Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken
die Situation bei der Produktion von Nahrungsmitteln tierischer Herkunft noch drastischer dar. Um ein Kilogramm Fleisch zu erzeugen, werden je nach Berechnungsgrundlage und Tierart Ãquivalente von fünf bis sieben Kilogramm Getreide benötigt, denn Tiere verbrauchen einen GroÃteil der aufgenommenen Nahrung zur Aufrechterhaltung des eigenen Stoffwechsels. Die verschiedenen Getreidearten stellen jedoch die Ernährungsgrundlage des Menschen dar, wobei Reis und Weizen mit Abstand weltweit die wichtigsten sind. Während der überwiegende Teil der Weltbevölkerung sich direkt von Getreide ernährt (Pro-Kopf-Verbrauch in Entwicklungsländern etwa 160 kg/Jahr), werden in der EU etwa 60 % und in den USA rund 70 % des erzeugten Getreides an Tiere verfüttert. Dieses Getreide wird dann in Form von Fleisch verzehrt, so daà Europäer theoretisch auf einen jährlichen Getreideverbrauch in Höhe von etwa 435 kg und US-Amerikaner von rund 660 kg/Person/Jahr kommen (Fleischexporte eingerechnet). (FAO, 2005)
Doch nicht nur das im eigenen Lande erzeugte Getreide wird als Futtermittel verbraucht, zusätzlich werden groÃeMengen an Getreide und vor allem Sojabohnen und Maniok aus den sogenannten Entwicklungsländern importiert. Um diese Mengen produzieren zu können, wurden und werden groÃe Teile des tropischen Regenwaldes gerodet. Weltweit verschwindet jede Sekunde unwiederbringlich tropischer Regenwald, der der Fläche eines FuÃballfeldes entspricht.
Neben dem Verlust von direkt für den Menschen nutzbarer Nahrungsenergie in Form von Getreide ist die Produktion von Nahrungsmitteln tierischer Herkunft auch mit hohen Verlusten an Primärenergie verbunden. Während bei pflanzlichen Lebensmitteln der entstandene Nahrungsenergiegehalt, insbesondere bei ökologischer Erzeugung, meist höher ist als die eingesetzte Primärenergie, ist die Bilanz bei tierischen Lebensmitteln fast immer negativ.
Der nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland drastisch angestiegene Fleischkonsum von derzeit etwa 60 kg/Person/Jahr konnte nur durch eine intensive, industrielle Fleischproduktion ermöglicht werden. Die damit verbundene, nicht tiergerechte Massentierhaltung, die besonders in Norddeutschland zu beobachten ist, schafft viele ökologische Probleme:
Ackerflächenverbrauch,
Grundwassergefährdung durch Gülle und Pestizide,
Förderung des Treibhauseffekts durch Methan und Ammoniak,
Rückstände von âMasthilfenâ und Tierarzneimitteln,
Verlust an Artenvielfalt durch Hochleistungsrassen.
Vegetarische Ernährungsformen können einen wirksamen Beitrag zur Schonung der Umwelt leisten. Während von heute rund sechs Milliarden Menschen etwa 800 Millionen hungern, häuft die EU Fleischberge und andere Ãberschüsse an. Paradoxerweise subventionieren auch Vegetarier durch ihre Steuern diese Ãberproduktion. Rein rechnerisch könnten mit der heute vorhandenen Ackerfläche alle Menschen ausreichend mit pflanzlicher Nahrung versorgt werden. Beispielsweise ernährt China mit weniger als 8 % der weltweiten Ackerfläche mehr als 20 % der Weltbevölkerung. Ermöglichtwird dies durch den geringen Verzehr tierischer Nahrungsmittel. Eine Ernährung der Weltbevölkerung mit einem wie in den westlichen Industrienationen üblichen hohen Anteil an vom Tier stammenden Nahrungsmitteln wäre nicht realisierbar oder würde kurzfristig den ökologischen Kollaps herbeiführen.
IV. Geschichte des Vegetarismus
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⦠belächelt, verspottet, bekämpft,
toleriert, akzeptiert, übernommen â¦
Ãber Millionen von Jahren ernährte sich die Menschheit überwiegend oder ausschlieÃlich vegetarisch. Für diese Verhaltensweise war während der frühen Menschheitsgeschichte das damals vorhandene Nahrungsangebot bestimmend. Auch heute lebt ein groÃer Teil der Weltbevölkerung aufgrund ökonomischer Zwänge, aber auch religiöser Vorschriften, vegetarisch. Der Grundstein für eine vegetarische Lebensweise aus moralischen Erwägungen heraus wurde hingegen in der Antike gelegt, insbesondere im alten Griechenland.
1. Antike
Die ersten Impulse für eine fleischlose Ernährungsweise gingen im 6. Jahrhundert v. Chr. von der Orphik aus, einer Mysterien- und Erlösungsreligion um die mythische Gestalt des Orpheus â Dichter, Sänger und nicht zuletzt Religionsstifter. Die Orphiker stellten
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