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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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wollen, als Argyle mir das Zeichen gab, uns zurückzuziehen. Er hob Isabella hoch und legte sie in unsere Ruhestätte. Isabella tat mir so unendlich leid. Ich nahm mir vor, ihr jede Schwester zu ersetzen, aber dazu kam es nicht.
    Als wir in der nächsten Nacht erwachten, war sie verschwunden. Wir fanden einen Fetzen Papier, auf dem geschrieben stand: Verzeiht, ich kann nicht mehr. Ich betastete den Boden und fand Reste von Asche. Argyle bestätigte meinen Verdacht. Isabella hatte den Freitod durch Sonnenlicht gewählt. Wie vor den Kopf geschlagen reisten wir in der nächsten Nacht ab.
     
    *
     
    »Haben Sie eine Vorstellung, wie Rosa die Weltherrschaft erringen wollte? Sie war nur ein Vampir ohne besondere Fähigkeiten, wenn man von ihrer Begabung für Inszenierungen absieht.« Miguels Frage war ernst gemeint. Als er von Comitti keine Antwort bekam, schnitt er sich ein weiteres Stück von der Pastete ab. »Essen Sie doch auch noch etwas.« Er sah Comitti mitfühlend an. »Sie sehen ein wenig blass aus.«
    Comitti war der Appetit vergangen. Er griff nach seinem Weinglas, stellte fest, dass es leer war, und sah sich suchend nach der Flasche um.
    Ganz der perfekte Gastgeber entkorkte Miguel eine neue.
    Comitti trank einen Schluck und lehnte sich mit geschlossenen Augen im Sessel zurück. Er fühlte sich wie in einem schlechten Traum. Seit Miguels Vorführung hätte er Angst haben müssen, aber ein ganz anderes Gefühl erwachte in ihm: Kampfbereitschaft.
    »Was wollen Sie, Arconoskij?«
    »Miguel«, sagte der Sicherheitschef. »Was ich will? Das, was ich seit vierhundert Jahren will: die Weltherrschaft.« Miguel wischte sich einen Krümel von seinem Revers.
    Comitti, der sich den Kopf zerbrach, was er gegen diesen Irren ausrichten konnte, kam eine Idee. Er stellte sich einen dunklen Raum vor und trat ein. Er dachte, dass Miguel ein Idiot sei, und sah ihm dabei fest ins Gesicht, doch er nahm keine Regung wahr. Dann dachte er an einen Fleck, den Miguel auf seiner Hose hatte. Keinerlei Reaktion. Comitti nickte zufrieden. Er verließ den dunklen Raum und hing seinen Gedanken nach. Die Nacht senkte sich langsam über Rom. Wie viele dieser Kreaturen mochten dort draußen ihr Unwesen treiben? Comitti dachte an Schlagzeilen über Erwachsene und Kinder, die spurlos verschwunden waren. Waren sie Vampiren zum Opfer gefallen?
    »Wenige ja«, antwortete Miguel ungeniert auf Comittis gedachte Frage. »Vampire müssten nicht mehr auf die altmodische Weise jagen. Aber manche von ihnen lieben es. Die anderen benutzen Blutbanken. Wussten Sie, dass sich die meisten Blutbanken in unserer Hand befinden? Natürlich nicht. Sie haben Vampirromane gelesen und sich nie Gedanken darüber gemacht, ob nur ein Funken davon stimmt.« Miguel seufzte. »So geht es vielen, Pater. Menschen glauben nach wie vor nur an Sachen, die sie sehen können. Umso erstaunlicher, dass die katholische Kirche so lange überlebt hat. Das ist Glauben, werden Sie sagen. Ich sage, es ist Organisation.« Miguel gähnte.
    Comitti hielt es nicht länger in seinem Sessel aus. Er legte den ungelesenen Teil des Manuskripts auf den Tisch und erhob sich. »Natürlich ist es Glauben. Wenn wir nicht an Gott glaubten, woran sollen sich die Menschen dann halten? Wer würde ihnen die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod versprechen?«
    »Ich.« Miguel hatte die Augen geschlossen.
    »Sie wollen den Menschen die Aussicht auf ein besseres Leben nach dem Tod geben? Was maßen Sie sich an!« Comitti hatte sich empört auf seinem Absatz umgedreht und starrte den bleichen Mann an, der fast in seinem Lieblingslesesessel lag.
    »Was wollen Sie, Comitti? Ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann. Durch die Infizierung haben die Menschen eine bessere Zukunft. Ein Vampir bekommt keinen Krebs und nach einem Unfall wächst alles wieder zusammen. Ist das nicht ein schöner Gedanke? Ein Vampir braucht nichts mehr zu fürchten. Ist das nicht dasselbe, was Ihr Gott verspricht? Kein Leid, keine Sorgen?«
    »Wie können Sie es wagen, diesen Fluch mit Gottes Gnade der Auferstehung zu vergleichen? Das hat nichts miteinander gemein.« Comittis Blutdruck schoss gefährlich in die Höhe und er bekam einen roten Kopf. Sein Arzt hatte ihm ein Herzmittel verschrieben, das er bei Bedarf einnehmen konnte. Comitti öffnete einen Schrank.
    »Darf man fragen, was Sie vorhaben?« Miguel hatte seine Augen wieder geöffnet.
    »Der Blutdruck«, sagte Comitti leise und zeigte entschuldigend auf die verschiedenen

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