Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)
alte Kiste funktioniert noch tadellos und es gibt tatsächlich ein Verzeichnis, in das der alte Hofer die Dateien von den Disketten seiner Tochter kopiert hat. Er hat sogar einige der Schriftstücke aus ihrem Nachlass eingescannt und abgespeichert.“
„Das klingt gut. Oder gibt es noch ein Aber ?“
„Leider ja. Offensichtlich war Tina sehr vorsichtig und hat die entscheidende Datei mit dem Namen PFWIESE mit einem Passwort geschützt. Steffen versucht heute Vormittag, die Sperre zu knacken. Er klang am Telefon aber nicht sehr optimistisch.“
Während der nächsten Kilometer hingen sie schweigend ihren Gedanken nach. Velten fand es bemerkenswert, dass Tina ihre Informationen gesichert hatte. Das konnte bedeuten, dass sie auf etwas Wichtiges gestoßen war und befürchten musste, dass jemand sich Zugang zu ihren Dateien verschaffen könnte.
An der Abfahrt, die auch zum Flughafen und zum Outlet Center führte, verließ er die Autobahn und fuhr durch Zweibrücken. Die Staatsanwaltschaft lag im gleichen Gebäudekomplex im Zentrum des Städtchens, in dem sich auch das Landgericht befand.
„Kennst du diesen Philip Germann eigentlich näher?“, wollte Katja wissen.
„Eigentlich nicht. Ich habe ihn bei mehreren Pressekonferenzen erlebt, aber noch kein ausführliches Gespräch mit ihm geführt. Er wirkt immer sehr ernsthaft und engagiert.“
„Und wie denkst du darüber, dass er jetzt mit deiner Ex-Frau zusammen ist?“
Velten zuckte die Achseln: „Ich wünsche den beiden das Beste, was sonst?“
„Komm schon! So abgeklärt ist doch keiner, dass er nicht Vergleiche zwischen sich und dem Nachfolger zieht.“
„Ich schon.“
Katja sah ihn mit einem Gesichtsausdruck an, der ihm deutlich zeigte, dass sie ihm kein Wort glaubte: „Ich schlage, wir sprechen auf der Rückfahrt noch einmal darüber, Buddha Velten.“
Er würde nie verstehen, warum Frauen es so liebten, im Seelenleben von Männern herumzuwühlen. Insgeheim musste er sich aber eingestehen, dass die bevorstehende Unterhaltung mit Susannes Neuem für ihn alles andere war als ein beliebiger Termin. Er fand einen Parkplatz in der Nähe des Goetheplatzes, an dem die Staatsanwaltschaft ihren Sitz hatte, und brachte den Wagen zum Stehen.
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Sie passierten den Eingang eines dreistöckigen Zweckbaus inmitten eines Ensembles historischer Gebäude und nur wenige Gehminuten vom Zweibrücker Schloss entfernt. An der Pforte erfuhren die Journalisten, dass sich das Büro des Staatsanwalts in der zweiten Etage befand.
Eine Minute später klopfte Velten an die Tür. Von innen erklang ein markiges „Herein“ und er betrat mit seiner Kollegin den Raum. An einem nüchternen Besprechungstisch saßen Germann und Susanne dicht beieinander. Offenbar hatten sie gerade gemeinsam einen Aktenordner durchgesehen, der vor ihnen auf dem Tisch lag.
Der Jurist erhob sich und kam den beiden Kurier -Redakteuren entgegen. „Frau Marcks, Herr Velten, herzlich willkommen bei uns in Zweibrücken.“
Der Mann, der Katja gerade die Hand schüttelte, war vielleicht Vierzig oder knapp darüber und wirkte durchtrainiert und dynamisch. Der Eindruck wurde von dem militärisch kurzen Haarschnitt noch unterstrichen. Aus grauen Augen musterte er Velten interessiert, aber nicht unfreundlich. „Ich habe schon viel von Ihnen gehört, wie Sie sich denken können.“
„Hoffentlich nicht zuviel“, gab Velten wenig einfallsreich zurück und schaute zu Susanne hinüber, die das Aufeinandertreffen der Männer mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck verfolgte.
„Deine Bitte, mit uns zu sprechen, kam zu einem günstigen Moment“, erklärte sie an Velten gewandt, nachdem sich alle um den Tisch gesetzt hatten. „Philip und ich hatten für heute ohnehin ein dienstliches Treffen vereinbart, um den Prozess im Mordfall Annika Harms vorzubereiten. An der Aufklärung war der Waldenthaler Morgenkurier ja nicht ganz unbeteiligt.“ (s. „Velten & Marcks – Die Tote im Klee“)
„Wie üblich neigt Susanne zu Untertreibungen“, schaltete sich Germann ein. „Ohne Ihre Zeitung wäre uns der Mörder vielleicht nie ins Netz gegangen.“
„Ich bin sicher, dass Frau Staller ihn früher oder später ohnehin geschnappt hätte“, gab Katja höflich zurück. „Er hat einfach zu viele Fehler gemacht.“
Während sich seine Kollegin mit dem Staatsanwalt über den Fall Harms unterhielt, nahm Velten unauffällig den Raum in Augenschein. Er war ähnlich nüchtern gehalten wie Susannes Büro,
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