Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)
an, Sie sind nicht gekommen, um mit sich das Gerede einer alten Frau anzuhören. Wie kann ich Sie unterstützen?“
Velten nahm sich vor, das Gespräch so schonend wie möglich zu führen. „Wir möchten rekonstruieren, womit sich Ihre Tochter in den Wochen vor ihrem Verschwinden beschäftigt hat. Hat Sie Ihnen davon etwas erzählt?“
„Wir haben oft über ihre Arbeit gesprochen. Sie fühlte sich beim Kurier unterfordert, fand das, worüber sie schreiben sollte, banal. Sie hatte einen Kollegen, einen Herrn Kuntz, mit dem sie deswegen ständig Streit hatte. Ich habe ihr immer gesagt, sie müsse Geduld haben. Mit der Zeit würde man ihr auch wichtigere Aufgaben übertragen. Zuletzt hat sie oft zu Umweltthemen gearbeitet und war häufig mit dem Leiter einer Naturschutzgruppe zusammen. Ich komme nicht auf seinen Namen.“
„Ferdi Bauer?“
„Ja, so hieß er. Sie haben wirklich viel Zeit miteinander verbracht.“
Katja horchte auf: „Halten Sie es für möglich, dass die beiden auch privat zusammen waren?“
„Jetzt, wo Sie es erwähnen, erinnere ich mich daran, dass ich das damals tatsächlich angenommen habe. Martina hat allerdings nie mit mir darüber gesprochen. Sie stellte mir ihre Freunde erst vor, wenn Sie schon länger mit ihnen zusammen war.“
„Besitzen Sie noch Unterlagen von ihr, die uns weiterhelfen könnten?“, wollte Katja wissen.
„Mein Mann hat viele Dokumente und Computerdisketten hierher gebracht, die sie in ihrer Wohnung aufbewahrt hatte. Wenn ich mich richtig erinnere, hat er vom Morgenkurier auch die privaten Sachen erhalten, die in ihrem Schreibtisch lagen. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, ihr Verschwinden aufzuklären, und war sehr frustriert, als ihm das nicht gelang. Er packte dann irgendwann alles in Kisten und verstaute es auf dem Speicher.“
„Können Sie uns das Material überlassen? Sie erhalten es natürlich zurück, sobald wir es gesichtet haben.“
„Tut mir leid, Frau Marcks, die Polizei hat Martinas Notizen und die Disketten mitgenommen.“
„Ja natürlich, darauf hätte ich auch von selbst kommen können.“ Die Enttäuschung war ihr anzumerken.
Auch Velten war frustriert. Er zweifelte zwar nicht daran, dass die Polizei die sichergestellten Unterlagen gewissenhaft auswerten würde, doch er hätte sich Tinas Notizen gerne selbst angesehen. Plötzlich hatte er einen Einfall: „Frau Hofer, hatte Ihr Mann einen Rechner?“
„Rechner?“
„Einen Computer.“
„Natürlich. Er hat ja jeden Tag Stunden im Internet verbracht. Ich selbst verstehe leider überhaupt nichts von diesen Dingen. Nach seinem Tod habe ich das ganze Zeug in einen Karton gepackt und auf den Speicher gestellt.“
Eine Viertelstunde später wuchtete Velten den Karton mit dem PC aus dem Nachlass von Tinas Vater in den Kofferraum seines Golf. „Und du glaubst wirklich, dass dieses Ding noch funktioniert. Es ist uralt und wurde fünf Jahre lang nicht eingeschaltet.“
„Einen Versuch ist es wert“, meinte Katja achselzuckend und schloss die Heckklappe. „Am besten bringen wir den Rechner gleich in unsere IT-Abteilung. Steffen Schneider kann zaubern, wenn es um Computer geht.“
Schneider war der Computerexperte des Kurier .
Velten setzte sich ans Steuer und startete den Motor. „Ich beginne mit dem Artikel und dem Kommentar über Pfaffenwiese , Schlossplatzbudget und Club-Affäre. Wenn du bei Schneider fertig bist, kannst du mir dabei helfen.“
„Geht klar.“
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Aller schlechten Dinge sind drei
Kommentar von Maximilian Velten
Seit seiner ersten Amtszeit hat sich Oberbürgermeister Dubois in Waldenthal und darüber hinaus Respekt erworben. Die große Verwaltungsreform hat die Administration schlanker und die Bearbeitungszeiten von Anträgen schneller gemacht. Die Zuschüsse aus Mainz fließen trotz der Sparpolitik des Landes in unsere Stadt u nd machen Projekte möglich, die es wegen der angespannten Kommunalfinanzen sonst vermutlich nie geben würde. Das im Aufbau befindliche Zentrum für Französisch-Deutsche Geschichte ist dafür das beste Beispiel.
Doch drei aktuelle Probleme verlangen nun klare Ansagen des starken Mannes im Rathaus. Da ist zum einen der Anstieg der Kosten bei der Schlossplatzsanierung. Das Projekt wird drei Millionen Euro teurer als geplant. Mindestens , möchte man hinzufügen, denn erfahrungsgemäß zieht die erste Kostenexplosion unausweichlich weitere Budgetsteigerungen nach sich. Wer trägt dafür die Verantwortung?
Zweitens muss
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