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Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Titel: Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Sander
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schnell geklärt werden, was zum Einsturz der Stützmauer an der Pfaffenwiese geführt hat. Die Hangsicherung war vom gleichen Planungsbüro konzipiert und vom gleichen Bauunternehmen realisiert worden, die jetzt auch für den Schlossplatz zuständig sind. Der maßgebliche Mitarbeiter des Bauamtes beim Projekt Pfaffenwiese hieß damals Roland Dubois.
    Und schließlich drängt sich die Frage auf, wieso der Oberbürgermeister nicht erkannt hat, dass die Besetzung einer Führungsposition im Deutsch-Französischen Zentrum mit der Tochter eines Freundes politischen Sprengstoff birgt, auch wenn, was wahrscheinlich ist, formal alles mit rechten Dingen zugegangen ist.
    Bis jetzt haben diese Vorgänge – von Affären kann noch keine Rede sein – der Popularität des Rathauschefs kaum geschadet. Wenn das so bleiben soll, muss er jetzt Handlungsstärke und den festen Willen zur Aufklärung aller offenen Fragen beweisen.
     
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    Joggen war noch nie Veltens liebste Freizeitbeschäftigung gewesen. Nicht, dass er nicht schon mehrfach versucht hätte, seinen inneren Schweinehund zu überwinden. Doch das Glücksgefühl, dass passionierte Läufer beim Rennen durch die Natur angeblich befällt, hatte sich bei ihm trotz sündhaft teurer Schuhe niemals einstellen wollen. Stattdessen befielen ihn bald in schöner Regelmäßigkeit heftige Schmerzen in Waden oder Knien, die ihm einen ausgezeichneten Vorwand für den Abbruch des Trainings lieferten. Alle Freunde und Kollegen, denen er zuvor im Brustton der Überzeugung von seiner Leidenschaft für das Laufen vorgeschwärmt hatte, waren nun voll des Mitgefühls für einen, dem das Talent zum Laufen einfach nicht gegeben war.
    Alle außer Nina.
    Sie hatte ihn in ein Sportgeschäft in Kaiserslautern geschleppt, wo er nach einem videokontrollierten Laufbandtraining ebenso heftig wie erfolglos protestierend ein paar Schuhe erwerben musste, die zwar nur halb so viel kosteten wie seine vorherigen, ihm aber keine Schmerzen mehr bereiteten.
    Mit der Zeit hatte er sich tatsächlich an das Laufen gewöhnt, wenngleich sich sein Organismus nach wie vor hartnäckig weigerte, seine Bemühungen mit ein wenig hormongesteuertem Hochgefühl zu honorieren. Seinem nicht mehr ganz jugendlichen Alter, einigen Pfunden zuviel und seiner genetischen Veranlagung schrieb Velten es zu, dass er nicht ansatzweise mit Nina mithalten konnte, wenn sie gemeinsam durch den Pfälzerwald trabten. Auch für dieses Problem wusste sie eine Lösung. Ein- bis zweimal in der Woche strampelten sie nach Feierabend im Fitnessstudio nebeneinander her. Jeder auf seinem eigenen Laufband und mit der individuell angepassten Geschwindigkeit.
    „Es war mir schon ein bisschen peinlich, wenn ich beim Joggen im Wald Kreise um dich laufen konnte“, meinte Nina gut gelaunt.
    „Wieso?“
    „Jemand hätte uns sehen und sich fragen können, warum eine junge, sportliche Frau wie ich mit einem so müden, alten Mann zusammen ist.“
    „Verstehe.“
    „Ist dein Laufband auch bestimmt nicht zu schnell eingestellt?“
    „Nein.“
    „Man soll sich während des Trainings in ganzen Sätzen unterhalten können, sonst ist man in Gefahr zu überpacen.“
    „Kann ich“, keuchte Velten.
    „Ein Satz besteht in der Regel aus mehr als zwei Silben.“
    Genervt reduzierte er die Geschwindigkeit um einen Stundenkilometer. Das tat ihm zwar gut, versetzte seinem Selbstbewusstsein aber einen weiteren Schlag. Zum Glück hielt sich in dem gutbesuchten Fitnessstudio, das sich im Gebäude der längst geschlossenen Vereinigten Deutsche Schuhfabriken angesiedelt hatte, niemand auf, der ihn kannte.
    „Ihr Männer glaubt immer, euch und uns etwas beweisen zu müssen. Der Spaß am Sport bleibt dabei für euch total auf der Strecke.“ Nina regelte das Tempo ebenfalls etwas herunter. Sie war mit ihrer Einheit am Ende und lief nun entspannt aus. „Übrigens haben mich heute viele Kollegen auf die Paywall angesprochen. Die meisten finden es gut, dass ihre Arbeit im Internet nicht mehr kostenlos verschleudert wird.“
    „Katja hat sich ähnlich geäußert“, antwortete Velten.
    „Das dachte ich mir. Sie weiß, wie man Nachrichten im Internet präsentiert. Ihre Postings in den Sozialen Netzwerken sind klasse.“
    „Kann man da etwas falsch machen?“
    „Jede Menge. Man kann langweilig sein oder zu promotig, zu viel oder zu wenig schreiben, Bilder vergessen und so weiter und so fort. Katja versteht es, den alten Kurier modern aussehen zu lassen und sich selbst

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