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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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vereinigen. Mein alleiniger Kampf hat auf lange Zeit hin gesehen genauso wenig Zukunft wie seiner. Wir müssen zu ihm, ihn von unserer Allianz überzeugen und unsere Kräfte vereinigen. Wir müssen die Wurzel töten.«
    Ich sah ihm zu, wie er seine Habe zusammenpackte. Anscheinend hatte er nicht vor, wiederzukehren.
     
    *
     
    Comitti sah auf. Er wusste nichts von den Zuständen, die damals in den Pyrenäen geherrscht hatten.
    »Wie kann es sein, dass man nichts über die damaligen Vorgänge gehört hat?«
    »Es war zu uninteressant. Man dachte, es wäre eine Art Grippewelle. Ganze Dörfer wurden ausgelöscht. Fast eine ganze Generation von Bergbauern vernichtet. Doch es war meine Grippe.«
    »Aber warum ist davon nie etwas in die Geschichte geraten?«
    »Was glauben Sie denn? Glauben Sie wirklich, dass irgendein Staatsoberhaupt zugegeben hätte, dass es an Vampire glaubt? Es wurde viel vertuscht. Pyrenäenkrieg, Bevölkerungsabwanderung, Erdbeben. Das werden Sie nachlesen können.« Miguel spielte gedankenverloren an seinem Siegelring.
    Comitti war sprachlos. Er würde die Geschichte Europas noch einmal neu lesen müssen. Vielleicht würde ihm dann so manches klar. Allerdings bezweifelte er, dass er noch die Gelegenheit dazu bekam. Er hatte eher das Gefühl, mit dem Ende des Manuskripts sein eigenes zu finden.
    »Wenn meine Mutter nicht gewesen wäre, hätte diese Epidemie die Welt verschlungen.« Miguel seufzte. »Wir hätten gemeinsam die Welt regieren können. Wenn sie nur nicht so eigensinnig wäre. Sie hat es bis heute nicht verstanden.« Miguel fuhr sich mit einer Hand durch sein dunkles Haar.
    Bei dieser Bewegung konnte Comitti sehen, dass er gut kaschierte Geheimratsecken hatte. Er alterte wirklich.
    Wie alt war er gewesen, als er seiner Mutter das erste Mal begegnete? Comitti beäugte Miguel kritisch. Ob Apollonia ihren Sohn heute überhaupt erkennen würde, wenn sie ihm begegnete?
    »Ich glaube nicht«, antwortete Miguel nachdenklich und fuhr über seinen Bauchansatz. »Ich habe mich verändert. Essen ist meine Leidenschaft, wie ich unumwunden zugebe. Wenn ich erst infiziert bin, dann gibt es kein Filet Wellington, keinen Spargel mit Sauce Hollandaise, keine Burger mehr und Pommes, keine Pasta und keine Pizza. Nichts, verstehen Sie? Dieser Gedanke hat mich schon immer mehr essen lassen, als für meine Figur gut war. Ich habe mir fest vorgenommen, vor meiner Infizierung mindestens zwei Kilo abzunehmen. Wer will schon einen Schmerbauch für die Ewigkeit?« Miguel lachte. Sein Lachen wirkte ansteckend. Comitti musste gegen seinen Willen lächeln.
    »Dann meine Eitelkeit. Noch eine Sünde.« Miguel seufzte. »Sie haben sich sicherlich schon gefragt, warum Sie in dem Sessel ohne Leselampe sitzen, und das, obwohl Sie Nacht für Nacht lesen. Ich will Ihnen etwas verraten: Von hier aus kann ich mich im Fenster spiegeln.«
    Comitti staunte. Dass ein erwachsener Mann so offen zu seiner Eitelkeit stand, war ihm noch nie begegnet.
    »Comitti, mitdenken. Es ist genau wie mit dem Essen: Nach meiner Infizierung werde ich mich nie mehr in etwas spiegeln. Ein unheimlicher Gedanke. Manchmal beneide ich die Vampire, die vor ihrer Infizierung noch nie etwas von ihrer Spezies vernommen haben. Kein langer Abschied von lieb gewonnenen Angewohnheiten, nein, sie werden gebissen und fertig. Ist es nun ein Fluch, dass ich es weiß, oder ein Geschenk?« Miguel legte den Kopf schief und sah Comitti neugierig an. Comitti konnte es ihm nicht beantworten. Er konnte es sich nicht ausmalen.
    Miguel nickte. »Ich mache es Ihnen einfacher: Was meinen Sie, wer hat es leichter? Das Tier, das nichts von seinem Tod weiß und täglich frisst, schläft und sich fortpflanzt, oder der Mensch? Er tut dasselbe, aber er ist sich darüber im Klaren, dass dieser Tag auch sein letzter sein könnte.«
    Comitti nickte. Ihm gefiel sein Gegenüber immer besser. Er war ein heller Kopf. Wenn ihm auch nicht gefiel, warum er mit diesem Mann in einem Zimmer saß und was jener vorhatte. Unter anderen Umständen hätte er sich gern mit ihm unterhalten.
    »Nun, ich denke, so einfach können wir es uns nicht machen«, sagte Comitti. »Wir haben einerseits den Nachteil, dass wir von unserer Sterblichkeit wissen, wenn wir es als Nachteil sehen. Andererseits haben wir dadurch die Möglichkeit geschenkt bekommen, aus unserem Leben das Beste zu machen. Dadurch, dass es begrenzt ist, und wir uns dessen bewusst sind, haben wir jeden Tag erneut die Chance, an uns zu

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