Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)
war sauteuer, aber ist jeden verdammten Cent wert. Den Kaffee solltest du mal probieren.“
Bevor die Redaktionsassistentin etwas erwidern konnte, entdeckte Alf Kuntz die beiden Journalisten auf dem Flur und sprang sofort auf: „Da seid ihr ja. Ihr solltet weniger Zeit in Sitzungen verplempern und euren Hintern lieber nach draußen begeben. Die guten Storys findet man auf der Straße.“ Er lachte dröhnend.
„Ich freue mich auch, dich zu sehen“, sagte Velten lahm. „Was führt dich zu uns. Du warst doch seit Jahren nicht mehr hier.“
„Nach unserem Gespräch bin ich natürlich neugierig geworden und dachte, ihr könntet mir erzählen, was ihr über Tinas Mörder herausgefunden habt. Aus eurem Käseblatt erfährt man ja nichts.“ Alf klopfte ihm auf die Schulter: „Schau nicht so beleidigt aus der Wäsche, ich habe nur Spaß gemacht.“
Velten bat ihn in sein Büro. Der alte Journalist sah sich sofort die Notizen an der Magnetwand an. „Das ist ja interessant. Ihr glaubt also immer noch, dass sie vielleicht umgebracht wurde, weil sie ihre Nase zu tief in den Industriepark Pfaffenwiese gesteckt hat.“
„Das ist eine Theorie von mehreren“, wiegelte Velten ab. „Der Mörder könnte auch aus ihrem engeren Umfeld kommen.“
„Du sprichst von Kröten-Ferdi, was?“
„Woher weißt du davon?“
Alf leerte seinen Kaffeebecher und warf ihn in Katjas Papierkorb. „Mir fiel nach eurem Besuch ein, dass die beiden ziemlich dicke miteinander waren. In der Redaktion wurde damals gemunkelt, zwischen Tina und diesem Spinner würde etwas laufen.“
„Das war auch so“, sagte Katja. „Allerdings dauerte die Beziehung nicht sehr lange.“
„Total unprofessionell, wenn ihr mich fragt. Als Journalistin fängt man nichts mit einem Politiker an, über dessen Partei man schreibt. Ist doch klar, dass sofort alle möglichen Gerüchte die Runde machen.“
„Apropos Gerüchte. Es wird erzählt, dass dein Wohlstand nicht nur von den Grundstücken stammt, die deine Eltern dir vererbt haben.“ Katja ließ ihre Worte ein paar Sekunden wirken, bevor sie fortfuhr: „Es heißt, dass du Land günstig erworben hast, das dir die Stadt kurz darauf wesentlich teurer wieder abgekauft hat.“
Die Jovialität wich sofort aus Alfs Gesicht: „Das ist doch alles Geschwätz irgendwelcher Neidhammel. Ich hatte ein paar Hektar mit Landwirten getauscht, die ihre Anbauflächen zusammenlegen wollten. Dass die Stadt dann auf meinem Grund bauen wollte, war reines Glück.“
„So viel Glück hätte ich auch gerne mal“, sagte Katja fröhlich.
„Versuch’s doch mal mit Lotto.“
„Vergessen wir die Grundstücke“, schaltete sich Velten ein. Er befürchtete, dass der undiplomatische Fragestil seiner Kollegin Alf genauso zum Schweigen bringen würde wie Hagen Leonhard. „Kann es sein, dass du uns dein Verhältnis zu Tina etwas zu rosig geschildert hast?“
„Inwiefern?“
„Wir haben gehört, dass du sie daran hindern wolltest, der Stadtverwaltung kritische Fragen zur Pfaffenwiese zu stellen. Du sollst sie ziemlich unter Druck gesetzt haben, nachdem das Rathaus in der Redaktion angerufen hat.“
„Jungen Leute n muss man eben hin und wieder die Richtung vorgeben“, verteidigte sich Alf. „Sie war damals irgendwelchen Verschwörungstheorien von Kröten-Ferdi und seinen Öko-Spinnern aufgesessen. Hätte sie darüber geschrieben, wäre das für sie und den Kurier verdammt peinlich geworden.“
Velten wollte nachhaken, doch sein ehemaliger Kollege winkte ab. „Wir reden ein anderes Mal weiter. Ich muss los. Ihr wisst ja, niemand hat so wenig Zeit wie ein Rentner. Ihr haltet mich doch auf dem Laufenden, wenn ihr etwas Neues erfahren solltet?“ Alf verabschiedete sich knapp und verschwand.
„Der hatte es aber plötzlich eilig“, wunderte sich Katja. „Unsere Fragen haben ihm wohl nicht gefallen.“
„Kein Wunder. Ich habe ja gestern Abend noch mit Karl Weber telefoniert.“
„Dem ehemaligen Wirtschaftsförderer?“
„Genau. Er erzählte mir, dass Alf eine Zeit lang wirklich sehr viel Glück mit seinen Immobiliengeschäften hatte, die übrigens wesentlich umfangreicher waren als die paar Hektar, die er gerade erwähnt hat. Im Rathaus gab es deswegen eine Menge Gerede, aber mehr auch nicht. Die damalige Stadtspitze hatte wenig Interesse daran, dem wichtigsten Lokaljournalisten mit kritischen Fragen auf die Pelle zu rücken. Das alles ist schon sehr merkwürdig.“
Katja deutete mit dem Kugelschreiber auf die
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