Vegas Vampires 01 - Beim naechsten Biss wird alles anders
aber irgendwie gelang es ihm, den Film anzuhalten, anstatt vorzuspringen. Mitten im Stoß. »Verdammt!« Seamus war derjenige, der sich mit dem elektronischen Kram auskannte, nicht er. Er war alt, verflucht noch mal. Als er ein Kind war, war gerade mal das Rad erfunden worden. Man konnte nicht von ihm erwarten, dass er sich mit diesem ganzen neumodischen Zeug vertraut machte.
Alexis schälte sich aus dem Kissen und beobachtete ihn, wie er hektisch alle Knöpfe der Fernbedienung drückte, und fing wieder an zu lachen. »Es tut mir leid, aber es ist einfach so komisch und so widerlich, ich muss einfach lachen. Es wird mich jetzt jedes Mal schier zerreißen, wenn ich Kelsey sehe.«
Endlich fand Ethan den richtigen Knopf. Der Mann riss den Kopf zurück und verdrehte die Augen. Ja, auch ihm würde es schwerfallen, seine Rezeptionistin auf dieselbe Art zu sehen wie zuvor, nachdem er diesen kleinen Einblick in ihr Sexleben gehabt hatte. Vor allem, da er sie jetzt beim Saugen sah.
Selbst ohne Kelseys Anblick wusste er genau, dass gerade das jetzt passierte. Der Kopf des Mannes rutschte zur Seite, sein Hals war gestreckt, und sein Gesicht nahm einen ekstatischen Ausdruck an. Winzige Blutstropfen erschienen auf seiner Haut und verschwanden sofort. Dann plötzlich stöhnte er gequält mit noch immer geschlossenen Augen und auf dem Empfangstresen ausgestrecktem Körper.
Das war der Zeitpunkt, da Kelsey ihn in einer schwachen Trance auf dem verdammten Empfangstresen zurückgelassen hatte.
Der Aufzug läutete.
»Oh Gott«, sagte Alexis ernst. »Sie hat ihn einfach da liegen gelassen, oder?«
»Ja.« Ethan war es peinlich. Was sie da gerade gesehen hatten … So hatte er Alexis nicht mit seiner Welt bekanntmachen wollen. Es sollte keinen Unterschied machen, aber das tat es. Sie sollte wissen, dass es nicht immer so grob sein musste. »Alexis …«
Sie schaute ihn an. »Willst du jetzt etwas sagen, was für uns beide nur total peinlich sein würde? Dass es nicht immer so sein muss, dass es auch sein kann wie der Austausch zweier Seelen, so rein und gut und sinnlich wie Liebe mit dem richtigen Partner?«
Nun, er hätte nicht diese abgedroschenen Wörter benutzt, aber ja, im Prinzip hatte er etwas in der Art sagen wollen. Aber offenbar hatte sie es verstanden und wollte nicht, dass er es sagte. »Nein, ich wollte nur sagen, dass du wie eine gefolterte Krähe klingst, wenn du lachst.«
Sie brach in Lachen aus, halb amüsiert, halb erleichtert, wie es ihm schien. Sie hieb ihm ein Kissen gegen den Arm. »Du bist ein feiner Kerl.«
Er war ein feiner Kerl. Und klug. Er wusste, wann er
eine Frau in Ruhe lassen musste. Ethan übersprang die nächsten Szenen, bis der Schütze vom Tresen rutschte.
Der Mann sagte etwas, aber es war zu undeutlich, als dass man die einzelnen Wörter verstehen konnte. Er schaute sich um, seine Befriedigung machte Verwirrung Platz und schließlich Ärger. Er wischte sich die Hände an der Hose ab, brachte sich in Ordnung und schloss den Reißverschluss. Er strich sich das Jackett glatt, griff in die Innentasche, holte dünne Lederhandschuhe heraus und zog sie an. Er trat gerade um den Empfangstresen herum, als sich die Fahrstuhltüren öffneten.
Ethan wusste, dass er selbst es war, der nach dem Rechten sehen wollte, obwohl er im Film nicht zu sehen war.
Schnell, geschmeidig und sicher griff der Mann in seinen Anzug, zog eine Waffe, hob den Arm und drückte zweimal den Abzug.
Alexis zuckte zusammen. »Hat es wehgetan?« Ihre Stimme klang besorgt.
»Ja, ich hatte Schmerzen, als ich getroffen wurde. Dann wurde ich ohnmächtig.«
Der Schütze trat vor und umging eine Blutpfütze, die sich auf dem Fliesenboden bildete. Ethan hatte vergessen, William darum zu bitten, den Reinigungsdienst zu beauftragen, den Dreck wegzumachen, aber sein Sicherheitschef war schlau genug, sich auch unaufgefordert um diese Details zu kümmern.
»Er macht das Kreuzzeichen über deinem Körper … mit seiner Pistole. Ich habe dir doch gesagt, dass es Kranke auf dieser Welt gibt.«
Es war wirklich merkwürdig, was der Mann da tat, bevor er seelenruhig seine Waffe zurück in die Tasche steckte, einen Handschuh abstreifte, den Fahrstuhlknopf
mit der anderen Hand betätigte und verschwand. Aber aus Ethans Sicht sah es immer noch nach einem professionellen Anschlag aus. Als der Mann von Ethans plötzlichem Erscheinen überrascht worden war, hatte er keine Sekunde gezögert. War nicht in Panik geraten.
Die Frage war: Wer wollte,
Weitere Kostenlose Bücher