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Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel

Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel

Titel: Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Zöller
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dass es gerade diese selbstverständlichen Dinge sind, die mich zufrieden machen. Momente wie dieser – oder wenn ich mit Papa am Ufer der Werse sitze und wir den Paddelbooten zusehen. Wenn er dabei so jungenhaft wirkt, in den Himmel schaut, die ziehenden Wolken betrachtet und mir Geschichten erzählt.
    Ich lächele meiner Mutter zu. Dass ich mich heute Nachmittag mit Mathilda auf Bernings Gestüt treffe, kann ich ihr unmöglich auf die Nase binden. Ich werde sie anlügen müssen, und mein Herz klopft mir schon jetzt bis zum Hals.
    Sie hat sich Bohnenkaffee aufgebrüht und setzt sich zu uns. Meine Hausaufgaben kann ich jetzt wohl vergessen. Dafür haben wir zu viel auf. Und Mathilda kann ich nicht warten lassen. Also werde ich mich jetzt eine Weile mit Mama über die Schule, meine Freundinnen, meinen ersten Dienst als Schaftführerin und über ihre Pläne für die kommende Woche unterhalten. Ich bin spät dran, verflixt.
    »Mama, ich muss gleich zum BDM . Wir wollen mit den Vorbereitungen für den Abschied des Polizeipräsidenten beginnen. Es soll etwas ganz Besonderes werden.«
    »Sieh nur zu, dass es nicht so spät wird. Die ständigen Fliegeralarme machen mir Sorgen, und ich möchte, dass ihr abends zeitig zu Hause seid. Hans kann mir beim Abwasch helfen.« Hans fängt sofort an zu maulen, aber meine Mutter zuckt nur mit den Schultern und sagt: »Das bisschen Geschirrspülen wird dir nicht schaden.«
    »Ich bin um fünf zurück. Spätestens.« Ich gebe Mama einen Kuss, und am liebsten würde ich Hans die Zunge rausstrecken. Aber ich glaube, das ist etwas für kleine Mädchen und nichts für eine Schaftführerin, die ein schlechtes Gewissen hat, weil sie ihre Mutter ein bisschen anlügt. Ich trage meinen Tornister in mein Zimmer, stopfe meine Reithose in einen Beutel, springe die Treppe hinunter, rufe einen Gruß und lasse die Haustür ins Schloss fallen.
    Geschafft, denke ich, hole das Fahrrad aus dem Schuppen und radele die Promenade entlang. Meine Flunkerei hat mir etwas Zeit verschafft, und ich fahre eine Schleife am Zwinger vorbei. Hier hat die HJ ihr Kulturheim, und ich sehe Werner draußen am Eingang. Ich glaube, der ist immer hier. Der lebt für seine HJ . Er winkt mir tatsächlich zu! Am Freitag haben wir im Zwinger Chorprobe, vielleicht sehe ich ihn dann wieder.
    Am Morgen hat es heftig geregnet, dann nieselte es nur noch, und jetzt ist es ein herrlich sonniger Spätsommertag. Die Promenade riecht nach feuchtem Laub und nasser Erde. Ich freue mich riesig auf Mathilda, Herrn Berning und die Pferde. An einem Tag wie heute könnte man den Krieg glatt vergessen. Doch schon auf der Höhe des Staatsarchivs holt mich die Wirklichkeit wieder ein. Neue Unterstände und Splittergräben werden zum Schutz vor den Bomben ausgehoben. Es gibt nicht genügend Bunker in der Stadt, aber ob diese Unterstände ausreichend Sicherheit bieten? Gut, dass wir unseren Keller haben.
    Ich biege in die Warendorfer Straße ein und fahre Richtung Handorf. An der Eisenbahnunterführung werden die Bombentrichter aufgefüllt, und Arbeiter sind damit beschäftigt, die Straßenbahnschienen zu reparieren. Nicht weit hinter dem Tunnel liegt in einer Seitenstraße die Dienststelle meines Vaters. Am liebsten würde ich mich unsichtbar machen. Wenn er mich hier sieht, kann er an zwei Fingern abzählen, wohin ich unterwegs bin. Ich mag nicht daran denken und mache mich ganz klein auf meinem Fahrrad.
    Der Hof liegt direkt an der Werse, einem schmalen, ruhig dahinfließenden Fluss, der sich gemächlich durch die Wiesen schlängelt. Schon von weitem sehe ich den mächtigen Giebel des Fachwerkhauses rot durch uralte knorrige Bäume schimmern. Eine hohe Eiche steht vor dem verklinkerten Torbogen, und das schmiedeeiserne Tor ist weit offen. Ich fahre über den Hofweg direkt auf die Ställe zu, lehne mein Fahrrad an die Scheunenwand und schaue mich um. Mathilda wartet schon.
    »Fundevogel, Fundevogel!«, ruft sie und kommt mir entgegengelaufen. Sie hat alles vorbereitet. Die Pferde stehen schon gesattelt in ihren Boxen, und ich muss mich nur noch umziehen.
    Mathilda reitet vor mir her. Ihre braunen Locken quellen unter der Reitkappe hervor. Im gemütlichen Schritttempo verlassen wir den Hof. Auf den Wiesen nahe beim Ufer stehen wiederkäuende Kühe und glotzen uns an. Das mahlende Geräusch ihrer Mäuler ist deutlich zu hören. Es riecht nach frisch gemähtem Heu. Der Weg wird breiter, und wir können nebeneinandertraben.
    »Komm, trau dich!«, ruft

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