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Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Titel: Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Sander
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damals der fähigste Mitarbeiter des Bauamtes. Wenn ich mich richtig erinnere, wurde er sehr schnell zum stellvertretenden Amtsleiter und bald darauf zum Ressortchef befördert. Dass er der Eisernen Regina sehr nahesteht, politisch natürlich, hat seiner Karriere sicher nicht geschadet. Er hat das ganze Projekt verwaltungsintern durchgeboxt, obwohl es eine ganze Reihe von Kritikern gab. Der damalige Wirtschaftsförderer, der natürlich am besten wusste, ob so ein Industriegebiet gebraucht wurde oder nicht, war einer davon.“
    „Und schließlich wurde die Pfaffenwiese ausgeschrieben und Leonhard & Stiebel erhielt den Zuschlag“, spann Katja den Faden fort.“
    „Genau so war das. L&S BAU war damals allerdings noch eine ziemlich kleine Bude und nicht mit dem Unternehmen von heute zu vergleichen.“
    „Ich habe mich mal schlaugemacht“, sagte Katja. „ L&S BAU bekommt auffällig oft den Zuschlag bei öffentlichen Ausschreibungen in der Westpfalz.“
    „Das stimmt“, pflichtete Alf ihr bei, „und ich weiß, worauf du anspielst. Aber wenn du meine Meinung wissen willst, an den Gerüchten, die immer wieder mal hochkommen, ist nichts dran. Wenn ein Bauunternehmer erfolgreich ist, gibt es immer Neider und Verschwörungstheoretiker, die dahinter Bestechung wittern. Leonhard hat einfach seine Kosten im Griff und kann daher die Wettbewerber, die weniger effizient arbeiten, unterbieten. Blöderweise entspricht er durch sein persönliches Auftreten genau dem Klischee eines korrupten Baulöwen.“
    „Allerdings“, seufzte Katja. „Wir waren heute Morgen bei ihm . Er hat mich behandelt wie eine Schülerzeitungsredakteurin.“
    Der alte Journalist grinste breit: „Er ist ein echter Charmebolzen, nicht wahr? Wollt ihr noch einen Kaffee? Ihr müsst den Latte Macchiato probieren!“ Sie lehnten dankend ab.
    Velten hatte noch etwas auf dem Herzen: „Sag mal, wie kam es eigentlich damals zum Bruch zwischen dir und dem Kurier ? Eigentlich warst du doch seinerzeit das Gesicht des Blatts. Es ist nie so richtig herausgekommen, wieso du in Ungnade gefallen bist.“
    „Es gab vor vielen Jahren mal einen schönen Spruch einer Lottogesellschaft: ‚Geld verdirbt den Charakter. Testen Sie selbst.’“ Er lachte laut. „So war das auch mit mir. Meine Altvorderen waren über Generationen hinweg Landwirte und legten ihr Geld immer brav in noch mehr Äcker an, wie Bauern es eben tun. Wo jetzt dieses Haus steht, befand sich früher unser Hof. Irgendwann erbte ich alles und hatte Glück. Die Stadt brauchte mein Land, um darauf die Müllverbrennungsanlage an der B10 und die Umgehungsstraße zu bauen. Ich habe ihr alles verkauft und war von einem Tag auf den anderen ziemlich wohlhabend.“
    „Aber plötzlicher Reichtum rechtfertigt ja keinen Rausschmiss“, hakte Velten nach.
    Alf schaute ein paar Sekunden hinaus nach Westen, von wo sich dunkle Regenwolken näherten. „Es gab damals eine Menge Idioten in der Verlagsleitung. Bevor ich zu Geld gekommen bin, habe ich zu den blödsinnigen Manövern dieser Leute geschwiegen. Ich wollte ja meinen Job nicht riskieren.“
    „Und als du reich wurdest und nichts mehr zu verlieren hattest, hast du ihnen die Meinung gegeigt, und sie haben dich vor die Tür gesetzt.“
    „Aber mit einer hübschen Abfindung“, bestätigte Alf grinsend. Dann sah er auf die Uhr: „Kann ich euch sonst noch irgendwie weiterhelfen?“
    „Ja, vielleicht“, sagte Velten. „In diesem Jahr jährt sich das Verschwinden von Tina Hofer zum zwanzigsten Mal. Wir wollen einen Beitrag über sie bringen.“ Er hatte sich diese Notlüge zurechtgelegt, um Alf Kuntz auf Tina ansprechen zu können, ohne Susannes Schweigegebot zu brechen. „Ich selber habe sie ja nicht mehr gekannt. Was kannst du uns über sie sagen?“
    „Die ganze Geschichte war wirklich ein Tiefpunkt meiner beruflichen Laufbahn . Ich hatte Tina ein wenig unter meine Fittiche genommen, um sie in Waldenthal einzuführen. Wir beide waren ein ähnliches Team wie ihr zwei heute. Sie hatte wirklich alle Anlagen für eine großartige Journalistin. Allerdings war sie … wie soll ich sagen … noch sehr impulsiv und eigensinnig. Aber das hätte sich sicher noch ausgewachsen.“
    „Hat sie an wichtigen Themen gearbeitet?“, wollte Katja wissen.
    „Ja, natürlich. Sie hat über mehrere soziale Projekte berichtet, die damals heftig umstritten waren. Ich erinnere mich an ihre Serie über Jugendpolitik und junge Straftäter. Sie hat auch schöne Beiträge über

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