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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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Gedanken, dass sein Lachen dem seines Vaters glich.
    »Traurig, nicht wahr?«, sagte er, als ob ich mit ihm gesprochen hätte. Er machte noch nicht einmal einen Hehl daraus, dass er in meinen Gedanken las.
    »Vor allem, wenn man bedenkt, dass Ihr ihn hättet retten können.« Ich fiel fast vom Sessel. Er hatte recht.
    Miguel merkte gar nicht, in welche Verzweiflung er mich stürzte. Er plauderte munter weiter, als ob wir bei einem netten Familienplausch säßen. Er erzählte mir, dass man in der Familie zusammenhalten müsse, dass er nicht verstünde, warum das Ergebnis, was er sich von Lisette Kindern erwartet hatte, nicht eingetroffen war.
    Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Sein Geschwätz wurde mir unerträglich. Ich wollte Argyle packen und ihn schütteln. Warum hatte er Salvador nicht gerettet? Warum hatte er ihn nicht infiziert?
    »Was wollt Ihr von mir?«, zischte ich Miguel an.
    »Ich möchte, dass Ihr mich infiziert. Dann werde ich die Unsterblichkeit erreichen und wir beide können für immer regieren.« Er beachtete meine Erregung nicht weiter.
    »Ihr wollt, dass ich Euch infiziere?«
    »Ja, ich stelle mir vor, wir könnten die Infizierung wie eine Inthronisierung gestalten. Was haltet Ihr davon?«
    Ich konnte nicht mehr zuhören und stand auf. »Verzeiht. Ich möchte mich zurückziehen. Mir ist der Gedanke, dass ich Euren Vater hätte retten können, wenn mich nur irgendjemand darüber aufgeklärt hätte, schrecklich.« Ich stürzte aus dem Zimmer.
    »Mac Quiet verfuhr wirklich äußerst fahrlässig mit Euch«, rief er mir nach. Ich hörte ihn noch lachen, als die Tür schon längst geschlossen war.
     
    »Was wollte er?« Argyle erwartete mich an der Treppe. Er sah mir in die Augen, während er sprach. Ich sah weg. Ich wollte ihn nicht sehen. Hätte er sich rechtzeitig um mich gekümmert – hätte er sich überhaupt um mich gekümmert – würde Salvador noch leben. Ich lief zornig voraus.
    »Ihr wärt beide tot«, rief mir Argyle nach.
    Ich drehte mich nicht um.
    »Lasst mich noch einmal mit Euch reden, ich bitte Euch. Einmal noch! Ich werde alles erklären.«
    Ich wollte nichts hören. Ich hielt mir die Ohren zu, was für einen Vampyr lächerlich ist, da Argyle mit der stummen Stimme zu mir sprach. Er hielt mich fest und zwang mich, in seine Augen zu blicken.
    »Es ist kein Zufall, dass ich Euch infizierte. Ich suchte Euch seit fünfzehn Jahren. In jener Nacht, in der ich Euch traf, erkannte ich Euch sofort. Ich setzte mich zu Euch und Eurer Schwester, weil ich in Erfahrung bringen wollte, wie es Euch ergangen war und was Ihr allein in diesem Gasthaus machtet. Dabei konnte ich in Euch lesen wie in einem offenen Buch. Ich erfuhr, dass Ihr verliebt und mit Eurem Geliebten durchgebrannt wart, dass Ihr Angst vor Eurem Vater hattet, der Euch auf den Fersen war. Ich war zunächst erschrocken, denn ich dachte, der Grund Eurer Flucht wäre Eure verbotene Liebe. Dann verstand ich, dass Ihr das Ganze auf Euch nahmt, weil Ihr Eure Schwester beschützen wolltet. Ich spürte Eure Liebe für Lisette und war überzeugt. In mir wuchs der Wunsch, Euch zu helfen. Ich wollte in Erfahrung bringen, wo Salvador war, den Ihr schon längst erwartet hattet, und wo sich Euer Ziehvater aufhielt. Mein einziges Problem war, dass ich nur in der Nacht aktiv werden konnte.« Argyle seufzte.
    »Ich folgte Salvadors Spuren und kam dazu, als sie ihm die Finger abhackten. Sie hatten ihm bereits zuvor übel mitgespielt, aber er hatte nichts gesagt. Aber als sie ihm androhten, das Gleiche mit seiner linken Hand zu machen, verriet er Euren Aufenthaltsort. Bei Salvador konnte ich nichts ausrichten. Ich nahm an, er würde verbluten oder sie würden ihn sofort töten. Danach jagte ich wieder zu Euch. Ich war in Sorge, was sie nun mit Euch machen würden, hatte ich doch die Reden Eures Ziehvaters gehört. Seine Verwünschungen, seine Fantasien, wie er Euch töten würde. Es war mir klar, Ihr wärt tot, wenn er Euch erst gefunden hätte. Ich wollte Euch beschützen, aber wie sollte ich das anstellen, wenn ich am Tag nicht über euch wachen konnte? Meine Verzweiflung wurde immer größer. Ich musste handeln. Ich hatte Euch gerade erst gefunden, war glücklich, was für ein wunderschöner, anständiger Mensch aus Euch geworden war. Wie sollte ich mich da umdrehen und hoffen, dass nichts passiert? Ich entschloss mich, Euch zu infizieren.«
    Ich sah Argyle an. Sah die Verzweiflung, die in seinen Augen stand. Ich verstand ihn, und doch verstand

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