Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)
vornehmen Herren zu tun zu haben. Ich kann es Euch nicht verübeln. Ihr seid Karmeliterin, Euch ist das Weltliche fremd.«
Ich verstand ihn immer noch nicht. Gutmütig schob er mir einen kleinen Becher Wein hin. »An diesem Don ist nichts echt. Ich kenne diese Sorte. Sie kommen nach Toledo auf der Suche nach Ruhm und Anerkennung, bald schon geht ihnen das Geld aus und sie kehren wieder heim in die ärmlichen Ställe, die sie ihre Burgen nennen.«
»Aber dieser Don?« Ich war erschüttert. War ich auf einen Scharlatan reingefallen?
»Hat einen guten Namen.« Der Wirt gab mir recht. »Und er hat bezahlt, das halte ich ihm gut. Allerdings hat er nicht erreicht, was er sich vorgenommen hatte.« Der Wirt trank einen großzügigen Schluck aus seinem Becher. Ich tat so, als würde ich ebenso trinken. »Vampyre!« Der Wirt lachte. »Wollte dem König mit dieser Geschichte kommen. Was hat er denn geglaubt?« Der Wirt stieß verächtlich die Luft aus.
»Der König hat ihm also keine Hilfe zugesagt?«
»Man hat ihn noch nicht einmal vorgelassen. Als ob sich der König mit abgerissenem Landadel abgäbe. Noch dazu, wenn man am Geisteszustand des Bittenden zweifeln kann.«
»Ihr sagt Landadel. Habt Ihr eine Ahnung, wo er herstammt?«
Der Wirt zuckte mit den Achseln. »Der Name hat mir nichts gesagt, muss sich um ein kleines Lehen handeln. Sein Dialekt spricht allerdings für sich.«
Ich sah ihn fragend an.
»Die waren aus den Pyrenäen. Ganz sicher. Ich hatte mal so einen Stallburschen. Der sprach ganz ähnlich. Wenn man von Sprechen reden kann. Klingt in meinen Ohren wie das Bellen von wilden Hunden.«
Ich dankte dem Wirt für seine Zeit und stand auf.
»Ihr wollt ihnen nachreisen? Denkt an meine Worte: Das sind keine vornehmen Herren, das war noch nicht einmal ein einfacher Hidalgo, das war höchstens ein Bandit aus dem einsamen Gebirge.«
Trotz der gut gemeinten Warnungen beschloss ich, den drei Männern zu folgen.
Ich hoffte, es würde nicht allzu schwer sein, sie zu finden. Das sollte sich als Irrtum herausstellen. Es war fast unmöglich, einen Menschen in diesem riesigen Gebiet der Pyrenäen ausfindig zu machen. Ich begann im äußersten Osten und arbeitete mich systematisch nach Westen vor. Es dauerte Monate. Obwohl ich mich umhörte, fand ich nichts, was auf die Anwesenheit von Vampyren schließen ließ. War das Anliegen, mit dem Don Perondo nach Toledo gereist war, frei erfunden? Nach vier Monaten erreichte ich ein kleines Tal, das noch abgeschiedener lag als die Ortschaften, die sich an die Felsen klammerten und die ich zuvor aufgesucht hatte. Auch hier deutete nichts auf Vampyrüberfälle hin. Die Bewohner waren aufgeschlossen und freundlich und ließen mich sogar in ihre Häuser, wenn ich am frühen Abend bei ihnen klopfte. Ich sah keinerlei Misstrauen in ihren Augen und war mir sicher, dass sie noch nie von meiner Spezies gehört hatten. Wieder sagte ich meine Geschichte auf und wieder fragte ich nach einem Don Felipe Hermez de Perondo y Sesue, als ich ein verstehendes Lächeln auf dem Gesicht der Bäuerin erkannte, die mir gerade einen warmen Platz an ihrem Ofen angeboten hatte.
Es war mittlerweile früher Sommer geworden, doch in den Tälern der Pyrenäen war es nachts noch empfindlich kalt. Mir war die Kälte egal, nur das Eingraben in den noch teilweise gefrorenen Boden machte mir zu schaffen.
»Ihr meint Don Perondo?« Die Bäuerin nickte. »Den kenne ich. Meine Schwester wohnt in seinem Gebiet. Ist ihrem Mann gefolgt.« Sie setzte ihren zwei Kindern einen Becher warmer Milch vor. Die Kleinen bestaunten mich schweigend.
»Ist es noch weit?«
»Zwei Tagesreisen. Aber das Wetter hält sich.« Die Bäuerin sah aus dem Fenster und ich folgte ihrem Blick. Der Himmel war schwarz und ich fragte mich gerade, woher sie ihre Wetterprognose nahm, als die Tür zu ihrer Stube unsanft geöffnet wurde. Drei Bauern traten ein. Ich erfasste sofort, um was für Bauern es sich handelte. Noch bevor ich eingreifen konnte, hatten sie die Frau samt ihren beiden Kindern getötet. Ich ließ mich auf die Bank zurückfallen, von der ich zuvor aufgesprungen war und saß wie erstarrt. Die drei Bauern kamen auf mich zu. Dass ich ein Vampyr war, hatten sie instinktiv gemerkt. Ein neuer Schreck durchfuhr mich. Ich konnte mir nicht sicher sein, ob Miguels Häscher weiterhin hinter mir her waren. Vorsorglich hatte ich mein Nonnengewand mit dem einer Bäuerin getauscht.
»Sitzt hier und unterhält sich mit ihrem
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