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Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Titel: Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Sander
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wurde aber allgemein respektiert. Auf lange Sicht machte sich das bezahlt, denn selbst ihre politischen Gegner attestierten ihr Intelligenz, Fleiß und analytischen Scharfsinn.
    Velten rief sich ins Gedächtnis, was er von der privaten Regina Kerner wusste. Viel war das nicht. Sie war verheiratet und hatte einen etwa dreißigjährigen Sohn. In dem Porträt, das anlässlich der letzten Landtagswahl im Morgenkurier erschienen war, hatte sie Joggen und Bergwandern als ihre Hobbys angegeben. Das mochte stimmen, denn in ihren jungen Jahren hatte sie als erfolgreiche Leichtathletin von sich reden gemacht.
    „Wenn ich richtig informiert bin, wollen Sie über die Pfaffenwiese sprechen“, sagte sie, nachdem alle wieder Platz genommen hatten. „Führen wir ein Interview oder ein Hintergrundgespräch?“
    „Wir wollen anlässlich des Erdrutsches und der sich daraus ergebenden Fragen verstehen, wie es seinerzeit zu der Beschlussfassung über den Industriepark gekommen ist“, erklärte Velten. „Falls wir eine Ihrer Aussagen später für unsere Berichterstattung verwenden möchten, setzen wir uns wieder mit Ihrem Büro in Verbindung.“
    Sie nippte an ihrem Wasserglas: „Ich fürchte, ich kann Ihnen zu den Ereignissen von damals nicht sehr viel sagen. Ich war nur ein kleines Licht in Partei und Fraktion. Mein Vater war die treibende Kraft.“
    Velten wusste, dass sie ihre Rolle kokett herunterspielte. Sie galt schon vor zwanzig J ahren als unumstrittene Nummer zwei bei den Konservativen. „Wie erklären Sie sich, dass der Industriepark von Ihrer Fraktion so eklatant an den Bedürfnissen des Immobilienmarktes vorbei konzipiert werden konnte?“
    Seine Absicht, sie mit seiner offensiven Herangehensweise aus der Balance zu bringen, scheiterte kläglich. Regina Kerner ließ seine Attacke kühl verpuffen. „Die Bedarfsplanung und Dimensionierung von Gewerbeflächen obliegt der Stadtverwaltung, wie Sie zweifellos wissen. Dort hatte man sich schlicht und ergreifend geirrt. Ich gebe aber gerne zu, dass meine Parteifreunde und ich damals davon überzeugt waren, das Richtige zu tun, als wir das Projekt durch den Rat brachten. Heute wissen wir, dass das Areal den Anforderungen der Wirtschaft infrastrukturell und verkehrstechnisch nicht genügt.“
    „Sie arbeiteten bei dem Planungsbüro, dass die Stadt bei der Konzeption der Pfaffenwiese unterstützte.“

„Das stimmt, aber dabei ging es nur um technische und architektonische Fragen.“
    „Die Opposition hat damals sowohl vor den absehbaren Vermarktungsrisiken als auch vor den Planungsfehlern, etwa bei der Straßenführung, gewarnt.“
    „Die Opposition warnt doch immer. Es ist dann nur eine Frage der Wahrscheinlichkeitsrechnung, bis sie mit ihren Bedenken irgendwann auch einmal ins Schwarze trifft. Sie sollten das nicht überschätzen, Herr Velten. Einem zugegeben problematischen Projekt wie diesem Industriepark stehen doch Dutzende andere gegenüber, bei denen unsere Erwartungen erfüllt oder sogar weit übertroffen wurden. Ich nenne nur die Umwandlung der früheren US-Garnison in ein Wohn- und Gewerbegebiet, das Fachmarktzentrum an der Zeppelinstraße oder den neuen Autobahnzubringer. Auch vor diesen erfolgreichen Projekten haben Herr Bauer und andere Oppositionspolitiker im Rat gewarnt . Ich bin sicher, Sie werden die entsprechenden Pressemitteilungen in Ihrem Archiv finden.“
    „Das Gutachten, das die unzureichende Sicherung des Hangs über der Zufahrtsstraße belegte, nahm den jüngsten Erdrutsch erstaunlich präzise vorweg“, entgegnete Velten.
    „Das ist richtig. Ich war damals als junge Architektin und Mitarbeiterin des von Ihnen schon erwähnten Planungsbüros selbst an der Konzeption dieser Stützmauer beteiligt. Unsere Berechnungen basierten auf dem verfügbaren Zahlenmaterial sowie den Vorgaben der Stadtverwaltung und erfolgten nach den einschlägigen Standards.“
    Mit ihrer Offenheit überraschte sie Velten. Er hatte damit gerechnet, dass sie ihre eigene Rolle beim Bau der Mauer und der Planung der Pfaffenwiese herunterspielen würde, doch sie stand zu ihrer Beteiligung.
    „Und dennoch ist die Mauer zusammengebrochen“, warf Katja ein. „Welche Gründe kann es dafür geben?“
    „Entweder war das Zahlenmaterial beziehungsweise die Vorgaben aus dem Rathaus falsch, oder die üblichen Standards waren in diesem speziellen Fall unzureichend.“
    Ihr war nicht beizukommen. Velten beschloss, dem Gespräch eine neue Richtung zu geben: „Der Erdrutsch hat die

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