Vaters böser Schatten
schwieg.
„Hör mal, du kannst uns vertrauen. Wir sind keine Schweine, falls du das noch nicht bemerkt hast“, sagte Leon. „Na los.“
Ben haderte mit sich - das war offensichtlich. Er kniff immer wieder die Augen zusammen, knibbelte an einer Serviette herum und biss sich auf die Unterlippe, doch Leon und Ryan schwiegen. Er würde reden … auf kurz oder lang.
„In Sebastians Wohnheim … in seinem Zimmer, da … lebt Daniel.“ Ben atmete tief durch. „Er ist … Sebastians bester Freund. Seit Jahren schon. Ich kenne ihn … schon ewig. Er … ist wirklich cool. Ziemlich intelligent.“ Ben sah auf zu Ryan. „Nicht so sehr wie du, aber das ist auch nicht schwer. Du stichst alle aus. Ähm … Sebastian, Daniel und ich waren im Kino … gestern. Es war lustig. Wir hatten viel Spaß.“
Leon wusste nicht, wohin die Geschichte führen sollte, versuchte allein und im Vorfeld irgendwie daraus schlau zu werden.
„Ähm … nach dem Kino standen wir draußen, und Sebastian musste telefonieren, weshalb er … ein Stück von uns weggegangen. Daniel und ich haben herumgealbert. Es war … schön. Anders, als mit meinem Freunden.“ Bei dem Wort ‚Freunde’ runzelte er kurz die Stirn. „Daniel hat von seinem Studium erzählt und mich gefragt, wo ich studieren werde. Mum und Dad können sich keine teuren Unis leisten, also habe ich mich, wie Sebastian, in Mainsfield eingetragen. Er hat sich richtig gefreut, meinte, dass wir uns ja dann öfter sehen würden und … ich fand das schön … ein … schöner Gedanke.“ Er schwieg wieder.
So langsam dämmerte Leon, was am Ende herauskommen würde. Er warf Ryan einen bedeutungsvollen Blick zu. „Du magst ihn, hm?“
Ben sah ihn an und nickte langsam. „Ja, schon … ich kenne ihn schon lange“, wiederholte er. „Oh, Mann …“ Er fuhr sich mit einer Hand durch das brünette, kurze Haar. „Hört mal, Jungs, das … ich weiß nicht, wie ich das alles erklären soll.“
„Ben, wie sehr magst du ihn?“
„Ich weiß nicht. Ich freue mich, wenn ich ihn sehe.“ Verunsichert musterte er Leon, der wissend grinste.
„Wie ging’s weiter?“
„Naja … Sebastian kam zurück und meinte, dass eine Freundin angerufen hatte. Ein Mädchen aus seinem Politkurs. Er mag sie ziemlich gern. Ich … weiß ihren Namen nicht, aber …“ Er brach ab, als er merkte, wie ausschweifend er wurde. „Sebastian hat sich verabschiedet, und ich bin mit Daniel zur Uni zurück, weil mein Auto da stand. Wir haben viel geredet … über alles Mögliche irgendwie. Auch noch, als wir an meinem Auto standen. Himmel, ich habe gar nicht auf die Uhrzeit geachtet. Die war mir einfach nicht wichtig. Er hat mich gefragt, ob wir uns wiedersehen … ohne Sebastian. Ich war verwirrt und sagte ihm, dass das ziemlichen Date-Charakter hätte. Daniel hat gelacht und gemeint, dass es ihn nicht stören würde … ganz im Gegenteil.“
„Ben, kann es sein, dass Daniel schwul ist?“, fragte Leon nach.
Ben sah auf, und ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Ja, ist er. Ich habe ihn das Gleiche gefragt.“
„Und das ist … okay für dich?“, fragte nun Ryan verwirrt. War er doch in Bens Augen immer die dreckige Schwuchtel gewesen.
„Hm … die gleiche Frage habe ich mir auch sofort gestellt, aber … ich kam nicht soweit, um mir auch eine Antwort zu geben. Er hat über meine Wange gestreichelt. Das hat … mich total aus der Bahn geworfen.“
Leon lächelte. „Ja, kann ich verstehen. Das Gefühl kenne ich“, sagte er und warf Ryan einen verliebten Blick zu, als der genau das tat; ihm liebevoll über die leicht gerötete Wange zu streicheln.
Ben, der das genau beobachtete, wandte verlegen den Blick ab, als das Paar ihm wieder seine Aufmerksamkeit schenkte.
„Und? Gehst du mit ihm aus?“
„Ausgehen? Sagt man das wirklich so?“
„Okay, anders. Triffst du dich mit ihm?“
Unschlüssig zuckte Ben mit den Schultern. „Ich habe zugesagt, aber … ich weiß nicht genau. Kyle und Kilian waren in Mainsfield, weil Kilians Schwester auch da studiert. Sie haben uns gesehen ... und … heute habe ich für die kleine Berührung die Quittung kassiert. Was werden sie erst tun, wenn ich mich mit Daniel allein treffe?“
Ryan schenkte Leon Kaffee nach, den dieser letztlich kalt getrunken hatte. „Und genau das unterscheidet uns, Ben. Mir ist die Meinung anderer egal.“
„Nein, das ist kein Unterschied. Das wäre so, als hätte dir Michelle eine reingehauen, Ryan. Kilian und Kyle sind
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