Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)
Ich will das Schwein hinter Gittern sehen, das ihr das angetan hat.“
„So habe ich das noch nicht gesehen“, räumte Katja ein.
„Und drittens halten wir zwar vorerst den Deckel auf der Story, aber das bedeutet ja nicht, dass wir untätig bleiben. Wir arbeiten natürlich weiter.“
„Und was machen wir als Nächstes?“
Velten schwang sich aus seinem Drehstuhl und begann, im Büro auf und ab zu gehen. Er konnte besser denken, wenn er in Bewegung war. „Fassen wir zusammen, was wir wissen. Tinas Leiche wurde gefunden, als eine Stützmauer an der Pfaffenwiese zusammenbrach. Was sagt uns das?“
Katja schob ihr Kinn nach vorne, wie sie es oft tat, wenn sie über etwas grübelte: „Sie wurde entweder im Hang über der Mauer verscharrt, oder der Mörder versteckte ihre Leiche während des Baus der Mauer in der Verschalung, um sie für Jahrzehnte unter Tonnen von Beton verschwinden zu lassen.“
„Das Entweder können wir ausschließen“, war sich Velten sicher. „Wenn ich eine Leiche vergraben wollte, würde ich mir dazu nicht einen Hang aussuchen, der so steil ist, dass ich dort kaum aufrecht stehen könnte. Es ist viel wahrscheinlicher, dass Tinas Mörder die Leiche in das Fundament der Mauer gelegt hat. Das würde aber bedeuten ...“
„ ... dass sie wahrscheinlich in unmittelbarer Nähe der Baustelle getötet wurde“, schlussfolgerte Katja. „Sie muss abends oder nachts da draußen gewesen sein. Tagsüber haben dort ja zweifellos viele Menschen gearbeitet, die den Mord bemerkt hätten. “ Es hielt sie jetzt ebenfalls nicht mehr auf ihrem Stuhl. „Warum sollte sie sich an der Pfaffenwiese aufgehalten haben?“
„Aus welchem Grund würdest du dich nachts auf einer Baustelle herumtreiben?“
„Um zu recherchieren!“
Velten fand, dass die These plausibel klang. „Kannst du mir das Foto von Tina Hofer und ein Bild des Erdrutsches ausdrucken?“
Zwei Minuten später hatte der Drucker die Aufnahmen ausgespuckt. Er heftete beide an das Whiteboard, das hinter seinem Schreibtisch an der Wand hing. Dann verband er sie mit einer schwarzen Linie und schrieb Recherche? über den Strich.
Katja zeigte auf das Foto der eingestürzten Stützmauer: „Ich habe in unserem Archiv zwar einige Beiträge über die Pfaffenwiese gefunden, aber die stammten alle von diesem Alf Kuntz. Ich konnte keinen einzigen Bericht von Tina Hofer zu dem Thema finden.“
„Ich hoffe, dass wir kurzfristig mit ihm reden können“, sagte Velten. „Er wird uns sicher sagen können, ob Tina vielleicht an seinen Texten mitgearbeitet hatte. Und wenn Renate die Artikel herausgesucht hat, die sie vor ihrem Tod geschrieben hatte, wird uns das sicher auch weiterhelfen.“
- - -
„Hier kann man es aushalten“, stellte Katja beeindruckt fest. Sie standen in einem gediegenen Neubaugebiet Waldenthals vor der imposanten Villa des früheren Kurier -Journalisten Alf Kuntz. Die Außenfassade des augenscheinlich nur wenige Jahre alten Gebäudes setzte sich aus weiß gestrichenem Mauerwerk und Verkleidungen aus dunkelgrauem Granit zusammen. Die Fensterrahmen waren in dunklem Holz gehalten. Inmitten eines sorgsam gestutzten Rasens plätscherte ein kleiner Brunnen. Vor der Doppelgarage parkte eine schwere Limousine.
„Wenn er das mit seinem Journalistengehalt bezahlt hat, muss ich mit der Verlagsleitung über meinen Vertrag reden“, meinte Velten lakonisch.
Er drückte auf die Klingel und nach wenigen Sekunden stand Alf in der Tür. Er strahlte über das ganze Gesicht: „Mensch, da seid ihr ja, ich fasse es nicht.“ Der Zweiundsiebzigjährige schüttelte Veltens Hand überschwänglich und begrüßte dann auch Katja freundlich. Dann zeigte er mit dem Zeigefinger auf sie: „Ich habe deine Artikel gelesen. Ausgezeichnete Schreibe. Jung, modern, auf den Punkt. Jemanden wie dich hat dieses Käseblatt gebraucht, was Velten?“
„Oh, danke“, antwortete Katja überrascht.
„Kommt doch rein. Ich darf dich doch duzen, Katja? Ich bin Alf.“
„Äh ... ja, warum nicht, Alf.“
Er führte die beiden durch eine edel eingerichtete Diele und ein Wohn- und Esszimmer, das aussah wie eine Doppelseite in Schöner Wohnen . „Wir setzen uns in den Wintergarten“, schlug er vor. „Das ist der schönste Platz in dieser trostlosen Jahreszeit. Warum haben wir an Weihnachten eigentlich immer so ein Mistwetter? Nehmt bitte Platz. Was möchtet ihr trinken? Ich habe einen Kaffeevollautomaten in der Größe einer Telefonzelle, der wahre
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