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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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arbeiten.«
    »Arbeiten. Wofür? Woraufhin? Wenn ich nun eine Doktorarbeit schreiben muss, dann habe ich ein greifbares Ziel. Einen Grund, warum ich mich abplage. Wenn ich ein Haus bauen will, dann habe ich das Haus vor Augen, das entstehen soll. Aber warum soll ich an mir arbeiten? Was habe ich vor Augen, was ist mein Ziel?«
    »Das ewige Leben. Die Auferstehung.« Comitti seufzte, er wusste, was jetzt kommen würde, welche Gegenargumente jetzt kommen mussten.
    Miguel erstaunte ihn abermals. »Die Auferstehung. Das ewige Leben. Ja, das verstehe ich, Comitti. Das ist es, was alle Menschen wollen. Sie wollen nicht umsonst gelebt haben. Nicht umsonst ihre Energie verschwendet haben. Nicht umsonst diese ganzen Dinge gelernt haben, wenn sie zu nichts mehr nutze sind, wenn sie tot sind.«
    Comitti nickte. Ihm war, wenn er es offen vor sich zugab, der Gedanke an seinen eigenen Tod ebenso wenig angenehm, wie jedem anderen, den man auf der Straße hätte fragen können. Jedes Mal, wenn er im Lauf des Tages innehielt und sich den Tod als unabänderlichen Schlusspunkt unter seinem Leben vorstellte, fragte er sich ebenso nach dem Warum. Natürlich hielt ihn sein Glauben, doch ein Unwohlsein, ein Abschütteln des Gedankens folgte sofort. Er war nicht wirklich überzeugt. Oder war er es doch? Miguel erschütterte ihn nicht, nahm er sich vor. Er beneidete Mitbrüder, die sicher wie Felsen in der Brandung davon ausgingen, dass es ein Leben nach dem Tod gab. Er konnte es nicht mit Sicherheit sagen, er wusste es schlicht nicht. Miguel sah Comitti mit einem fürsorglichen Blick an.
    »Sie sollten sich nicht so viele Gedanken machen, Pater. Alles kommt, wie es muss. Ist es nicht so? Die Muslime sagen Inschallah , andere Kismet . Jede Religion hat ihren Weg gefunden, ihre Gläubigen zu beruhigen und zu trösten. Daran sollten Sie sich halten.«
    Comitti lehnte sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. Er war nicht müde. Jedenfalls nicht sein Körper. Er hatte nur so viel zu denken. Es gab so viel, was er gern gefragt hätte, was er gern noch nachgelesen hätte. Er träumte davon, wie er Pater Sapera für seine Recherchen einspannen würde. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er sich den jungen Pater, eingewickelt in die Kabel seiner Maschinen, unter dem Schreibtisch vorstellte. Sapera mit seinem verzweifelten Gesichtsausdruck, als er ihm erklärte, dass es einen Computerabsturz gegeben hatte. Comitti setzte sich aufrecht hin. Ein Hoffnungsschimmer stahl sich in seine Gedanken: Auf Saperas Geständnis hin hatte er sich das Lexikon der Heiligen ausgeliehen. Für zwei Tage, fiel ihm auf. Wenn er es nicht pünktlich zurückgab, dann würde Pater Marco, der Bibliothekar, es sich holen. Pater Marco hasste es, wenn jemand nachlässig war. Er ging höchstpersönlich zu den Säumigen und rückte ihnen den Kopf zurecht. Würden ihn Pater Marco und das Lexikon retten? Wie, um sich selbst zu antworten, schüttelte er den Kopf und öffnete die Augen. Ihn würde nichts mehr retten. Er würde das Vorlesen beenden und damit wäre sein Leben auch beendet, wenn nicht … Bei dem Gedanken an den einzigen Ausweg, der ihm durch den Kopf schoss, wurde ihm übel. Entschlossen griff er nach dem Manuskript und las weiter.
     
    *
     
    Wir vereinigten unser Wissen mit dem Heer, das Don Perondo zwischenzeitlich aufgestellt hatte. Miguel residierte, wie Don Perondos Kundschafter rausgefunden hatten, in Benasque. Argyle und ich folgten dem Tross durch die Landschaft von Aragon. Sie kamen nicht sonderlich schnell voran. Jede Ortschaft, die wir passierten, wurde überprüft – und von Vampyren gereinigt.
    Der Überfall kam nicht überraschend und doch plötzlich. Wir befanden uns schon weit im Tal von Benasque, als sie eines Nachts über uns herfielen. Argyle und ich hatten Wache gehalten, als die Hölle um uns ausbrach. Wir alarmierten die Männer, doch es war unvermeidlich, dass einige von ihnen infiziert wurden, bevor sie überhaupt nach ihren Waffen gegriffen hatten. Die Vampyre hatten sich keine raffinierte Angriffstechnik ausgedacht. Sie kamen von vorn und wollten nach hinten. Geradeaus durch das Lager. Dabei sprangen sie jeden an, der nicht schnell genug in Deckung ging, oder ein Kreuz vor sich hielt. Die Vampyre waren bis auf ihre Zähne nicht bewaffnet. Sie hatten es nicht nötig. Das einzig Raffinierte an ihrem Plan war die Auswahl der ersten Angreifer: Es waren kleine Jungen und Mädchen. Kein Kind älter als zehn Jahre. Genau das

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