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Vatermord und andere Familienvergnuegen

Vatermord und andere Familienvergnuegen

Titel: Vatermord und andere Familienvergnuegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Toltz
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komplexes Naturgesetz erklären soll oder nicht, und fuhr dann fort: »Der Rest war einfach. Das ganze Gefängnis stand in Flammen, und ich musste nicht mal die Schlüssel benutzen, die ich gestohlen hatte - alle Türen standen offen. Irgendwie schaffte ich es durch die von Rauch erfüllten Flure nach draußen. Ich sah, dass unser Städtchen in Flammen stand, und verschwand im Rauch. Das war's.«
    »Also war es Franklin, der in deiner Zelle verbrannt ist.« »Ja, ich denke, es war seine Asche, die du eingesammelt hast.« »Was geschah dann?«
    »Ach ja - ich sah dich mitten im Feuer. Ich rief nach dir, aber du hast mich nicht gehört. Dann sah ich, dass du in eine Falle liefst. Ich schrie: >Links, lauf nach links! <, und du hast kehrtgemacht und bist verschwunden.«
    »Ich habe dich gehört! Ich dachte, es war dein verdammter Geist, du Drecksack!«
    »Dann bin ich ein paar Tage in Sydney untergetaucht und anschließend mit einem Frachter nach Indonesien abgehauen. Hab mich rund um den ganzen Globus gearbeitet und mich danach umgesehen, was die anderen Kontinente so zu bieten haben. Schließlich bin ich in Thailand gelandet. Und dann hab ich hier die basisdemokratische Verbrechenskooperative aufgebaut.«
    »Und was ist mit Eddie?«
    »Eddie hat von Anfang an für mich gearbeitet. Ich hab versucht, dich aufzuspüren, Marty, aber du hattest Australien schon verlassen. Das Klügste, was ich tun konnte, war Eddie loszuschicken, damit er sich immer in Carolines Nähe aufhielt. Ihre Adresse hatte ich aus einem Brief, den sie mir ins Gefängnis geschickt hatte. Eddie hat sich ein Zimmer neben ihrem genommen und darauf gewartet, dass du aufkreuzt.«
    »Wie konntest du dir so sicher sein, dass ich nach Caroline suchen würde?«
    »Sicher war ich mir nicht. Aber ich habe recht behalten, stimmt's?«
    »Warum hast du mir nicht einfach von Eddie ausrichten lassen, dass du noch am Leben bist?«
    »Damals dachte ich, ich hätte dir schon genug Schwierigkeiten gemacht. Du hast früher immer auf mich aufgepasst, Marty, und wahrscheinlich gedacht, ich würde es nicht merken, aber ich wusste, dass du meinetwegen krank vor Sorge warst. Ich dachte, du hättest vielleicht die Nase voll davon.«
    »Du hast Eddie befohlen, Caroline zur Millionärin zu machen!«
    »Natürlich!« Er wandte sich an Caroline und sagte: »Es tat mir so leid, als ich das mit deinem Sohn hörte.« »Erzähl weiter, Terry«, sagte Dad.
    »Das war's schon. Ich veranlasste Eddie dazu, ein wachsames Auge auf euch zu haben. Als er mir erzählte, dass du mit so einer verrückten Lady zusammen warst und sie geschwängert hast und kein Geld hattest, trug ich ihm auf, dir welches zu geben. Aber du wolltest es nicht annehmen. Ich wusste nicht, wie ich dir sonst helfen sollte, also gab ich dir einen Job bei mir. Leider waren die Zeiten grade schlecht - du bist mitten in einen kleinen Bandenkrieg geraten. Ich konnte ja nicht wissen, dass deine verrückte Freundin aufs Boot hopsen und sich in die Luft sprengen lassen würde. Das war schon eine durchgeknallte Art, sich umzubringen, oder? Nichts für ungut, Jasper.«
    »Und weiter?«
    »Na ja, wie auch immer. Als du mit Jasper nach Australien gingst, habe ich Eddie hinter euch hergeschickt. Er berichtete mir ein paar verrückte Sachen. Ich gab dir wieder einen Job, als Manager in einem meiner Striplokale, und du hast den Laden demoliert und bist in der Psychiatrie gelandet. Dann ließ ich dir Kohle zukommen, damit du dein Labyrinth bauen konntest, und das war's. Du hast ganz Australien mit deinen seltsamen Ideen kirre gemacht, und hier sind wir nun. Das war die Geschichte in Kürze.«
    Während Dad die Story seines Bruders verdaute, erschien mir dessen ganze Existenz wie eine Hollywoodfassade, so als könnte ich, wenn ich um ihn herumginge, sehen, dass er nur ein paar Zentimeter dick ist.
    »Als ich da in der Zelle saß«, erzählte Terry, »und glaubte, mein Ende wäre nur noch Sekunden entfernt, erkannte ich, dass mein ganzer Einsatz für moralische Sauberkeit im Sport totaler Schwachsinn gewesen war. Ich begriff, dass ich, Unfälle ausgenommen, achtzig oder neunzig Jahre hätte leben können und mir diese Chance verbaut hatte. Ich war stinksauer auf mich selbst! Ich versuchte, mir über meine Beweggründe klar zu werden, und begriff, dass ich eine Spur hatte hinterlassen wollen, um nach meinem Tod weiterzuleben, egal, wie. >Egal, wie<, das ist die idiotische Quintessenz von alldem. Und weißt du, was mir da auf der Schwelle

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