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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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verzierten Tischchen. Ich ließ mich auf die Liege nieder, die gleich neben der Tür stand. Mac Quiet nickte und zog seinen Mantel aus. Seine Kleidung war, wie schon damals in der Herberge, aus erlesenem, teurem Stoff. Wieder modisch, ohne geckenhaft zu wirken.
    »Wollt Ihr noch etwas zu Euch nehmen?« Mac Quiet zeigte auf eine Karaffe und Gläser.
    Ich schüttelte den Kopf. Nur zu gut konnte ich mir vorstellen, was die Karaffe enthielt.
    »Es ist Tierblut, Lucienne.«
    Ich lehnte trotzdem ab. Ich übte mich in Enthaltsamkeit.
    »Wie Ihr wollt.« Mit diesen Worten ließ sich Mac Quiet auf sein Bett fallen und schloss die Augen.
    Eine Frage ließ mich keine Ruhe finden. »Lebt Lisette?«
    »Ja«, antwortete mein Gastgeber. »Ihr könnt sie morgen sehen.«
    Dann waren meine Träume wahr. Vampyre suchten meine Schwester heim. Aber warum? Ich fiel in traumlosen Schlaf.
     
    Als ich erwachte, war ich allein. Ich stand auf und besah mir die Buchtitel, die in verschiedenen Sprachen verfasst waren. Ich betrachtete die Büsten und die Figuren. Der Mann, dessen Gast ich war, führte ein kultiviertes Leben. Gerade, als ich beschloss, meine Schwester zu suchen, öffnete sich die Tür und zwei Mädchen betraten den Raum.
    Sie knicksten und begrüßten mich. Dabei blieben ihre Lippen geschlossen, und doch konnte ich ihre Worte hören. Ich war irritiert. Ich sah genauer hin, doch keine von beiden bewegte den Mund, und doch hörte ich klar und deutlich, dass sie zu mir sprachen.
    »Herrin?«
    Sie hatten mich etwas gefragt, was ich durch mein Staunen nicht mitbekommen hatte.
    »Ich war gerade unaufmerksam, verzeiht. Was habt ihr mich gefragt?«, sagte ich verlegen. Wie konnte es sein, dass sie nicht sprachen und ich sie trotzdem hörte?
    »Seine Lordschaft meinte, Ihr wolltet Euch vielleicht umziehen.« Wieder nur eine Stimme, noch nicht mal ein Zucken im Gesicht der beiden.
    Um meine Verwirrung zu verbergen, sah ich an mir herab. Mein Skapulier war fleckig und verschlissen. Seine Lordschaft hatte recht. So wollte ich meine Schwester nicht begrüßen. Eines der Mädchen öffnete einen Schrank.
    »Wollt Ihr Euch die Kleider einmal ansehen, Herrin?«, fragte mich eine Stimme.
    Es waren herrliche Roben, besetzt mit kostbaren Edelsteinen. In Rot, Blau und Grün leuchteten sie mir entgegen. Ich seufzte. Ich war eine Nonne, wenn auch keine geweihte, und hatte Armut geschworen. Ich durfte keines dieser Kleider tragen. Ganz zum Schluss hielt mir das dunkelhaarige Mädchen ein schwarzes Kleid, das im Gegensatz zu den anderen fast einfach wirkte, zur Ansicht hin.
    »Das nehme ich.« An den Gesichtern der beiden Mädchen bemerkte ich, dass ich irgendetwas falsch gemacht haben musste. Nur war ich mir nicht bewusst, was. So langsam ärgerte ich mich. Ich war nicht zu meiner Schwester geeilt, um mich von zwei Bediensteten verunsichern zu lassen.
    »Wie heißt ihr?«, fragte ich sie.
    »Babette, Nicola«, kam die Antwort, die ich nur in meinen Gedanken hörte. Welche war nun welche?
    »Babette, reich mir bitte die Haarbürste«, sagte ich aufs Geratewohl. Babette, die gerade dabei war, das schwarze Kleid auszubürsten, sah erstaunt auf, legte das Kleid zur Seite und tat, wie ihr befohlen. Allerdings muss sie mich für furchtbar arrogant gehalten haben, da Nicola neben der Bürste am Waschtisch stand. Ich sah, wie die beiden mit den Augen rollten, und nahm mir vor, nichts mehr zu sagen. Ich ließ mich einkleiden, Nicola kämmte mein Haar und steckte es hoch, dann knicksten sie und verließen den Raum kichernd.
    Ich hatte das ohnmächtige Gefühl, dass ich noch viel lernen musste. Es klopfte. Ich ahnte, wer draußen war und rief ihn hinein. Argyle Mac Quiet trat ein und betrachtete mich erfreut.
    »Schwarz steht Ihnen ausgezeichnet.«
    Er balancierte ein Tablett mit einer Karaffe und zwei Gläsern. Ich wollte mich nicht auf ein Gespräch einlassen, ich wollte zu meiner Schwester. Deswegen achtete ich nicht auf seine einladende Geste, mich in einen der Sessel zu setzen, sondern blieb demonstrativ stehen.
    »Wann darf ich hier raus und Lisette sehen?«
    »Oh, Ihr seid nicht meine Gefangene, wenn Ihr das meint. Es bleibt Euch überlassen, zu kommen und zu gehen. Ich denke nur, es wäre an der Zeit, Euch ein paar Sachen zu erklären.«
    Er schenkte uns beiden ein Glas ein und prostete mir zu. Der süßliche, betörende Geruch des Blutes stieg mir in die Nase. Ich konnte nicht anders. Ich ließ mich auf den Sessel fallen und trank.
    Mac Quiet scharrte mit

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