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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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ausgesprochen wird, eine Nacht ausreicht, um sie zu erforschen.« Ein ironisches Lächeln umspielte den Mund des Sicherheitschefs, seine dünnen Finger hielten im Blättern inne. »Vielleicht könnten wir uns morgen Abend ein wenig früher treffen. Wenn Sie Ihre Abendandacht ein wenig verkürzen könnten …« Was er meinte, war, dass Comitti nicht bei der Abendandacht einschlafen sollte.
    Comitti runzelte die Stirn, dann glätteten sich seine Züge und er lächelte. »Ich werde mich beeilen.«
    Arconoskij schien im Textstapel gefunden zu haben, was er suchte. Er nickte und schob Comitti einen Teil des Manuskripts zu. »Wenn Sie Zeit finden und möchten, Comitti, dann lesen Sie doch weiter. Sie können mir morgen Abend berichten, wenn es was zu berichten gibt.«
    Comitti besah sich den Teil, der vor ihm lag. Es waren die bereits gelesenen Seiten und ein beträchtliches Stück weiter. Er blickte den Sicherheitschef fragend an.
    »Ist für mich nicht relevant«, gab der die lapidare Antwort und schob die restlichen zwei Drittel des Textes in seine Aktentasche, in der er bereits die Kladde verstaut hatte.
    Nachdem Arconoskij sich verabschiedet hatte, las Comitti noch Stunden. Er konnte erst aufhören, nachdem er das letzte Blatt zur Seite gelegt hatte. Er schüttelte betrübt den Kopf. Erst morgen würde er Nachforschungen anstellen können. Heute war es zu spät. Nach einem kurzen Nachtgebet und längeren Einschlafschwierigkeiten fiel er in traumlosen Schlaf. Gegen Morgen träumte er von einer dunkelhaarigen Frau, die ihn mit erhobenem Zeigefinger vor etwas warnen wollte. Noch im Halbschlaf glaubte er, dieser Frau bereits irgendwo begegnet zu sein.

Rom, Vatikanstadt
    2. November 2012
     
     
     
    Noch benommen vom gestrigen Abend frühstückte Comitti im Refektorium und hing seinen Gedanken nach, bis sein Blick auf Simon Sapera fiel. »Du bist doch bewandert mit diesen Computern«, sagte er zu Sapera.
    Sapera, der selten ein Wort mit dem alten, verschrobenen Mitbruder sprach, sah von seiner Kaffeetasse auf. Er mochte Comitti, der sich, als die Rede auf die neuen Technologien kam, gegen Computer und alles neumodische Zeug ausgesprochen hatte. Pater Sapera war vernarrt in Computer und antwortete mit seinem Lieblingsspruch »Ja, soweit es in meiner Macht steht. Aber die Wege des Herrn sind, selbst bei dieser Materie, unergründlich.« Er meinte das nicht blasphemisch, er war davon überzeugt, dass in Computern Gott wohnte und Gott seinen Programmierern Aufgaben stellte.
    Comitti nickte. »Gäbe es eine Möglichkeit herauszufinden, ob ein Mensch gelebt hat?«
    »Wenn er bekannt war, sicher. Selbst wenn er im berühmten Sinne unbekannt war, könnte etwas über ihn im Netz stehen.«
    »Im Netz«, murmelte Comitti. »Könnte ich dich nachher in deinem Büro aufsuchen? So gegen zehn?« Comitti sah die Freude, die auf dem Gesicht seines Gegenübers aufleuchtete.
    »Du hast es dir anders überlegt?«
    Comitti lächelte. Er würde sich keine Computer im Archiv aufstellen lassen. Er fand alles mit einem Handgriff. Er war schneller als eine solche Maschine, da war er sich sicher.
    »Vielleicht«, antwortete er, um nicht gleich das Interesse des jungen Mannes erlahmen zu lassen. »Ich komme dann um zehn.« Comitti stand auf und machte sich auf seinen allmorgendlichen Spaziergang. Seine Arbeit begann erst am Nachmittag, wenn die Post gesichtet und sortiert war. So konnte er sich seinen Morgen nach Lust und Laune einteilen. Meistens spazierte er durch Rom. Er liebte diese Stadt. Schon als junger Mann war er von ihrer Geschichte begeistert gewesen. Er stammte vom Land – aus Sizilien. Er hatte Theologie und Sprachen studiert – sehr zum Ärger seines Vaters, der gehofft hatte, dass er Rechtswissenschaften oder wenigstens Medizin wählte. Niemand erschien zu seiner Priesterweihe, es folgte eine einsame Zeit. Das abgelegene Dorf, in das man ihn als jungen Mann versetzt hatte, bot nichts. Keine Gläubigen und kaum Geselligkeit. Hätte er nicht seine Bücher gehabt, wäre er vor Kummer und Einsamkeit vergangen. Kummer, nicht nur wegen seiner Familie, sondern auch wegen seiner Jugendliebe Tonella.
    Die Parallelität zwischen Luciennes und seinem Leben fiel ihm auf und er musste lächeln. Wie gut konnte er das arme Mädchen verstehen. Er rief sich zur Ordnung. Er wusste nicht, ob es sie wirklich gegeben hatte. Noch war nicht sicher, ob er einem Schwindel aufsaß.
     
    Nach einem kurzen Besuch auf dem Markt, auf dem er Wein für den

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