er jede Vorsicht. Ich schlug ihn bewusstlos, zog seine Sachen an, warf ihn in meine Zelle und verriegelte die Tür.«
    »Du hast den Mann ermordet, der dir das Leben retten wollte.«
    Terry schwieg einen Augenblick lang und warf Dad einen seltsamen Blick zu, wie jemand, der überlegt, ob er einem Kind ein

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