Vegas Vampires 03 -Ein Biss mit Folgen
dass sie geblieben war, als sie sich auf dem schnellsten Weg in Sicherheit hätte bringen müssen.
Sie antwortete nicht, sondern linste über die Dachkante. »Es ist zu dunkel, als dass ich irgendwas sehen könnte. Ist er tot?«
»Wenn wir Glück haben.« Brittany machte ihn nervös, wie sie sich da so weit vorbeugte, also griff er nach ihrem Arm und zog sie zurück. »Es ist möglich. Und wenn du jetzt mit deiner Schwester nach Hause fährst, kann ich die Lage überprüfen.«
Ihre Kinnlade sackte herunter. »Warum fühlt es sich so an, als würden wir streiten?«
»Ich bin mir nicht bewusst, dass wir etwas derartiges tun«, sagte er steif und erkannte im selben Augenblick, dass es blanker Unsinn war. Aber er hatte den ganzen Abend unsägliche Angst um ihre Sicherheit gehabt, und jetzt musste er feststellen, dass sie sich und ihr Kind wissentlich in Gefahr gebracht hatte, weil sie befürchtet hatte, dass er den Kampf gegen Gregor nicht überleben würde. Es zerriss ihm die Nerven und verletzte seinen Stolz, und seine Erleichterung darüber, dass es ihr gut ging, war so übermächtig, dass er glaubte, sie schmecken zu können.
»Schön. Da wir also nicht streiten, wirst du kein Wort dagegen sagen, dass ich jetzt ins Ava gehen und etwas essen werde und dann ungefähr zwölf Stunden in Alex’ Wohnung schlafen werde. Wenn dir danach ist, irgendetwas mit mir besprechen zu wollen, dann kannst du das morgen früh tun.«
Sie schmiss ihm seinen Mantel vor die Füße, wirbelte herum und warf ihm über die Schulter noch zu: »Ach, übrigens habe ich Donatelli gesagt, dass er mein Vater
ist, damit er daran interessiert war, mich vor Gregor zu beschützen. Es hat funktioniert, aber jetzt weiß ich natürlich nicht, was er mit dieser Information anfangen wird.«
Na toll. Fantastique.
Mit seinem Mantel wischte er das Blut vom Säbel und folgte ihr drei Treppenabsätze hinunter zu den Aufzügen, wobei er sich mit einem Mal vorkam wie ein ungezogener Schuljunge.
Im Fahrstuhl verschränkte sie die Arme vor der Brust und starrte zur Etagenanzeige hoch. Immer wieder schnaubte sie und stieß kleine Seufzer der Ungeduld aus. Corbin hielt die Lächerlichkeit der Stille nicht länger aus. »Brittany.« Er legte trotz des blutigen Schwerts unter seinem Mantel die Arme um sie. »Ich hatte schreckliche Angst, dass sie dir etwas tun könnten. Ich bin ja so froh, dass es dir gut geht.« Er beugte sich über sie und atmete tief den Duft ihres Körpers und ihres Haars ein und küsste sie auf die Schläfe. Es beruhigte ihn, sie zu halten, und er schloss die Augen und zog sie näher an sich. »Ich liebe dich. Es erstaunt mich immer wieder, wie sehr.«
»Ich liebe dich auch«, flüsterte sie und strich ihm mit den Fingerspitzen sanft über die Arme.
»Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn dir etwas passiert wäre.«
»Mir ist aber nichts passiert.«
»Ich weiß. Und es wird dir auch nichts passieren, solange ich atme.« Der Aufzug hielt mit einem Klingeln im Erdgeschoss. »Und jetzt suchen wir deine Schwester,
damit du nach Hause gehen und dich ausruhen kannst. Ich muss mich um Chechikov kümmern.«
Sie drehte sich um und runzelte die Stirn. »Mach bloß keinen Unsinn.«
»Was für einen Unsinn? Wovon redest du? Ich will nur nachsehen, ob er tot ist.« Er bedeckte seinen Säbel mit seinem Mantel, weil er wusste, dass das Sicherheitspersonal des Bellagio es bestimmt faszinierend fände, wenn sie auf den Monitoren ihrer Überwachungskameras eine Schwangere aus dem Aufzug treten sähen, neben der auf halber Höhe ein Säbel durch die Luft schwebte. Sie würden sich wahrscheinlich fragen, ob es in dem Gebäude spukte.
»Provozier ihn nicht. Du hast gewonnen. Lass es darauf beruhen. Es gibt keinen Grund, noch mal Streit mit ihm anzufangen.«
Da war es wieder – die Unterstellung, dass er den Kampf nicht gewinnen würde. Er versuchte, nicht die Geduld zu verlieren. »Geh mit Alexis und leg dich schlafen. Ich komme mit Chechikov zurecht.«
Sie schüttelte den Kopf und lächelte leise. »Jungs.«
Er küsste ihre Stirn und legte die Hand auf ihren festen Bauch. »Mädchen.« Er sah ihre Schwester, die bei einer Sitzgruppe in der Lobby unruhig auf und ab ging. »Guck. Da ist Alexis. Geh jetzt.«
»Gut.« Sie winkte ihm zum Abschied zu und konnte sich eine letzte Ermahnung nicht verkneifen. »Pass auf dich auf!«
»Ja, ja.«
Corbin schlängelte sich durchs Kasino und durch einen
Hinterausgang, der nur für Angestellte gedacht war.
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