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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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ausblieb.«
    »Erstaunlich.«
    »Lucienne behauptete, ihr Runderwerden läge am Blut. Erst ihr Vormund, Pierre de Viellvient, erkannte den wahren Grund.« Comitti schmunzelte.
    »Sie war schwanger!«, sagte Arconoskij.
    Comitti ärgerte sich. Er hatte sich darauf gefreut, die Bombe platzen zu lassen, und dann nahm ihm Arconoskij die Pointe. »Wenn Sie schon alles wissen, brauche ich ja nicht weiterzuerzählen.«
    »Entschuldigen Sie, Pater, aber so, wie Sie mir das gerade geschildert habe, konnte ich nur noch folgerichtig schließen.«
    »Gut. Was vielleicht noch wissenswert wäre, ist, dass Lucienne nicht mit der Familie de Viellvient verwandt ist.«
    Arconoskij, der gerade noch lässig und selbstgefällig in seinem Sessel lehnte, schnellte nach vorn. »Wie, sie ist keine de Viellvient? Das müssen Sie mir genauer erklären.«
    Comittis Gesicht überzog ein triumphierendes Strahlen. Er freute sich, den Sicherheitschef aus seiner Überheblichkeit gerissen zu haben. Jetzt war es an Comitti, sich gemütlich im Sessel anzulehnen. Er hatte seinem Gegenüber etwas zum Denken gegeben. Feixend betrachtete er das Mienenspiel, das ihm Arconoskij bot. Es erstaunte ihn, in welche Erregung er den Sicherheitschef mit seiner letzten Information versetzt hatte.
    »Lesen Sie den Text ab der Stelle vor, wo ihr Onkel auftritt.« Arconoskijs Stimme klang gepresst.
    Comitti blätterte in den Manuskriptseiten, bis er zu der richtigen Seite kam.
     
    *
     
    Uns wurde das Eintreffen unseres Onkels gemeldet.
    Ich nahm Lisette in den Arm und flüsterte ihr zu, dass alles in Ordnung käme. Ich war bereit, mein Leben für ihr Glück zu geben. De Segura als Ehrenmann begrüßte unseren Onkel, als ob nichts vorgefallen wäre.
    Pierre de Viellvient musterte uns mit finsterem Blick. Zwar erbte er ein beträchtliches Vermögen, konnte aber den Tod seines Bruders und Louis’ nicht gutheißen.
    Alle, die wir zusammen im Salon saßen, waren zu gut erzogen, um sofort auf das Thema zu kommen, das uns unter den Nägeln brannte. Eine eigentümliche Atmosphäre entstand. Lisette weinte in einer Ecke, ich saß in einer anderen und betrachtete die beiden Herren, die zunächst über den bevorstehenden Krieg zwischen Frankreich und England sprachen.
    Kein Wort über die Hochzeit, kein Wort über den Grafen. Pierre, der seinem Bruder wie aus dem Gesicht geschnitten war, trank ein Glas Rotwein. Allerdings erinnerte nur sein Gesicht an den Grafen. Er war jünger, schlank und lebte das Leben eines Soldaten. Noch etwas unterschied ihn vom Grafen: Er besaß Gerechtigkeitssinn.
    »Wir haben jetzt lange genug um den heißen Brei geredet.« Pierre beendete die höfliche Konversation und sah zu Lisette. »Ich vermisse die ausgelassene Stimmung, die normalerweise vor einer Hochzeit herrscht. Wo ist der Bräutigam, wird er mir nicht vorgestellt?«
    »Es wird keine Hochzeit geben«, sagte de Segura.
    Pierre zog eine Augenbraue hoch. Lisette schluchzte auf.
    »Mir ist etwas zu Ohren gekommen, das die Verbindung zwischen meinem einzigen Sohn und Ihrer Nichte unmöglich macht«, erklärte de Segura.
    Schwester Theresa sah mich fragend an. Ich senkte meinen Blick. Ich hatte Lisette in diese Situation gebracht, um meinen eigenen Kopf, wie ich dachte, findig zu retten.
    Pierre stand auf und stellte sich an den Kamin. »Ich habe Erkundigungen über Sie eingeholt, de Segura. Sie sind ein ehrenwerter Mann. Sie haben meinen Bruder und meinen Neffen getötet, doch im Anbetracht dessen, was vorgefallen ist, kann ich das verstehen.« Er trank einen Schluck. »Ich kam hierher, um einer Verbindung meinen Segen zu geben, die für mich die Versöhnung der beiden Familien bedeutet hätte.«
    De Segura schüttelte betrübt den Kopf.
    Da niemand im Raum etwas sagte, fuhr Pierre fort. »Ich wollte mich vergewissern, ob Lisette mit der Verbindung einverstanden wäre und Lucienne entscheiden lassen, ob sie hierbleiben oder mit mir nach Frankreich zurückkehren wollte.«
    »Bis gestern Nacht dachte ich wie Sie.« De Segura seufzte.
    »Woher der Sinneswandel?«, wollte Pierre wissen.
    »Lucienne erzählte mir von ihrer Erbkrankheit. Nicht, dass ich das Mädchen nicht mag. Sie ist mir ans Herz gewachsen, aber Ihr müsst verstehen, dass ich einer Verbindung zwischen meinem einzigen Sohn und einer Familie, in der es solche Krankheiten gibt, nicht zustimmen kann.«
    Alle sahen zu mir. Schwester Theresas Blick war voller Verständnis, aber auch Trauer. Lisettes Blick war das Gegenteil. Sie verstand

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