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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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erfüllt.«
    Argyle lachte laut auf. »Sprichst du von Miguel?«
    Laurentius seufzte. »Er war wild, nicht zu bändigen. Er hatte zwei Mädchen in seinem Heimatdorf entehrt, etliche Prügeleien angezettelt und trank zu viel. Erstaunlicherweise konnte ich ihn mit einer Ohrfeige und ein paar Tagen im Keller besänftigen.«
    »Das war, als er feststellte, dass er Gedanken lesen kann«, brummte Argyle.
    Laurentius nickte. »Das konnte ich damals nicht ahnen. Von da an war er mit Feuereifer beim Studium. Besonders angetan von den Schriften eines Vikars.«
    »Alvarez«, sagte ich.
    »Miguel bat mich inständig, ihn aufsuchen zu dürfen. Ich gestattete es und bereute es in dem Augenblick, als ich sah, wie der Vikar erbleichte. Dann fiel der Name Lucienne, von einem Brunnen war die Rede und ich begriff. Begriff, dass der Junge mein Neffe war. Ich schloss Miguel in meine Arme und versprach ihm, mich um ihn zu kümmern. Als Dank hat er mich infizieren lassen. Danach suchte er Lisette. Ich hoffte, ich würde sie schneller finden. Ich wollte sie warnen.« Laurentius seufzte.
    »Du kamst zu spät«, sagte Argyle.
    »Ja, leider. Als ich sie gefunden hatte, wart ihr schon über alle Berge und Lisette tot. Miguel tobte, als ich ankam. Er erzählte mir von Argyles Ehefrau Rosa und schickte mich nach Andorra. Während ich dort auf euer eventuelles Auftauchen wartete, hörte ich mich um und erfuhr von Rosas Vorleben. Dem Grund ihrer Infizierung und der Trennung von Argyle. Als die drei Schottinnen erschienen, wurde ich hellhörig.«
    »Es waren Engländerinnen«, sagte Argyle.
    Laurentius zuckte mit den Schultern. »Ich folgte der Jüngsten zu eurem Versteck und begriff im selben Augenblick, wen ich vor mir hatte.«
     
    Eines Nachts, wir waren drei Wochen unterwegs, in denen wir beteten und fasteten, kam Argyle auf eine Idee.
    »Wenn wir jetzt von Bord springen, verliert sich unsere Spur. Sollte uns jemand beim Einschiffen beobachtet haben, wird man uns in Bengasi suchen.«
    »Ich kann nicht schwimmen«, sagte ich.
    »Ein Vampyr kann nicht ertrinken.« Argyle wartete auf keine Zustimmung, sondern sprang. Ich zögerte, dann überzeugte mein Herz meinen Verstand. Laurentius folgte mir. Wir tauchten ins Meer und paddelten wie die Hunde.
    Wir gingen an Land und wanderten ostwärts. Tagsüber vergruben wir uns im Sand und nachts versuchten wir, so viel Abstand zur Hafenstadt Bengasi zu bringen wie möglich. Argyle überzeugte uns, dass es besser war, sich die erste Zeit von allem fernzuhalten. Die Bewohner des Landes kleideten sich anders als wir, ihre Häuser waren einfacher gebaut. Wir schoben es auf das Klima, auf das heißere Land. Wir betraten Neuland, das wir alle nicht kannten.
    Wenn sich Laurentius darüber mokierte, dass wir wie die drei Heiligen Könige durch den Wüstensand stapften, hatten diese Männer einen entscheidenden Vorteil: Sie kannten ihr Ziel. Wir hingegen hatten keinen Plan. Ein paar Wochen wanderten wir die Küste entlang. Es wurde kaum gesprochen, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Ich machte mir Vorwürfe, dass wir nicht wenigstens versucht hatten, Rosa am Leben zu lassen. Ich hatte meine Mutter verloren, ohne sie jemals kennengelernt zu haben. Hätte ich sie zur Einsicht bringen können? Mir hätte sie vielleicht nicht gezürnt. Ich war ihre Tochter. Der Gedanke, was geschehen wäre, wenn ich statt der drei Mädchen in die Burg gegangen wäre, ließ mir keine Ruhe.
    Argyle trieb uns gnadenlos durch die Nächte. Erst, als wir Alexandria erreichten, gab er sich zufrieden. Er war von der Stadt angetan. Der Schein des riesigen Leuchtturms hatte uns wie Nachtfalter angezogen. Ich glaube, wir waren alle der Stille überdrüssig, die auf unserer Wanderung geherrscht hatte. Die Stadt war groß und geschäftig. Selbst in der Nacht schien sie nicht zu schlafen. Die Straßen waren voller Menschen, die debattierten und handelten. Um nicht unnötig aufzufallen, hatten wir uns landesübliche Kleidung besorgt, bevor wir uns, neugierig auf die neue Kultur, unter die Bewohner mischten. Wir erwarben ein kleines Haus am Rande der Stadt. Ich spazierte durch die Straßen Alexandrias und wurde nicht müde, mir die seltsamen Sitten und Gebräuche der Einwohner anzusehen. So opferten sie an manchen Ecken der Straßen ihren Göttern. Ich sah Tempel, die wiederum anderen Gottheiten geweiht waren. Allerdings konnte ich nicht herausfinden, welchen Göttern sie huldigten. Ich verstand nicht, was gesprochen wurde und konnte mit den

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