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Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Titel: Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Sander
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Journalisten, die verdattert auf die Tür starrten, hinter der die beiden Männer soeben verschwunden waren.
    Edda Sahm fand, wenig überraschend, als Erste ihre Sprache wieder: „Kann mich mal jemand kneifen?“
    „Der ist ja total von der Rolle“, stellte der Kollege vom Landesfernsehen verblüfft fest.
    „So etwas habe ich in zwanzig Jahren noch nie erlebt“, sagte Velten nicht weniger konsterniert. „Ich wäre am Ende nicht überrascht gewesen, wenn er uns und der Bevölkerung Waldenthals sein Ehrenwort gegeben hätte, dass die gegen ihn erhobenen Vorwürfe haltlos sind.“
    Edda packte Mikrofon und Notizblock in ihre Umhängetasche und stand von ihrem Stuhl auf. „Ich weiß nicht, was ihr jetzt macht, aber ich werde sofort in den Sender gehen und einen ausführlichen Bericht über diese PK bringen. Dubois kann mich dann ja verklagen, wenn er will.“ Sie rauschte aus dem Raum und gab damit auch allen anderen das Signal, in die Redaktionen zurückzukehren. Es war klar, dass der Oberbürgermeister mit seinem Versuch, die Medien einzuschüchtern, genau das Gegenteil erreicht hatte.
    „Was machen wir jetzt?“, fragte Katja, als sie mit Velten auf dem Gang vor dem Konferenzraum stand.
    „Wir behalten die Nerven und arbeiten ganz normal weiter.“
    „Aber wir müssen doch etwas über diese PK schreiben.“
    „Machen wir auch, aber wir fallen jetzt nicht in einen Blutrausch. Der OB hat sich zwar wie jemand verhalten, der kiloweise Dreck am Stecken hat, aber vielleicht sind auch einfach die Nerven mit ihm durchgegangen.“
    „Es wundert mich, dass Frank Meister ihn nicht gebremst hat“, meinte Katja und sprach damit einen Punkt an, der auch Velten beschäftigte. Der Pressesprecher der Stadt hätte erkennen müssen, dass sich sein Chef mit seiner Vierpunkteerklärung keinen Gefallen tun würde.
    „Ich kann mir das nur so erklären, dass Dubois nicht mehr auf ihn hört. Vielleicht macht er ihn dafür verantwortlich, dass er seit Wochen unter Dauerbeschuss durch Radio Waldenthal steht . Unsere lästigen Fragen zur Pfaffenwiese werden Meisters Position auch nicht gerade gestärkt haben. Er sah auf die große Uhr über dem Eingang zum Konferenzraum: „Wir kommen zu spät zu unserem Termin mit Regina Kerner.“
     
    - - -
     
    Am Eingang zu den Büros der konservativen Fraktion wurden die beiden Journalisten wieder von Jörg Schindhard, dem Assistenten der Eisernen Regina in Empfang genommen. Nachdem sie sich ihrer Winterjacken entledigt hatten, bat er sie in ein Besprechungszimmer, wo sie nur eine Minute auf die Landtagsabgeordnete und Fraktionsvorsitzende warten mussten.
    Sie zeigte sich kaum überrascht, als sie von Dubois’ Pressekonferenz erfuhr. „Ich habe gestern erst mit Roland gesprochen und mich bereits gewundert, wie dünnhäutig er geworden ist.“
    „Er sieht sich in die Enge gedrängt“, mutmaßte Velten. „Die Frage ist jetzt nur, ob er tatsächlich etwas zu verbergen hat oder ob ihm grundlos die Gäule durchgehen.“
    „Nach unserem gestrigen Gespräch habe ich eigene Nachforschungen in der Stadtverwaltung durchgeführt und muss sagen, dass ich alarmiert bin.“ Regina Kerner zog ein Blatt Papier aus einer Mappe: „Es ist tatsächlich so, dass Hagen Leonhard immer wieder den Zuschlag für städtische Bauprojekte erhalten hat, für die er erst in letzter Minute ein Angebot eingereicht hatte. Und ich habe herausgefunden, dass er die Wahlkämpfe des Oberbürgermeisters großzügiger als bislang bekannt unterstützte. Das war mir zunächst nicht aufgefallen, weil die Spenden über verschiedene Tochterfirmen von L&S Bau liefen.“ Sie ließ ihre Worte einen Moment wirken. „Leonhard gehört für mich allerdings nicht zu der Sorte Mensch, die eine Partei aus politischer Überzeugung fördert.“
    „Sie halten es also für wahrscheinlich, dass Dubois mit ihm unter einer Decke steckt?“, fragte Velten vorsichtig.
    „Es spricht viel dafür, nicht zuletzt auch sein Verhalten in der Pressekonferenz, das Sie eben beschrieben haben.“ Sie rieb sich die Augen und schwieg eine ganze Weile. „Mein Gott, ich kenne Roland schon ewig. Wir sind zwar nicht direkt befreundet, aber wir stehen uns doch recht nahe. Unsere jüngsten Kinder gehen zusammen zur Schule. Überlegen Sie nur einmal, was er alles für diese Stadt erreicht hat. Ich will mir nicht vorstellen, was es bedeutet, wenn er sich wirklich unkorrekt verhalten haben sollte.“
    „Die Wahrheit muss ans Licht“, sagte Katja energisch. „Auf

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