Vaters böser Schatten
okay?“
„Okay …“, flüsterte Ryan und legte auf. Er schaute in das gütig lächelnde Gesicht. „Er kommt her. Sie … wollen Sie ihn kennen lernen?“ Ihm wurde gerade bewusst, dass sein Therapeut Leon noch nie gesehen hatte.
„Ja, sehr gern.“ Dr. Ramos lächelte, stand auf und ging zu seinem Schreibtisch. „Theresa, sagen Sie bitte meinen letzten Termin ab und bringen Sie frischen Kaffee herein.“ Er ließ den Knopf der Sprechanlage los und deutete Ryan an, sich auf das Sofa zu setzen. „Ist doch weitaus bequemer. Ryan, darf ich mich mit Leon unterhalten?“
Ryan zögerte. Was sollte das für ein Gespräch sein? „Allein?“
„Nein, auf keinen Fall. Mit Ihnen zusammen.“
„Okay …“, sagte Ryan und lehnte sich zurück, schloss die Augen.
Wenig später klopfte es, und Theresa steckte den Kopf ins Zimmer. „Mr. Blake ist da. Er hat noch zwei weitere junge Männer dabei.“
„Diese beiden möchten bitte draußen warten. Es wird nicht allzu lange dauern. Mr. Blake kann eintreten.“
Theresa zog sich zurück und kurz darauf kam Leon ins Zimmer gestürmt.
„Ryan!“ Er war kaum auf seinen Freund zugegangen, als der auch schon vor ihm stand und sein Gesicht an dessen Hals vergrub.
„Es tut mir leid …“
„Ach was. Ich bin so froh, dass du hier bist und nicht am Bahndamm.“
Ryan hob den Kopf und sah nachdenklich an ihm vorbei. „Daran hatte ich nicht mal gedacht … seltsam.“
„Das ist gut … verdammt gut.“ Leon war erleichtert. „Oh … verzeihen Sie. Leon Blake.“ Er streckte dem Mann, der das Paar lächelnd musterte, die Hand entgegen. „Sie haben keine Vorstellung, wie dankbar ich Ihnen bin.“
„Frederick Ramos.“
Die beiden schüttelten sich lächelnd die Hände, dann deutete Dr. Ramos auf das Sofa. „Setzen Sie sich …“
Leon nahm neben Ryan Platz und streichelte ununterbrochen dessen Hände.
„Leon, darf ich Ihnen einige Fragen stellen? Die Erlaubnis habe ich von Ryan bereits bekommen.“
„Ähm … ja, sicher …“
„Gut. Leon, wie war Ryan, als Sie Ihn kennen gelernt haben?“
Leon warf seinem Freund einen liebevollen Blick zu. „Ein sturer Esel. Mit dem Kopf durch die Wand. Aber … das war nur das, was er zeigen wollte. Er ist unglaublich sensibel und einfühlsam. Er sieht Dinge, die andere nicht erkennen. Er hat seine Stärken und Schwächen. Damals ist er noch schnell ausgerastet, wenn es nicht nach seinem Kopf ging.“
Ryan senkte den Blick und umfasste Leons Finger stärker.
„Das ist heute nicht mehr so. Er hat sich besser im Griff. Er denkt nach, kalkuliert … er ist noch immer impulsiv, aber er kann es besser steuern. Wenn er heute aus sich rausgeht, hab ich meist auch was davon“, grinste Leon leicht und spürte, wie ihm die Hitze in den Kopf schoss.
„Leon!“ Ryan sah ihn perplex an.
„Was denn? Ist doch so.“ Er zwinkerte Ryan zu, wandte sich dann wieder an Dr. Ramos.
„Glauben Sie, dass seine Wut auf seinen Vater gemildert ist?“
Leon überlegte. „Ich bin nicht sicher. Ryan vergräbt viel in sich. Er hat nicht mehr so oft Albträume, er schläft ruhiger. Hat er Ihnen … Ryan, hast du ihm von gestern erzählt?“ Ryan nickte. „Er war geschockt und wütend. Das sind Dinge, die ihn zurückwerfen. Zumindest sagt er das … glaubt es … ich bin nicht sicher, ob sie ihn wirklich zurückwerfen, oder ob es sich in dem Moment für ihn nur so anfühlt.“
„Wäre das gestern nicht passiert, was denken Sie, wäre es heute trotzdem zu der Prügelei gekommen?“
„Oh … da kann ich nur spekulieren. Ich hab keine Ahnung, was passiert ist. Ich kam erst danach dazu, als Ryan schon weg war. Aber … was es auch war, es muss deftig gewesen sein. Normalerweise hört er weg.“
„Ryan, was war es? Was haben die beiden zu Ihnen gesagt?“
Ryan sah traurig zu seinem Freund. „Es war nichts Deftiges. Nur dumme Sprüche. Schwuchtel und so … und … naja, dass ich ein Freak bin … das Übliche halt.“
„Ryan …“, setzte Leon an, doch der hob die Hand.
„Leon, das waren dumme Sprüche, wie wir sie von ihnen kennen. Ich … ich weiß nicht, warum ich so ausgerastet bin. Vielleicht … weil sie nicht nur mich gemeint haben.“ Er war mit jedem Wort leiser geworden.
„Haben sie Leon auch so betitelt?“
Ryan nickte.
„Oh, Snoopy!“ Leon nahm dessen Gesicht in die Hände. „Was diese Typen erzählen, ist Schrott. Da darfst du gar nicht drauf hören.“
„Das weiß ich doch. Baby, glaub mir, das ist mir klar. Ich
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