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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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Südspanien riefen. Nach seiner Heimkehr sollte alles bereit sein. Argyle und ich sattelten die Pferde. Wir konnten nicht viel mitnehmen. Ich sah, dass er über seine Bücher strich, über die Büsten, die in seinem Zimmer standen. Bei einer blieb er besonders lange stehen.
    »Ist das …?«
    »Ja, das ist Rosa, so, wie ich sie lieben lernte. Sie war eine Schönheit. Sie ist immer noch eine. Allerdings nur äußerlich.« Er seufzte. »Aber vergessen wir das. Was man nicht ändern kann, macht einen nur blind für das, was man ändern kann.«
    Ich strich der Büste über den Kopf. Würde ich meine Mutter kennenlernen? Wenn ich Argyle Glauben schenkte, war es besser, wenn nicht. Ein letztes Mal drehte ich mich zu dem Gut um, auf dem ich mit Salvador hätte glücklich werden können. Was man nicht ändern kann, macht einen nur blind für das, was man ändern kann , hörte ich Argyles Stimme. Ich straffte die Schultern und galoppierte hinter meinem Vater her.
     
    Von ihm lernte ich eine andere Art zu reisen. Ich hatte die Tage in Klosterkellern verbracht und meine Geschichte vom Gelübde erzählt. Jetzt gruben wir uns jeden Morgen in den Boden ein. Das war nicht komfortabel, aber sicher. Wir brauchten keine Gasthöfe und hinterließen keine Spuren. Nun, das Erdreich hinterließ Spuren auf uns. Wir waren verdreckt von Kopf bis Fuß und ich schwor mir, nie wieder auf diese Art zu reisen.
    Wir ritten durch Frankreich und erreichten das letzte Schiff, das vor den Winterstürmen nach England übersetzte. So waren wir Miguel erst einmal entkommen. Argyle bezahlte dem Kapitän eine fürstliche Summe für eine kleine Kajüte. Nachts standen wir an der Reling und sahen über das Meer. Die Überfahrt ließ mir genug Zeit, um mir so manches bewusst zu machen. Als Erstes musste ich einsehen, dass ich unsterblich war. Mein Leben lag endlos vor mir. Dann musste ich mir klarmachen, dass ich immer von Miguel verfolgt werden würde. Er würde seinen gesamten Wahnsinn und seine ganze Wut an mir auslassen. Seltsamerweise hatte ich keine Angst um mich. Die Menschheit war es, um die ich mich sorgte. Außerdem war es sonderbar, mit diesem ruhigen, besonnenen Mann zu reisen, der mein Vater war.
    Ich gewöhnte mich schnell an seine Art. Er machte es einem nicht schwer. Was er tat, tat er überlegt. Er erklärte einem Tatsachen, ohne dass man sich dumm vorkommen musste. Er hatte einen Humor, den er als Galgenhumor bezeichnete. Das Schönste an allem war, dass ich mich nicht verstellen musste. Das war mir in meinem ganzen Leben noch nie passiert. Im Kloster hatte ich lügen müssen, bei meinem Ziehvater hatte ich lügen müssen, aber bei Argyle durfte ich einfach ich sein.
    »Unser Leben ist zu lang, Apollonia, als dass wir uns verstellen könnten.«
    Ich betete regelmäßig und er schloss sich mir an.
    »Gott erfüllt uns unsere Wünsche immer.« Er lächelte mir zu, als ich aus einem Gebet aufsah. »Doch er erfüllt sie auf seine Weise.«
     
    *
     
    »Blabla.«
    »Wie bitte?«
    »Nichts, lesen Sie weiter.«
     
    *
     
    Nach einer Woche stürmischer Überfahrt erreichten wir England. Wir ritten auf dem schnellsten Weg Richtung Norden.
    Nach weiteren drei Wochen erreichten wir die Burgruine der Mac Quiets in Schottland. Es war ein schönes Fleckchen Erde und ich wunderte mich, dass niemand dort wohnte.
    »Es liegt ein Fluch auf diesem Land.« Argyle grinste. »Wir haben Gerüchte gestreut, damit sich niemand hierher traut.« Argyle schnipste Dreck von seinem Revers. Von der Eleganz, die ich das erste Mal an ihm bewundert hatte, war nicht viel übrig geblieben.
    »Vielleicht werde ich die Burg wieder aufbauen.«
    Die Pferde fanden kaum noch einen Pfad in dem unwegsamen Gelände. Wir waren seit Tagen nur noch an verlassenen Weilern vorbeigekommen, bevor wir in die Bergwelt ritten. Nach einer Ewigkeit, in der ich gebetet hatte, dass mein Pferd nicht auf dem aufgeweichten Boden ausrutschte und mich mit in die Tiefe riss, erreichten wir unser Ziel. Der Gedanke, dass solch ein Absturz nicht meinen Tod bedeutet hätte, kam mir nicht.
    Argyle wies auf hohe Büsche. Erst, als wir um die Ecke bogen, erkannte ich eine Hütte. Wir wurden bereits erwartet. Ein rothaariges Mädchen trat unter dem Vordach, das den Regen abhielt, hervor und breitete die Arme aus. Argyle sprang vom Pferd und umarmte sie. Zwei andere Rothaarige kamen gelaufen und wurden ebenso freudig begrüßt. Die Kleinste verschwand sofort wieder unter dem Dach. Ich konnte sie verstehen, denn

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